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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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gepackt und begonnen, sie zu erwürgen, es sich dann aber noch einmal anders überlegt und beschlossen, ihr stattdessen die Kehle herauszureißen. Ihre gemarterte Stimme – erst erstickt, dann zu einem schrillen Kreischen animalischer Qual anschwellend und schließlich übel zugerichtet und rau – schien am Ende wie in einem Schwall Blut zu ertrinken. Augenblicklich klangen die Stimmen der anderen eindringlicher und verzweifelter, als seien sie Zeugen eines unsäglichen Grauens geworden, das als Nächstes sie selbst ereilen würde.
    Eine nahezu lähmende Faszination ließ Bryce auf den Knien verharren, das rechte Ohr an das Gitter gepresst. Vielleicht hätten ihn die Schreie nicht ganz so sehr hypnotisiert, wenn sie laut gewesen wären. Aber gerade der Umstand, dass sie nur schwach zu hören waren, gab ihm das Gefühl, ein mörderisches Geschehen zu belauschen, eine dämonische Raserei, bei der der Gewalttäter keine Mühe gescheut hatte, nur um sie in irgendeinem tiefen Keller zu inszenieren, wo diese Verbrechen für alle Zeiten geheim gehalten werden konnten.
    Bryce’ Lähmung entsprang auch seiner eigenen Angst. Der Überzeugung, dass auch ihm schon bald zustoßen würde, was diesen Unbekannten widerfahren war, und ihn erfüllte ein geradezu übernatürliches Grauen.
    Bald erhoben sich keine Stimmen mehr aus der Tiefe. Nichts anderes als ein hohles Schweigen drang an sein Ohr, das schmerzte, weil er es so fest an das Abluftgitter gepresst hatte.
    25.
    Dr. Henry Lightners Replikant war in dem Kellerraum anwesend, um der Vernichtung und Weiterverarbeitung des Krankenhauspersonals von der Nachtschicht zuzusehen, das schon seit vier Uhr morgens hier eingesperrt war.
    Siebzehn Mitarbeiter saßen auf dem Boden. Die silbernen Kappen der Nadeln, die ihr Gehirn anzapften, schimmerten hell an ihren Schläfen.
    Die Nummer achtzehn, die verstorbene Krankenschwester, deren Augen mit inzwischen geronnenem Blut gefüllt waren, lag flach auf dem Rücken. Für die Gemeinschaft besaß sie, ob tot oder lebendig, denselben Wert.
    Der Baumeister war ein junger Mann mit lockigem blondem Haar und grünen Augen mit braunen Sprenkeln. Aus irgendeinem Grund, der nur dem Schöpfer selbst bekannt war, handelte es sich bei sämtlichen Baumeistern um junge Männer und Frauen, und an menschlichen Maßstäben gemessen waren sie außergewöhnlich schön, obwohl Schönheit für Mitglieder der Gemeinschaft nicht die geringste Rolle spielte.
    Da sie durch Replikanten ersetzt worden waren, wurden die achtzehn Mitarbeiter der letzten Nachtschicht jetzt eliminiert – aber sie würden nicht nur getötet werden. Ihre Leichen waren Beweise für die geheime Revolution, die nun im Gang war, und sie durften niemals gefunden werden.
    Massengräber waren schwierig auszuheben und zu verbergen. Sie würden früher oder später entdeckt werden.
    Wenn man sie auf Scheiterhaufen verbrannte, entstand Rauch mit einem verräterischen Geruch, der sogar friedliche Schafe alarmieren könnte, die sich der Bedrohung ihrer Existenz überhaupt nicht bewusst waren.
    Die Baumeister waren die Lösung des Problems, wie man menschlichen Unrat beseitigte, und sie waren von grandioser Effizienz.
    Der junge Mann mit den blonden Locken begann zu morden und zu erschaffen.
    Anfangs ärgerte sich Henry Lightner über die Schreie der Verdammten, doch schon nach weniger als einer Minute fand er Vergnügen daran. Wie alle anderen in der Gemeinschaft hatte er keinerlei Interesse an Musik oder irgendeiner Form von Kunst, denn selbige begünstigten Muße, und Muße verminderte die Effizienz. Aber er hatte das Gefühl, bei diesen erstickten Schreien und Schluchzern könnte es sich um eine Art Musik handeln.
    Solche raschen, sauberen Hinrichtungen.
    Wenn alle tot waren, war weniger als die Hälfte der Arbeit des Baumeisters getan. Dann war er nicht mehr etwas so Gewöhnliches wie ein gut aussehender junger Mann, und die Konstruktion, der er sich widmete, erwies sich als ein spektakuläres Schauspiel, das Henry Lightner fesselte.
    Wenn die Arbeit hier beendet war, würden sie weiterziehen und sich das Personal der Tagschicht vornehmen, das in dem angrenzenden Raum eingesperrt war. Und irgendwann nach Ende der Besuchszeit würden im Lauf des Abends und bis in die Nacht hinein die Patienten einer nach dem anderen heruntergebracht werden.
    Ein so erbarmungsloses, flinkes Gestalten von Fleisch und Knochen.
    Ein solcher Schöpfungsrausch.
    26.
    Zitternd zog sich Bryce Walker auf die Füße und

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