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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Kätzchen. Kinder auch nicht. Er tat nur so, als sei er ein großes, fieses Monster.
    Ehe er die Treppe wieder hinaufrannte, schnitt er vor dem Flurspiegel fürchterliche Grimassen. Meistens kicherte er über die Grimassen, die er schnitt. Ab und zu stieß er einen echten Entsetzensschrei aus.
    Jocko war glücklich. Glücklicher, als er es verdient hatte.
    Er verdiente schon deshalb kein großes Glück, weil er tatsächlich ein Monster war. Nur eben kein großes oder fieses Monster.
    Er hatte sein Leben in New Orleans als eine Art Tumor begonnen. Innerhalb des eigentümlichen Fleisches eines Angehörigen von Victor Frankensteins Neuer Rasse. Er wuchs, wuchs innerhalb der anderen Person. Wurde sich seiner Existenz bewusst. Riss sich los und zerstörte damit seinen Wirt. Er hatte sich von dem Körper der Neuen Rasse befreit. Von Victor befreit.
    Wenn man als Tumor begann, konnte das Leben nur besser werden.
    Jocko war größer als ein durchschnittlicher Zwerg. So bleich wie Seife. Unbehaart. Nun ja, abgesehen von den drei Haaren auf seiner Zunge. Er hatte ein Knubbelkinn. Einen lippenlosen Schlitz als Mund. Haut voller Warzen. Komische Füße.
    Nicht komisch im Sinne von lustig. Sondern eklig.
    Er war kein neuer Mensch von der Sorte, die Victor zu erschaffen versucht hätte. Viele Dinge, die Victor erschuf, entwickelten sich nicht so wie erwartet.
    Die Treppe rauf und wieder runter. »Jocko ist ein Spuk! Troll, Dämon, ein Ghul! Jocko ist viehisch, total irre, doch cool!«
    Jocko verdiente es nicht, glücklich zu sein, denn er war auch eine dieser Pannen. Er schaute nie, bevor er sprang. Oft schaute er auch nicht, nachdem er gesprungen war.
    Jocko wusste, dass der Aufstieg vor dem Fall kommt. Aber manchmal warf er einen Stein nach Vögeln, die im Sturzflug auf ihn herabgeschossen kamen, und der Stein fiel ihm auf den Kopf, und am Ende hatte er sich selbst beworfen.
    Vögel. Es hieß, der Spatz in der Hand sei besser als die Taube auf dem Dach. Jocko zog jeden Vogel auf dem Dach einem Vogel in seiner Hand vor. In Louisiana hatten ihn Vögel angegriffen, sowie sie ihn sahen. Sie hatten brutal nach ihm gepickt. Kreischend und grausam nach ihm gepickt. Jocko war immer noch auf der Hut vor Vögeln.
    Ein Monster. Eine Panne.
    Noch schlimmer. Ein Feigling. Man konnte ihm sehr leicht Angst einjagen. Jocko fürchtete sich vor vielem. Vor Vögeln. Kojoten. Pumas. Durchgegangenen Pferden. Rap-Musik. Vor seinem eigenen Gesicht. Blumenkohl. Dem Fernseher.
    Der Fernseher jagte ihm besonders große Angst ein. Nicht, wenn er angeschaltet war und man sich Sendungen ansehen konnte. Wenn er ausgeschaltet war. Der leere Bildschirm war ein großes, fieses Auge. Der Fernseher beobachtete Jocko, wenn er ausgeschaltet war.
    Erika hatte immer eine zusammengefaltete Decke auf dem Fernseher liegen. Wenn der Fernseher nicht lief, breitete sie die Decke über ihm aus. Das Auge war trotzdem noch offen. Offen unter der Decke. Aber wenigstens konnte es Jocko nicht sehen.
    Monster. Panne. Feigling. Und wenn er allein war, musste er ständig in Bewegung bleiben und etwas tun. Zappeln. Eine schwere Hyperaktivitätsstörung. Ein schwerer Fall von Zappelphilipp-Syndrom. Das hatte er in einem Buch gelesen.
    Und doch war Jocko weiterhin enorm glücklich. Immens glücklich. So glücklich, dass er häufig pinkeln musste. Er war glücklich, weil er inzwischen selten allein war. In diesem kleinen Haus, das auf sechzehn Hektar mit Wiesen und Wald stand, bildeten er und Erika eine glückselige Familie.
    Da sie in einem von Victors Schöpfungstanks entstanden war, war Erika wie alle Geschöpfe, die ihr Schöpfer in New Orleans erschaffen hatte, steril. Aber sie verspürte trotzdem den Drang, jemanden zu bemuttern. Victor hätte sie getötet, wenn er das gewusst hätte.
    Victor behauptete, Familien seien gefährlich. Die Menschen seien ihren Familien gegenüber loyaler als gegenüber ihren Herrschern. Victor duldete keine gespaltene Loyalität bei seinen Geschöpfen.
    Erika nannte Jocko »Kleiner«. Sie nannte ihn auch Sparky, wenn er zu zappelig war, um still zu sitzen.
    Wenn er ruhig war, nannte sie ihn manchmal Tiny Tim. Wenn er ruhig war, in einem Sessel saß und las. Sie lasen oft Bücher. Und saßen dabei in ihren Sesseln. In ihrem hübschen kleinen Haus.
    Vielleicht schneite es draußen. Oder es regnete. Oder es war einfach nur windig. Aber drinnen – Sessel und Bücher und oft heiße Schokolade.
    Nachdem er eine Stunde lang die Treppen rauf- und

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