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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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ein weiser Mensch. Das steht außer Frag e .«
    »Ich sehe mich gezwungen, Ihnen beizupflichten.« Mit einer Spur von Widerwillen. »Und infolge dessen. nun, Sie haben's ja gesehen.«
    »Was sollte man anderes erwarten? Und das meine ich durchaus nicht sarkastisch. Genauso wie meine Einberufung ans Tarnover absehbar war, sobald sie von meiner Existenz erfahren hatten, so voraussehbar war Kates Verhaftung, sobald sie denen aufgefallen war, indem sie in meinem Dunstkreis auftauchte.«
    »Ich habe den Eindruck«, sagte Freeman nach kurzem Zögern, »daß Sie mich nicht länger zu denen rechnen.«
    »Sie haben sich davongemacht, was?«
    »Ha! Das kann man sagen!« Er leerte sein Glas und lehnte das Nachfüllen ab. »Nein, aber ich werde es arrangieren. Ich weiß schon, wo. So etwas kann einfach nicht richtig sein, es kann unmöglich richtig sein! Was zum Teufel hatte sie denn getan, um ohne jedes gerichtliche Verfahren eine so unendliche Erniedrigung zu verdienen, verhört zu werden, bis ihre Seele so nackt ist wie ihr Körper? Irgendwo sind wir aus den Gleisen gesprungen. Soweit hätte es nie kommen dürfen.«
    »Und Sie meinen, ich besäße Vorstellungen über einen alternativen Weg?«
    »Gewiß.« Die Antwort kam lebhaft und ohne Zögern. »Und ich möchte sie wissen. Mir sind alle Stützen abhanden gekommen. Im Moment weiß ich nicht einmal, wo in der Welt ich stehe. Vielleicht fällt's Ihnen schwer, das zu glauben aber. na, ich hatte immer in meinem persönlichen Dasein einen Glaubenssatz, der besagte, daß die Maximierung des Informationsflusses objektiv gut sei. Damit meine ich, aufrichtige, offene und ehrliche Verhältnisse, die Wahrheit feststellen, wie sie ist, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.« Ein heiseres Lachen. »Ein Schrumpfzwerg, den ich dienstlich kenne, be-harrt darauf, das sei eine Form von Überkompensation für die Art und Weise, in der man mich als Kind darauf trimmte, meinen Körper zu verstecken. Ich bin so erzogen worden, daß ich mich im Dunkeln an- und auskleidete, ins Bad ging und es verließ, wenn niemand es sah, wie der Teufel verschwand, sobald ich die Spülung betätigte, aus Furcht, jemand könne mich bemerken und dann daran denken, was ich eben getan hatte. ach, vielleicht hat der Kerl teilweise recht. Heraus kam jedenfalls dabei, daß ich zum Top-Vernehmungsspezialisten aufstieg, der Leuten Informationen ohne Folter und mit dem geringstmöglichen Grad an Unannehmlichkeiten entziehen kann. So ausgedrückt, klingt das durchaus, als ließe es sich ohne weiteres rechtfertigen, oder?«
    »Natürlich. Aber das Bild ändert sich, wenn die dadurch erlangten Daten unzugänglich gemacht und dadurch persönlicher Besitz der Machthaber werden.«
    »Das ist es.« Freeman setzte sich wieder bequemer; frische Eiswürfel klirrten in seinem aufgefüllten Glas. »Ich habe den Auftrag, Sie zu vernehmen, übernommen wie jeden anderen Auftrag. Die Liste der Beschuldigungen gegen Sie war lang genug, und eine davon traf mich an einem besonders empfindlichen Punkt. Einspeisung falscher Daten ins Netz, wie Sie sich denken können. Und überdies hatte ich schon von Ihnen gehört. Ich bin erst vor drei Jahren nach hier gekommen - aus Weychopee, wie's sich ergibt, dem Ort, den Sie als >Elektro-Eichkater< kennen -, und sogar dort liefen unter den Aspiranten Gerüchte über einen Keiler um, der sich in Luft aufgelöst und den man nie geschnappt hatte. Sie sind zu einer Art Sagengestalt geworden, zum Ritter mit elektronischer Tarnkappe, wußten Sie das?«
    »Hat jemand meinem Beispiel nachgeeifert?«
    Freeman schüttelte den Kopf. »Man hat's wesentlich erschwert, sich auszubiegen. Fallen für elektronische Rumpelstilzchen überall. Und seither ist vielleicht auch nie wieder jemand mit Ihrem Talent bei uns gewesen.«
    »Andernfalls hätten Sie sicherlich davon erfahren. Sie sind also eine Person von beachtlichem Rang, stimmt's, Dr. Free-man? Oder heißt es Mr. Freeman? Ich glaube, ich kann Sie recht genau einschätzen. Ich tippe auf >Mister<.«
    »Damit liegen Sie richtig. Meine Qualifikationen sind geisteswissenschaftlicher Art, keine bloßen Doktorwürden. Ich war immer sehr stolz darauf. Wie die Chirurgen drüben in Großbritannien, die sind beleidigt, wenn man sie mit >Dr. Soundso< anredet. Aber das ist so unwichtig, so überflüssig, es ist albern. Wissen Sie, was mich am härtesten traf, als ich Ihrer Beschreibung von Abgrundsdorf zuhörte?«
    »Sagen Sie's mir.«
    »Diese Dichte im Gewebe des Lebens, das

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