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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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apokalyptischen Reiter der Offenbarung zum letzten Mal ein geselliges Familienbeisammensein veranstalten würde, wie bisher an jedem ersten Dienstag des Monats.
    Nancy und Ariel Potter öffneten das große Scheunentor, der Lieferwagen fuhr hinein, und sie schlossen das Tor hinter ihm.
    Jeder wusste, was getan werden musste, und sie machten sich ohne jede Absprache an die Arbeit. Nancy und Ariel schnitten aus dicken Rollen Dämmstoff Quadrate von der Größe der Fenster und befestigten sie mit doppelseitigem Klebeband an den Scheiben. Anschließend verbarrikadierten die Männer die Fensternischen mit quadratischen schalldämpfenden Platten von zweieinhalb Zentimetern Dicke.
    Den drei Pferden in den Boxen an der Nordwand machte der Lärm der Bohrmaschine nichts aus. Sie sahen über die halbhohen Türen ihrer Boxen zu und waren fasziniert von dem emsigen Treiben.
    Nachdem kein Tageslicht mehr in die Scheune fiel, wurde sie nur noch von einem Dutzend nackter Glühbirnen erhellt, die unter kupfernen Lampenschirmen an Ketten von den Deckenbalken baumelten.
    In zwei der drei leeren Boxen auf der Südseite des großen Raumes wurden die Wände und Türen von innen durch zwanzig Zentimeter dicke Stahlplatten verstärkt, die mit Schlüsselschrauben befestigt wurden. Die einfachen Metallriegel wurden gegen robuste Fallenschlösser ausgetauscht, eines am oberen und eines am unteren Ende jeder Tür.
    Während die Männer auch die Schlösser an den Scheunentoren austauschten, trug Ariel einen kleinen Beutel Äpfel zu den Pferden in den Boxen an der Nordwand. Mit einem Messer viertelte sie zwei der Äpfel und verfütterte die Schnitze einen nach dem anderen an Queenie, eine schöne braune Stute. Dasselbe tat sie für Valentine, eine weitere braune Stute, und dann schnitt sie drei Äpfel für den Hengst in Viertel.
    Commander war ein kraftstrotzendes Tier, ein Fuchs mit einer helleren Mähne und einem helleren Schweif. Als Ariel die Äpfel an ihn verfütterte, verrenkten sich die Stuten die Hälse und reckten ihre Köpfe über die Türen ihrer Boxen, um ihm beim Fressen zuzusehen. Sie wieherten leise, als zollten sie Beifall.
    »Wir werden so schnell sein, schneller als der schnellste Wind«, flüsterte Ariel Commander zu.
    Er sah ihr in die Augen, während er mit seinen großen, eckigen Zähnen die Äpfel zermalmte.
    »Wir werden niemals schlafen«, sagte sie. »Wir werden über die Hügel, die Felder und die Waldwege sausen.«
    Commander blähte seine Nüstern und schnaubte. Mit einem Huf scharrte er auf dem Boden seiner Box.
    Seine Größe sprach sie an – so kräftig, so imposant.
    Als Commander den letzten Schnitz des dritten Apfels verspeist hatte, sagte Ariel: »Wir werden gehen, wohin wir wollen, und Jagd auf sie machen, und nichts wird uns aufhalten können.«
    Sie hob eine Hand, um seine Stirn zu streicheln. Mit ihren Fingern kämmte sie die hellen Fransen, die ihm in die Stirn fielen, und strich ihm über die Mähne.
    »Wir werden sie alle töten. Absolut alle«, sagte sie. »Wir werden sie vollständig ausrotten.«
    33.
    Wie sehr sie mich gehasst haben.
    Zimmer 218. Der Junge im Bett. Bryce Walker, der unruhig auf und ab lief.
    Wie sehr sie mich gehasst haben.
    Wenn Bryce geneigt gewesen war, seinen Verdacht in Frage zu stellen, dass die Atmosphäre im Krankenhaus mittlerweile geradezu gespenstisch und das medizinische Personal auffallend weniger professionell war als noch in der vergangenen Nacht, so hatte sein Gespräch mit dem jungen Travis Ahern jeden Zweifel ausgeräumt.
    Die beiden Krankenschwestern, die im Dunkeln über das Bett des Jungen gebeugt waren, ohne irgendetwas für ihn zu tun, die ihn nur beobachtet hatten, ihn beobachtet und – in seinen Worten – gehasst hatten … Die Art des Vorfalls stimmte derart mit den Erfahrungen überein, die Bryce im Lauf des Vormittags gemacht hatte, dass er und Travis augenblicklich Verbündete und Verschwörer wurden.
    Wenn hier tatsächlich etwas äußerst Seltsames geschah und er sich die bedrohliche Atmosphäre nicht nur einbildete, würde er in einer Krisensituation für den Jungen verantwortlich sein. Daher musste er wissen, weshalb der Junge ins Krankenhaus eingewiesen worden war.
    Den ausführlichen Notizen auf seinem Krankenblatt und dem, was ihm der Junge selbst erzählte, konnte er entnehmen, dass Travis Ahern in die Notaufnahme gebracht worden war, weil er einen anaphylaktischen Schock erlitten hatte, eine allergische Reaktion von solcher Heftigkeit, dass

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