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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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das BlackBerry weggenommen haben.«
    »Nein, es geht nicht nur um das BlackBerry«, stimmte Travis ihm zu.
    »Möchtest du mir mehr darüber erzählen?«
    Die Stimme des Jungen senkte sich zu einem Flüstern. »Etwas hat mich in der Nacht geweckt. Ich weiß nicht, was es war. Irgendein Geräusch. Es hat mir Angst gemacht. Ich weiß nicht, warum. Ich lag da und lauschte, ob ich es noch einmal zu hören bekäme – zehn Minuten, zwanzig Minuten. Es war dunkel im Zimmer. Nur der Mondschein kam durchs Fenster. Dann ging die Tür auf, und zwei von ihnen kamen rein und blieben an meinem Bett stehen.«
    »Wer?«
    »Krankenschwestern. Ich konnte nicht viel von ihren Gesichtern sehen. Ich stellte mich schlafend, aber meine Augen waren nicht ganz zu. Ich beobachtete, wie sie mich beobachteten.«
    »Dich beobachteten?«
    »Sie brachten mir keine Medizin. Sie legten mir keine Hand auf die Stirn, um zu fühlen, ob ich Fieber hatte. Sie standen einfach nur im Dunkeln da und beobachteten mich, und dann gingen sie wieder.«
    »Haben sie etwas gesagt? Haben sie mit dir oder miteinander gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wie lange?«, fragte Bryce.
    »Zwei Minuten, vielleicht auch drei. Das ist eine lange Zeit, um jemanden im Dunkeln zu betrachten, meinen Sie nicht auch?« Die Junge warf einen Blick aus dem Fenster. Der graue Himmel zog sich immer mehr zu, und in der kommenden Nacht würde die dichte Wolkendecke den Mond verbergen. »Und die ganze Zeit über, als sie mich beobachtet haben … konnte ich es spüren.«
    »Was spüren?«, fragte Bryce.
    Travis sah ihm wieder in die Augen. »Wie sehr sie mich gehasst haben.«
    31.
    Nummy bewahrte sein Geld in einem Plastikbeutel mit Reißverschluss in einer Cracker-Packung in einem der Küchenschränke auf. Im Moment enthielt der Beutel drei Fünfdollarscheine und zehn Eindollarscheine, weitere zehn Eindollarscheine und dann noch einmal drei.
    Mr Leland Reese, Großmamas Anwalt, gab ihm nur Fünfer und Einer, weil Nummy nicht gut rechnen konnte. Bis zehn konnte er so gut zählen wie jeder andere auch, aber höhere Zahlen brachte er durcheinander. Nummy konnte nicht lesen, aber den Unterschied zwischen einem Fünfer und einem Einer konnte er sehen.
    Wenn er einkaufen ging, brauchte er vor allem Nahrungsmittel und Putzmittel, Seife und Papiertücher. Diese Dinge kaufte er immer in Mr Heggenhagels Geschäft, weil Mr Heggenhagel ihm half und kein Geld von ihm wollte. Jeden Monat schickte Mr Heggenhagel eine Aufstellung dessen, was Nummy bei ihm gekauft hatte, an Mr Leland Reese, und Mr Reese bezahlte Mr Heggenhagel.
    All das erklärte Nummy Mr Conway Lyss, während er die Einer und die Fünfer sorgfältig auf einer Arbeitsfläche in der Küche ausbreitete. Er erzählte ihm auch, dass Mr Heggenhagel Nummy immer mit den Sachen, die er dort kaufte, nach Hause fuhr und ihm half, sie wegzupacken, weil er wusste, was in die Gefriertruhe musste und wofür der Kühlschrank genügte. Er sprach auch darüber, was er am liebsten aß, wie zum Beispiel Würstchen im Teigmantel mit Käsesauce aus der Flasche, kalte Käsebrote mit scharfem Senf und dünn geschnittenes Roastbeef aus Mr Heggenhagels Feinkosttheke.
    Als Mr Lyss das Geld an sich nahm, sagte er: »Faszinierend. Wenn sie je eine Fernsehsendung über dein Leben machen würden, würde das ein kolossaler Hit, ungemein fesselnd und mondän.«
    »Ich werde nicht im Fernsehen sein«, sagte Nummy. »Ich schaue es mir gern an, aber dabei zu sein, das wäre mir zu laut. Das meiste Zeug im Fernsehen ist so laut, dass ich es leiser stelle.«
    »Tja, wenn sie nicht über dich berichten, dann haben die Zuschauer Pech gehabt. Eine Tragödie für die Massenmedien. Dann schulde ich dir also achtunddreißig Dollar.«
    »Nein, Sir, das stimmt nicht. Sie schulden mir drei Fünfer, zehn Einer, noch mal zehn Einer und dann noch drei Einer.«
    Mr Lyss richtete seinen langen, hässlichen Zeigefinger auf Nummy. »Du bist gescheiter, als du tust, du Schlitzohr. Du hast vollkommen recht. Dir kann keiner die Katze im Sack verkaufen.«
    »Ich mag keine Katzen«, sagte Nummy. »Die kratzen.«
    Mr Lyss sah Nummy noch einmal von oben bis unten an. »In deinem Kleiderschrank wird nichts sein, was mir passt. Deine Hosen werden mir fünfzehn Zentimeter zu kurz und in der Taille viel zu weit sein. In denen hätte ich noch mehr von einem Clown als in Orange.«
    »Sie sehen nicht aus wie ein Clown«, beteuerte ihm Nummy. »Clowns bringen die Leute zum Lachen.«
    »Hat deine Oma jemals

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