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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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jedenfalls nur halb richtig. Ihr Problem ist so beschaffen: Sie wünschen meine Meinung als Unterbegriff Ihrer Meinung abzutun, doch das ist ausgeschlossen, weil man das Ganze nicht in einen Teil zwängen kann.«
Spiel ins Blaue
    Sich auf die Straßen von Gottbewahre zu begeben, war für ihn ein wenig so, wie für jemanden aus wohlbehüteter Familie der Besuch eines Nacktbadestrandes, aber das Gefühl hielt nur für kurze Zeit an. Diese Kleinstadt war überraschend attraktiv. Ihre Architektur war äußerst vielseitig, weil alles in großer Hast aus dem Boden gestampft worden war, doch hatte gerade die überstürzte Eile auch eine grundsätzliche Einheitlichkeit verursacht, die nun eine Verzauberung durch rötlichen Abendsonnenschein erfuhr. Die Bürgersteige waren belebt, die Fahrbahnen dagegen nicht. Als einzige Fahrzeugarten sahen sie Fahrräder und Elektro-Busse. Es gab viele Bäume, Büsche und Blütensträucher. Die Mehrzahl der Menschen kümmerte sich anscheinend wenig um die Kleidung; sie trugen unauffällige Kleidungsstücke in Blau, Braun und Gelbbraun, und viele waren sichtlich abgetragen. Aber sie lächelten viel und grüßten ständig - auch ihn und Kate, also Fremde -, mindestens alle sechs Schritte einmal. Nach einer Weile kamen sie an ein Restaurant, das wie eine griechische Taverne aufgemacht war, mit Tischen auf einer Terrasse, die ein Dach aus Weinranken besaß, welche sich um Pfähle und Drähte wanden. Drei oder vier Partien Mauern waren zur Zeit im Gang, jeder von einer Gruppe wachsamer Kibitze beobachtet. »Kein schlechter Einfall«, sagte er leise zu Kate und blieb stehen. »Vielleicht kann ich hier etwas abstauben, wenn um Geld gespielt wird.«
    »Sind Sie ein guter Spieler? Entschuldigung, eine dumme Frage. Aber soviel ich gehört habe, soll man sich hier glänzende Spiele liefern.«
    »Aber sie spielen manuell. Sehen Sie selbst!«
    »Müssen sie deshalb schlechte Spieler sein?«
    Er musterte sie für einen langen Moment. »Wissen Sie was?« meinte er dann. »Ich glaube, Sie sind für mich wichtig.«
    »Das will ich hoffen«, erwiderte sie bissig und schnitt das gleiche Gesicht wie in dem Moment, als er sie zum erstenmal gesehen hatte, die Nase gerunzelt, die Oberlippe hochgezogen, so daß man ihre Vorderzähne sah wie bei einem Kaninchen. »Außerdem weiß ich, daß Sie mich mochten, bevor Sie's selber merkten, und so was ist selten, so daß man es zu schätzen wissen sollte. Kommen Sie, wir wollen der Reihe Ihrer Erwerbstätigkeiten auch noch Mauern-Miesling hinzufügen.«
    Sie fanden einen Tisch, von dem aus sie den Verlauf der Partien verfolgen konnten, während sie Pizza aßen und einen heimischen Tischwein tranken, und so ziemlich um den Zeitpunkt, als sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren, erkannte einer der Spieler, daß er seinem Gegner gerade die Möglichkeit eingeräumt hatte, mit einem einzigen schmalen Dreieck, das nahezu über die gesamte Breite der Spielfläche reichte, den vorgegebenen Hundert-Punkte-Vorsprung zu überschreiten. Er verfluchte seinen Fehler, gab sich geschlagen und entfernte sich mißgestimmt. Der Gewinner, ein dicker Glatzkopf, der früher einmal ein gutaussehender Mann gewesen sein mußte, in verblichenem rosa Trikot, begann sich bei jedermann zu beklagen, der es hören wollte. »Aber man braucht doch nicht so ein schlechter Verlierer zu sein, oder? Oder? Oder?« Als er Kate ansah, lächelte sie und schüttelte den Kopf. »Und dabei habe ich noch mindestens eine Stunde Zeit, bevor ich gehen muß, und. He, hätte jemand von Ihnen Lust, an seiner Stelle zu spielen? Sie haben zugeschaut, ist mir aufgefallen.«
    Sein Gebahren und die Redensarten waren unverkennbar. Hier war ein typischer erwerbsmäßiger Mauern -Miesling am Werk, das Gegenstück zu den Schach-Schelmen, die in aller Bescheidenheit herumsaßen und so taten wie die hinterletzte Garnitur, bis irgend jemand so dumm war und in einem Spiel gegen ihn Geld riskierte. Na, trotzdem ein Weg, um ins Spiel zu kommen… »Klar, ich trete gegen Sie an, mit Vergnügen! Das ist Kate, und ich.« - er hoffte, daß sein flüchtiges Zögern nicht auffiel; er konnte sich in Alexander umbenennen, und da Kate daran gewöhnt war -».ich bin Sandy.«
    »Ich heiße Hank. Nehmen Sie Platz. Was halten Sie vom Wetten? Wie Sie unter Umständen bemerkt haben, bin ich kein übler Gegenspieler.« Der Glatzkopf bekräftigte seinen Vorschlag mit einem prachtvollen, zähnefletschenden Grinsen.
    »Lassen Sie uns lieber erst mit gleichem

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