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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sie töteten und deren Platz sie anschließend einnahmen.
    Bryce war von ganz anderen Geschichten geformt worden als denen, die Travis zu seiner Unterhaltung gedient hatten. In den Western, die er sein Leben lang gelesen – und geschrieben – hatte, ging es um die guten und die bösen Seiten der menschlichen Rasse, um Mut und Überzeugung als Antwort auf Gefahr und Bedrängnis. Western hatten ihn die Liebe zu Orten gelehrt, zu Heim und Familie und Wahrheit, und sie hatten ihn auch gelehrt, wie man ein ehrenwertes Leben führte. Das Genre hatte ihn nicht darauf vorbereitet, es mit Gestaltwandlern aus anderen Welten aufzunehmen, die es darauf abgesehen hatten, die menschliche Rasse auszurotten; ja, es hatte ihn noch nicht einmal darauf vorbereitet, sich eine solche Bedrohung auch nur auszumalen .
    Obwohl er keine eigene Theorie entwickeln konnte, die einleuchtend war, widerstand Bryce der allzu fantastischen Erklärung des Jungen, während er so tat, als zöge er sie ernsthaft in Betracht. Wenn er aus dem Fenster über die Dächer der Stadt zu den Vorgebirgen und Gebirgsketten blickte, glaubte er keinen Moment lang, dass eine fliegende Untertasse in Montana gelandet war, und er bezweifelte auch, dass es jemals dazu kommen würde.
    Er wandte sich dem Jungen wieder zu und sagte: »Ich muss mich hier noch mal genauer umsehen, damit ich weiß, was sonst noch alles faul sein könnte, und mit dem einen oder anderen Patienten reden, um in Erfahrung zu bringen, was sie zu berichten haben.«
    Travis setzte sich aufrechter im Bett hin, ballte seine Hände zu Fäusten, presste sie an seine Brust und sagte: »Lassen Sie mich hier nicht allein.« Es war ihm offensichtlich peinlich, seine Angst vor dem Alleinsein einzugestehen; schließlich war er neun Jahre alt und hielt sich für beinah erwachsen.
    »Ich lasse dich nicht im Stich«, beteuerte ihm Bryce. »Ich komme wieder. Ich muss nur die Umgebung auskundschaften.«
    Die Sonne sandte ihren Schein durch die dichte Wolkendecke, besaß aber nicht mehr die Kraft, das Zimmer aufzuhellen. Die Energiesparlampen erzeugten ein hartes Licht, das alles flach und freudlos wirken ließ.
    Ohne den nuancenreicheren Sonnenschein schien der Junge noch eine Spur blasser geworden zu sein. Von den Gesichtsschwellungen während der Allergieschocks waren im Gewebe um seine Augen herum leichte Blutergüsse zurückgeblieben, die ihm jetzt etwas Schauerliches verliehen. Er sagte: »Wir könnten die Umgebung gemeinsam auskundschaften.«
    »Nein, mein Sohn, das wird nicht klappen. Wenn ich allein losziehe, wirke ich wie ein unruhiger und einsamer alter Mann, der darauf hofft, freundliche Gesellschaft zu finden. Wenn wir beide losziehen, werden wir aussehen wie das, was wir sind, ein argwöhnisches Paar, das herumschnüffelt, auf der Suche nach Beweisen, die unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigen. Und falls deine schlimmste Befürchtung sich bewahrheiten sollte, dann wollen wir auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, wir hätten Verdacht geschöpft.«
    Travis dachte darüber nach und nickte. »Bleiben Sie nicht zu lange weg.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    »Und wenn Sie zurückkommen … «
    »Ich werde zurückkommen.«
    »… woher weiß ich dann, dass Sie es sind?«
    »Ich werde es sein, Travis. Mach dir keine Sorgen.«
    »Aber woher werde ich das wissen?«
    »Du wusstest, dass ich echt war, als ich das erste Mal reingekommen bin. Du wirst es auch beim nächsten Mal erkennen.«
    Bryce durchquerte das Zimmer und ging zur Tür. Er sah sich noch einmal nach Travis um und reckte beide Daumen in die Luft.
    Der Junge erwiderte die Geste nicht. Er blickte grimmig.
    36.
    Nachdem er vielleicht zwei Minuten im Haus der LaPierres am Fenster gestanden und durch das Fernglas Nummys Haus beobachtet hatte, sagte Mr Lyss: »Beide Streifenwagen fahren ab, aber in jedem sitzt nur ein Bulle. Zwei von ihnen haben sich in deinem Haus verkrochen.«
    »Was wollen die in meinem Haus?«, fragte Nummy verwundert.
    »Sie wollen dich, Peaches. Sie wollen dich ins Gefängnis zurückschleifen und dich in die Zelle mit diesem Ding werfen, damit es dich zu Brei zermalmen kann.«
    »Das ist nicht fair, oder? Ich habe denen nichts getan.«
    Mr Lyss wandte sich vom Fenster ab, legte das Fernglas hin und sagte: »Es geht nicht darum, was du getan hast. Es geht darum, was du gesehen hast. Sie können dich nicht frei herumlaufen lassen, nachdem du gesehen hast, was in dieser Zelle passiert ist.«
    »Ich weiß doch selbst

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