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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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die Menschen dort führen. Ausgefüllt statt festgelegt. Ich bin in drei Fachgebieten ausgebildet, aber ich habe mich als Person nicht auf breiter Grundlage weiter entwickelt. Ich bin festgelegt, festgefahren in ganz schmaler Spur.«
    »Das ist ja genau das, was im Tarnover schiefläuft, oder?«
    »Ich. ich verstehe halb , was Sie damit sagen wollen. Bitte erläutern Sie's mir näher.«
    »Nun, Sie haben doch einmal das Tarnover mit dem Argument verteidigt, es sei dazu bestimmt, eine optimale Umgebung für Menschen bereitzustellen, die so gut den schnellen Veränderungen der modernen Gesellschaft angepaßt sind, daß man's ihnen zutrauen kann, sowohl für sich selbst wie auch für andere hervorragend zu planen. Jedenfalls haben Sie das sinngemäß geäußert. Aber es klappt nicht, oder? Warum nicht? Weil es der übermächtigen Kontrolle durch jene Leute unterliegt, die ihre Macht, woran ihnen so lag, mit den gleichen alten Methoden erlangten, die man. na, Teufel, die man, soviel ich weiß, schon im prädynastischen Ägypten anwandte. Für diesen Menschenschlag gibt es nur eine Möglichkeit, jemanden zu schlagen, der überholt. Schneller zu sein. Aber denken Sie daran, wir befinden uns im Raumfahrtzeitalter. Und gestern bin ich auf eine Metapher gekommen, die ziemlich genau zum Ausdruck bringt, was ich meine.« Er gab das Beispiel mit den beiden Flugkörpern in zwei kreisrunden Umlaufbahnen wieder.
    Freeman wirkte leicht verdutzt. »Aber jeder weiß.«, begann er, aber dann verstummte er und überlegte. »Oh. Nein, nicht jeder. Ich wollte, ich hätte daran gedacht. Ich hätte gerne Hartz gefragt.«
    »Das glaube ich. Aber verweilen Sie mal für einen Moment bei dieser Einsicht. Nicht jeder weiß. In diesem unseren Zeitalter eines bislang ungekannten Informationsflusses werden Menschen von dem Gespenst geplagt, sie könnten in Wirklichkeit unwissend sein. Die herkömmliche Begründung dafür lautet, es gäbe buchstäblich viel zu viel an Wissen.«
    »Und das stimmt auch«, sagte Freeman trotzig. Und trank Whisky.
    »Zugestanden. Aber gibt es nicht einen weiteren Faktor, der bei weitem das größere Unheil anrichtet? Wird uns nicht mit jedem Tag bewußter, daß Daten existieren, zu denen man uns den Zugang verwehrt?«
    »Sie haben schon einmal so etwas erwähnt.« Aus Konzentration runzelte sich Freemans Stirn. »Ein neuer Anlaß zur Paranoia, war's nicht so was ähnliches? Aber wenn ich anerkenne, daß Sie recht haben, dann. Ja, Verdammnis, das klingt ja, als wollten Sie alle und jede einzelne der im Laufe des letzten halben Jahrhunderts getroffenen Maßnahmen rückgängig machen.«
    »Genau.«
    »Aber das ist doch vollkommen unmöglich!« Freeman straffte sich in sichtlicher Bestürzung.
    »Nein, da täuschen Sie sich. Diese Auffassung ist das Ergebnis eines falsch gewählten Standpunkts. Gehen Sie mal stufen weise an die Sache ran. Versuchen Sie's mit der holisti-schen Weise des Herangehens, die Sie immer so abqualifiziert haben. Stellen Sie sich die Welt als Einheit vor und setzen Sie die entwickelten Nationen - die überentwickelten - mit Tar-nover gleich, oder noch besser mit Trianon. Und vergleichen sie die erfolgreicheren der weniger wohlhabenden Länder mit jenen PZ-Gemeinden, die unter so wenig aussichtsvollen Bedingungen von vorn anfangen mußten, in denen es sich aber heute erträglicher leben läßt als in den meisten Städten dieses Kontinents. Kurz gesagt, wovon ich rede, ist das Projekt Sparsamkeit im Großen: der Abbruch eines Experiments, dessen Kosten entschieden zu hoch waren und das sich nicht ausgezahlt hat.«
    Freeman dachte für lange Zeit nach. »Wenn ich Ihnen zugestände, daß Sie recht haben«, meinte er endlich, »oder wenigstens teilweise recht, was würden Sie dann von mir erwarten, daß ich's tun soll?«
    »Nun. äh. Na, Sie könnten damit anfangen, zu erwägen, wie Sie Kate und mich abhauen lassen.«
    Diesmal war das Schweigen, das sich zwischen ihnen ergab, nachgerade spürbar gekennzeichnet durch inneres Ringen. Schließlich trank Freeman sein Glas aus, erhob sich in plötzlicher Entschiedenheit, befühlte die Außenseite seiner Jackentasche. Er entnahm ihr einen flachen, grauen Gegenstand aus Plastik, so groß wie seine Handfläche. »Das ist kein Taschenrechner, obwohl's so aussieht«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Es ist ein Kommunikator. Der Bildschirm befindet sich unter dem Deckel. Anschlußkabel und Stecker sind innen. Dort, da und hier sind K-Anschlüsse.« Er deutete in

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