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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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tatsächlich. Aber natürlich verhält es sich gar nicht so. Was sie ansteuern, ist der Über-zweihundert-IQ. Aber was sie nicht begreifen: Intelligenz und Weisheit sind nicht das gleiche.« Er ballte die Hände zu Fäusten. »Das sind fürchterliche Aussichten. Man muß diese Menschen aufhalten! Irgendwie und um jeden Preis. Seit sechs Jahren strample ich mich nun ab und versuche einen Weg zu finden, in der Hoffnung, daß die dreißig Millionen, die für mich ausgegeben worden sind, nicht völlig umsonst waren, aber ich habe nicht die winzigste Kleinigkeit erreicht.«
    »Hemmt Sie nicht Ihre Furcht vor. na, vor Strafe?«
    Er blickte ruckartig auf. »Sie haben doch einen Verstand, oder? Ich vermute, ich fürchte mich davor, bestraft zu werden, ja.«
    »Bloß fürs Aussteigen?«
    »Oh, ich habe eine ganze Reihe von staatsfeindlichen Verbrechen begangen. Falsche Identitäten angenommen, mir durch Betrug ein Notarssiegel zugelegt, dem ComputerVerbund falsche Daten eingegeben. Seien Sie getrost davon überzeugt, daß man mehr als genug Gründe dafür fände, mich einzusperren.«
    »Es wundert mich, daß man Sie so mühelos verschwinden ließ.«
    »Sie zwingen nicht, wenn sie verführen können. Dummköpfe sind sie nicht. Sie sind sich sehr wohl dessen bewußt, daß ein Freiwilliger, der für sie sein Äußerstes leistet, zwanzigmal soviel wert ist wie ein widerwilliger Pflichtarbeiter.«
    »Verstehe«, sagte sie, während sie an ihm vorbei ins Nichts starrte. »Sie hielten Sie für vertrauenswürdig und ließen Ihnen zuviel Spielraum. Was haben Sie nach Ihrem Verschwinden gemacht?«
    Er zählte seine verschiedenen Tätigkeiten auf. »Hm! Wenn schon nichts anderes, haben Sie doch einen breiten Querschnitt der Gesellschaft zustandegebracht. Warum haben Sie nach alldem einen Posten bei der IIA angetreten?«
    »Ich mußte mir Zugang zu einigem geschützten Datenmaterial auf Bundesebene verschaffen. Vor allem, um festzustellen, ob mein Code noch etwas taugte. Was der Fall war. Aber nun, da man sich in KC für meine Identität zu interessieren beginnt, ist es höchste Zeit, daß ich zum letzten Mal davon Gebrauch mache und mich wieder einmal umstelle. Das verursacht Kosten, klar, aber ich habe noch ein paar Delphi- Gewinne ausstehen, und ich bin sicher, daß ich mir auch für die nächste Zeit einen gutbezahlten Beruf zulegen kann. Hat man hier nicht eine Schwäche für mystisches Zeug? Ich kann Computer-Horoskope verzapfen, Gen-Beratungen durchführen - ich glaube, das geht in Kalifornien ohne amtliche Genehmigung - und. ach, eben alles, was sich mit einem Computer-Terminal anfangen läßt.«
    Sie maß ihn mit ruhigem Blick. »Sie befinden sich in einer Pauschalzone«, sagte sie.
    »Ja, zum Teufel, na und?!« Plötzlich fühlte er sich ganz allein und unbeschreiblich angreifbar. »Sind die Nachteile weitreichend? Ich meine, selbst wenn man nicht mit jedem öffentlichen Kommunikator Verbindung zum Datensystem erhält, sind doch Computer nicht allgemein verboten, oder?«
    »Nein, aber man muß einen besonderen Antrag einreichen, um Computer-Zeit zu erhalten. Und hier ist mehr Bargeld im Umlauf als überall woanders auf dem Kontinent, und der K-Service ist beschränkt: man kann nicht nach Orten außerhalb des Landes durchwählen, man muß ein Telegramm schicken und sich anrufen lassen. So ist das hier.«
    »Aber wenn ich keine neue Identität annehmen kann, was soll dann aus mir werden?« Er stand nun auf den Beinen und zitterte.
    »Sandy!« Sie erhob sich ebenfalls und trat vor ihn hin, sah ihn mit festem Blick an. »Haben Sie noch nie den Versuch gewagt, dem Gegner die Stirn zu bieten?«
    »Was?« Er blinzelte sie verblüfft an.
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie jedesmal, wenn einer Ihrer Pläne schiefgegangen war, ihn aufgegeben haben - und mit ihm die dazugehörige Identität - und irgend etwas anderes angefangen. Vielleicht ist das die Ursache Ihres Mißerfolgs. Sie haben sich immer nur auf Ihre Begabung für allerlei Tricks verlassen, die genügten, um sie aus der Schlinge zu ziehen, statt durchzustehen, was Sie einmal begonnen hatten. Die Überladung, die Sie heute gepackt hat, sollte Ihnen eine Warnung sein. Es gibt eine Grenze dafür, wie oft Sie Ihre Persönlichkeit verändern können. Es gibt eine Grenze der Belastung, die Sie Ihrem Verstand zumuten dürfen. Ihr Körper hat Ihnen heute laut und deutlich mitgeteilt, daß Sie das letzte Mal zu weit gegangen sind.«
    »Oh, Scheiße.« Seine Stimme war voller Elend. »Im

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