Der Schoepfer
Hosen getragen?«
»Ja, manchmal.«
»War sie eine fette alte Tonne, oder war sie eher schwindsüchtig? Vielleicht würde mir eine von ihren Hosen passen.«
»Nein, Sir. Man hatte immer das Gefühl, an ihr sei viel dran, aber manchmal konnte man ihr ansehen, dass sie in Wirklichkeit winzig war, viel kleiner als ich.«
Mr Lyss war schon seit einer Weile nicht mehr aufgebraust, aber jemand wie er konnte nicht lange ruhig bleiben. Er lief in der Küche umher wie ein Tier in einem Käfig. Er deutete auf die Wanduhr. »Weißt du, wie spät es ist, Peaches? Kannst du die Uhr lesen? Kannst du das wenigstens?«
»Ich kenne die Stunde und die halbe Stunde. Und zehn Minuten davor und danach. Aber die mittleren zehn Minuten zwischen der Stunde und der halben Stunde mag ich nicht. Die mittleren zehn bringen mich durcheinander.«
Mr Lyss schüttelte erst eine Faust und dann die andere drohend in Nummys Richtung. »Ich werde dir sagen, wie spät es ist, du Armleuchter, du Mondkalb. Es ist Viertel vor zu spät. Sie werden herkommen, weil sie dich suchen. Uns suchen.« Seine geballten Hände öffneten sich plötzlich, packten Nummy am Sweatshirt und schüttelten ihn. »Ich brauche eine Hose ! Ich brauche ein Hemd, einen Pullover, irgendeine Jacke ohne Polizeiabzeichen! Weißt du, wo ein Hungerhaken wie ich etwas Passendes zum Anziehen findet?«
»Ja, Sir«, sagte Nummy, als Mr Lyss aufhörte, ihn zu schütteln, und ihn gegen den Küchentisch stieß. »Nach seinem Schlaganfall hat der arme Fred viel abgenommen. Jetzt ist er wie eine Vogelscheuche.«
»Wer? Welcher Fred?«, fragte Mr Lyss so barsch, als hätten sie noch nie über den armen Fred gesprochen.
»Der arme Fred LaPierre«, erklärte Nummy. »Der Ehemann von Mrs Trudy LaPierre nebenan.«
»Von der Trudy, die dich angeheuert hat, um ihn zu ermorden.«
»Nein, Sir. Sie hat mich nicht angeheuert. Sie hat versucht, Mr Bob Pine anzuheuern.«
Mr Lyss schlug sich wieder und wieder mit einer Faust in die offene Handfläche der anderen Hand, während er sprach. »Was ich über sie weiß, klingt nicht nach einer großzügigen Frau, die Kleidungsstücke ihres Mannes weggeben würde, um einem armen Reisenden aus der Patsche zu helfen. Sie scheint ein echtes Miststück zu sein!«
»Wie ich Ihnen schon sagte, ist Mrs Trudy LaPierre fort. Keiner weiß, wohin sie gegangen ist. Es heißt, sie sei fortgelaufen, aber sie hat den Wagen genommen, und daher glaube ich, die Leute irren sich. In Wirklichkeit ist sie gefahren, nicht gelaufen. Und der arme Fred mampft eingegipst in der Bärenpflege Pampe.«
Mit rot angelaufenem Kopf und gefletschten Zähnen schlug Mr Lyss mit beiden Händen auf den Tisch, dann noch einmal und gleich darauf ein drittes Mal. In dem Moment erinnerte Mr Lyss Nummy an ein zorniges Baby, abgesehen davon, dass er alt war und so aussah, als könnte er jemanden umbringen, was ein Baby niemals täte.
Nachdem er aufgehört hatte, mit den Fäusten auf den Tisch zu schlagen, sagte Mr Lyss: »Kannst du nicht ein einziges Mal etwas Vernünftiges sagen, du Trottel mit deinem Spatzenhirn? Ich brauche eine Hose ! Sieh auf die Uhr. Sieh auf die Uhr !«
Mr Lyss nahm seine knochige Faust zurück, als wollte er Nummy eine reinhauen. Nummy schloss die Augen und hielt sich die Hände vors Gesicht, doch der Schlag kam nicht.
Nach einer Weile sagte Mr Lyss mit einer Stimme, die etwas ruhiger klang: »Was zum Teufel versuchst du mir zu sagen?«
Nummy machte die Augen auf und lugte durch seine gespreizten Finger. Zögernd ließ er die Hände sinken.
Er brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu sortieren, und dann sagte er: »Bevor sie mit dem Wagen ausgerissen ist, hat Mrs Trudy LaPierre dem armen Fred mit einem Schürhaken den rechten Arm und das rechte Bein gebrochen. Dann hat sie seine falschen Zähne zertrümmert. Jetzt ist der arme Fred im Pflegeheim in der Bear Street, seine rechte Seite ist eingegipst, und er kann nur weiche Nahrung zu sich nehmen.«
»Der arme Fred sollte der dumme Fred genannt werden, wenn er eine solche Psychopathin geheiratet hat«, sagte Mr Lyss. »Und warum muss in dieser Stadt in jedem zweiten Straßennamen Bär vorkommen?«
»In der weiteren Umgebung gibt es eine Menge Bären«, erklärte Nummy.
»Das heißt also, nebenan bei den LaPierres ist niemand zu Hause. Wir könnten einfach hingehen und dort was zum Anziehen mitnehmen.«
»Etwas zum Anziehen borgen«, sagte Nummy. »Sie wollen doch nichts stehlen.«
»Ja, natürlich, wenn ich die
Weitere Kostenlose Bücher