Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
sie sauber und ließ jeden einzelnen Tag in neu gewonnenem Glanz erstrahlen. Sie suchten sich eine Bleibe mit vielen hohen Fenstern, mit hellen Farben und offener Raumaufteilung, wo es nur wenige weiche Schatten anstelle von allgegenwärtigen tiefen und undurchdringlichen Schatten gab und wo das Leben gelebt und nicht nur irgendwie durchgestanden werden konnte.
    Als sie jetzt endlich vom Hafen nach Hause kamen, nachdem sie Chang mit dem angeschossenen linken Fuß der Polizei übergeben hatten und ihre Aussagen aufgenommen worden waren, wurden sie in der Diele von Duke begrüßt. Er war ein Deutscher Schäferhund mit schmachtendem Blick, der zu großer Zuneigung fähig war, und sein Schwanz signalisierte ihnen übereifrig seine Freude über ihre Rückkehr.
    Normalerweise knieten sich Carson und Michael hin, um die Brust des Hundes zu streicheln, ihn hinter den Ohren und ihm dann den Bauch zu kraulen, wenn er sich auf den Boden fallen ließ und sich auf den Rücken rollte. Die Liebe eines Hundes ist rein und kann selbst im verdorbensten Herzen den unterdrückten Engel erwecken.
    Carson und Michael waren nicht verdorben, sie waren lediglich von einer Welt ermattet, die alles, was glänzte, mit Patina überzog, doch diesmal erwiderten sie Dukes Begrüßung nur mit einem Tätscheln seines Kopfes, einem kurzen Kraulen unter dem Kinn und Lob, das im Falsett vorgebracht wurde.
    »Guter Junge.«
    »Ein ganz braver Junge.«
    »Feiner Duke, lieber Kerl.«
    »Daddy ist sehr froh, seinen Dukie zu sehen.«
    Ohne vorherige Absprache waren beide auf dasselbe versessen: den Geruch nach frischem Baby, den Anblick dieses zahnlosen Lächelns, die lebhaften blauen Augen.
    »Dukie«, sagte Carson, »wo ist Scout? Finde Scout. Bring uns zu Scout.«
    Der Schäferhund kam dieser Aufforderung mit Begeisterung nach. Er raste durch den Flur und verschwand durch die offene Küchentür.
    Als Carson und Michael ihm folgten, fanden sie Mary Margaret Dolan am Spülbecken vor. Dort stand sie und schälte Äpfel. Duke hatte sich neben sie gestellt und wartete geduldig darauf, dass sie einen Apfelschnitz fallen ließ.
    Mary Margaret war sechzig, rundlich, aber nicht fett, hatte makellose Haut und Augen von der Farbe aufgeschnittener Limetten. Sie war klug, mitfühlend, praktisch veranlagt und unermüdlich heiter, und sie benutzte keine schlimmeren Ausdrücke als »verflixt« und »Bockmist«, wobei letzteres Wort sie erröten ließ.
    Sie war eine ehemalige Krankenschwester, und ihre früheren Arbeitgeber sprachen nur in Superlativen von ihr. Ihre Personalakte wies nicht den kleinsten Schönheitsfehler auf, noch nicht einmal eine Ermahnung, weil sie zu spät zur Arbeit erschienen war, oder einen Tadel, weil sie es mit den Krankenhausvorschriften nicht ganz so genau genommen hatte.
    Mary Margarets Ehemann Brendan war ein mit vielen Medaillen ausgezeichneter Polizeibeamter gewesen, der in Erfüllung seiner Pflicht gestorben war. Von ihren zwei Söhnen war einer Geistlicher geworden; der andere machte bei den Marines Karriere und hatte eine Brust voller Orden, die ganz nach dem Geschmack seines Vaters gewesen wäre. Was Mary Margarets drei Töchter anging, war eine Benediktinernonne, eine war Karmeliternonne, und die dritte arbeitete als Medizinerin für Ärzte ohne Grenzen und versorgte derzeit die Armen in Haiti.
    Nachdem sie ihren Hintergrund sorgfältig überprüft hatten, hätten sich Carson und Michael beinah dagegen entschieden, Mary Margaret einzustellen. Sie hatten sich von der Feststellung abschrecken lassen, dass Emily Rose Dolan, die Ärztin unter ihren Töchtern, auf einem Heimaturlaub von ihrem Dienst in der Dritten Welt von der kalifornischen Autobahnpolizei ermahnt worden war, da sie allein eine Spur benutzt hatte, die eindeutig für Wagen mit mehreren Insassen vorgesehen war.
    Trotz dieser unerhörten Gesetzesüberschreitung hatten sie Mary Margaret am Ende doch eingestellt, was zum Teil daran lag, dass sie die einzige Bewerberin für den Posten des Kindermädchens war, die weder Tätowierungen hatte noch aggressiv war.
    Eine Frau mit flächendeckenden Tattoos von der Schulter bis zum Handgelenk und mit einem Groll auf die ganze Welt konnte natürlich ein ebenso gutes Kindermädchen sein wie jede andere. Carson und Michael waren nicht bigott. Sie glaubten an Chancengleichheit sowohl für die auffällig Verzierten als auch für die ständig Stinksauren. Sie wollten nur nicht eines Tages nach Hause kommen und feststellen, dass sich um Scouts

Weitere Kostenlose Bücher