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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Verbandsmitglied, woher Sie kommen? Also, sollten Sie sich in Gottbewahre niederzulassen beabsichtigen, kann ich jetzt schon voraussagen, wer die Winter-Meisterschaft gewinnt. Sie und Morris zusammen wären ein unschlagbares.«
    »Sie meinen, das war Morris Fagin ?«
    Rundum im Haufen der Zuschauer gab es erstaunte Reaktionen: Was, dieser Keiler will das gar nicht gewußt haben?
    »Sandy«, flüsterte ihm Kate in diesem Augenblick allgemeiner Verblüffung zu, »es wird spät. Noch später für uns als es für diese netten Leute schon ist.«
    »Ich. äh. Ja, du hast recht. Entschuldigen Sie uns, liebe Leute, wir sind heute weit gereist.« Er stand auf und strich die schmuddligen, unvertrauten Banknoten ein, die er neben sich an der Ecke des Tisches aufgehäuft hatte. Jahre waren verstrichen, seit er zuletzt mit soviel Kollektiv-Scrib, genannt Papiergeld, zu tun gehabt hatte; in seiner Kirche in Toledo war dergleichen automatisch eingesammelt und gezählt worden. Für die meisten Menschen hörte die Barzahlung heutzutage mit den paar Münzen auf, die man in der Tasche mittrug, ohne ihr Gewicht zu spüren. »Ich fühle mich geehrt«, sagte er zu dem älteren Mann. »Aber darüber müssen Sie mich erst einmal nachdenken lassen. An sich befinden wir uns bloß auf der Durchreise. Wir sind nicht mit der Absicht gekommen, uns hier niederzulassen.« Er nahm Kates Arm und geleitete sie eilig hinaus, sich schrecklich der Sensation bewußt, die er verursacht hatte. Er konnte sich regelrecht vorstellen, wie jetzt die Neuigkeit seiner Spieltüchtigkeit in den Kreislauf der Mundpropaganda einfloß.
    »Ich habe alles verdorben, stimmt' s?« sagte er bekümmert, während sie sich auskleideten. Es war ein neues Gefühl für ihn, Fehler einzugestehen. Diese Erfahrung war genauso unangenehm wie er sie sich immer ausgemalt hatte. Aber in seiner Erinnerung war noch deutlich Kates Beschreibung der Tarnover-Abgänger vorhanden: davon überzeugt, sich nicht irren zu können. Das ist nicht menschlich. Das ist maschinenhaft. Es sind Menschen, deren Auffassung von der Welt so aussieht: sorglos und damit weitermachen, das einzige zu tun, was sie tun können, auch wenn es falsch ist.
    »Leider, ja.« Ihre Stimme klang sachlich, frei von jedem Vorwurf. »Aber du konntest es selber nicht verhindern. Tscha, unter den Augen des Kreisvorsitzenden des Mauern Verbandes den gegenwärtigen Westküsten-Meister zu schlagen. ja, das muß ganz naturgemäß Aufsehen erregen. Es tut mir leid. Ich wußte nicht, daß du Fagin nicht erkannt hattest.«
    »Du kennst ihn?« Er verharrte mitten im Ausziehen seiner Hosen, lächerlicherweise ein Bein noch darin, das andere außerhalb. »Und warum zum Teufel hast du mich nicht gewarnt?«
    »Willst du mir einen Gefallen erweisen? Lern' mich erst besser kennen, ehe du deinen ersten Krach mit mir anfängst. Dann kannst du mir gerechter werden.«
    Er hatte sich am Rande unverhohlenen Ärgers befunden. Die Aufwallung verschwand. Er zog sich vollends aus, so wie sie, und schloß sie in seine Arme. »Ich mag dich sehr gern als Mensch«, sagte er und drückte einen ernsthaften Kuß auf ihre Stirn. »Ich glaube, ich werde dich als Frau ebenso mögen.«
    »Ich hoffe es«, erwiderte sie mit gleichartiger Nüchternheit. »Könnte sein, daß wir für ein ganzes Weilchen zusammen unterwegs sind.«
    Er wich auf Armeslänge zurück, die Hände auf ihren Schultern. »Wohin sollen wir als nächstes gehen. Wohin?« Um Rat zu fragen, war in seinem Leben genauso ungewöhnlich wie das Eingestehen von Fehlern. Und es wühlte nicht minder auf. Aber er mußte sich an so beunruhigende Erfahrungen gewöhnen, wenn er den Kopf obenauf behalten wollte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Darüber denken wir morgen früh nach. Woandershin, soviel steht fest. Aber dieser Ort ist in seiner Art schon ganz recht. Nein, es ist heute einfach zuviel passiert. Komm, wir reizüberfluten uns und schlafen erst einmal aus, und um Entscheidungen machen wir uns nachher Sorgen.« Mit plötzlicher raubkatzenhafter Heftigkeit, als habe sie von Bagheera gelernt, schlang sie ihre Arme um ihn und drängte ihre Zunge, die so hart war wie ihr Blick harsch, zwischen seine Lippen.
Eine Anzahl von Kristallkugeln
    Im 20. Jahrhundert brauchte man kein unfehlbarer Weiser zu sein, um vorauszusehen, daß Erfolg zu nichts anderem führen konnte als zu Erfolg, und daß jene Nationen, die zuerst in die glückliche Lage gerieten, umfangreiche materielle Hilfsmittel mit fortgeschrittenem

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