Der Schockwellenreiter
Spieler, vorausgesetzt jedoch, daß die Punktzahlen durch einen Schiedsrichter oder durch elektronische bzw. sonstige Geräte einer fortwährenden Kontrolle unterliegen; in solchen Fällen kann keiner der beiden Spieler gegen die Punktzahlen, sobald sie am Ende oder in irgendeiner Phase des Spiels offengelegt werden, Einspruch erheben.
Es ist allgemein üblich, wenngleich nicht obligatorisch, daß in einem Spiel Gewinner und Verlierer feststehen, sobald die Punktzahl eines Spielers die Punktzahl des Gegenspielers um 100 Punkte übersteigt.
Metonymie
Nach den Anzeigen der Instrumente war der Metabolismus des Subjekts noch in zufriedenstellender Verfassung; seine Stimme jedoch war sehr schwach geworden, und die Reaktionszeiten dehnten sich aus. In immer kürzeren Abständen mußte es aus dem regressiven Zustand in die Gegenwart geholt werden. Höchstwahrscheinlich war das auf die stimulationsarme Umgebung zurückzuführen, viel zu stimulationsarm für jemanden, dessen Fähigkeit zur Erduldung von schnellen, extremen Veränderungen man im Laufe der vergangenen Wochen grafisch dokumentiert hatte. Infolgedessen bestellte Freeman einige zusätzliche Anlagen, um die Lage zu verbessern: einen großen Projektions-3d-Bildschirm, einen Elektrotoner und einen Personifikator, um die Anwesenheit von zwei oder drei Zuschauern vorzutäuschen. Während er auf die neuen Gerätschaften wartete, mußte er die Vernehmung in der vorherigen Weise weiterführen, indem er sich mit dem Subjekt in der Gegenwart unterhielt.
»Sie sind ein guter Mauern-Spieler, glaube ich.«
»Möchten Sie ein Spielchen machen, um die Langeweile zu vertreiben?« Die Stimme wies einen winzigen Rest des alten Trotzes auf.
»Ich selbst bin ein schlechter Spieler. Es wäre ein ungleiches Spiel. Aber warum hat Mauern Sie eigentlich so viel mehr interessiert als beispielsweise Go, oder sagen wir mal, Schach?«
»Schach ist automatisiert worden«, lautete prompt die Antwort. »Wie lange ist es her, seit ein Schachweltmeister ohne Computer-Unterstützung gespielt hat?«
»Ich verstehe. Ja, soviel ich weiß, hat noch niemand ein taugliches Mauern-Programm aufgesetzt. Haben Sie's denn mal versucht? Ihnen stand ja genug Computerkapazität zur Verfügung.«
»Oh, mit einem Programm Schach zu spielen, das ist Arbeit. Spiele sind zum Vergnügen da. Ich nehme an, ich hätte Mauern ein für allemal versauen können, hätte ich mir ein oder zwei Jahre Zeit gelassen. Aber ich wollte es nicht.«
»Sie wollten es wegen seiner Anklänge von Festsitzen, Abgrenzung, gesichertem Boden und dergleichen als nondeterministische Analogie Ihrer eigenen mißlichen Situation konservieren - stimmt's?«
»Denken Sie darüber, was Ihnen paßt. Mir ist es scheißegal.
Eine der greulichsten Eigenschaften von Leuten wie Ihnen ist die Unfähigkeit, einmal ganz einfach an irgend etwas Freude zu haben. Ihnen mißfällt die Vorstellung, daß es Vorgänge gibt, die Sie nicht analysieren können. Sie sind an der soziologischen Seite des Stammbaums der geradlinige Nachfahre jener Forscher, die Katzen und Hunde auseinandernahmen, weil schon deren Persönlichkeiten ihnen zu komplex waren, um ihnen Ruhe zu lassen. Das ist ganz nützlich, um etwas über Synapsenformationen zu lernen, aber völlig untauglich, um Katzen zu begreifen.«
»Sie sind ein Holist.«
»Ich hätte mir denken können, daß Sie früher oder später diese Bezeichnung als Schimpfwort verwenden.«
»Im Gegenteil. Da wir, wie Sie richtig bemerken, die verschiedenen Komponenten des Nervensystems erforscht haben, fühlen wir uns nun endlich dazu imstande, ihre Wechselwirkungen zu beeinflussen. Wir haben damit Schluß gemacht, die Persönlichkeit wie ein feststehendes Datum zu betrachten. Ihre Haltung dagegen ähnelt der eines Menschen, der einen Fluß anschaut, ohne an seinen Quellen, dem Stromgebiet, den jahreszeitlich unterschiedlichen Regenfällen und dem mitgeführten Schlick interessiert zu sein.«
»Mir fällt auf, daß Sie nicht von Fischen in dem Fluß reden. Auch nicht davon, ob man daraus trinken kann.«
»Könnte das Ausschauen vom Ufer her Ihnen verraten, warum es in diesem Jahr keine Fische darin gibt?«
»Könnte das Zählen der Liter-per-Minute Ihnen verraten, warum er schön ist?«
Freeman seufzte. »Wir geraten immer in die gleiche Art von Sackgasse, stimmt's? Ich sehe in Ihrer Einstellung eine Ergänzung zur meinen. Sie dagegen leugnen, daß meine Haltung auch ihre Berechtigung hat. Impasse.«
»Falsch. Oder
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