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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Michael behutsam.
    »Unangenehm.«
    »Wenn sie selbst fährt, ist sie nicht unangenehm«, sagte Michael. »Wenn sie das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten, auf zwei Reifen um die Kurve fahren und sich zwischen anderen Wagen durchschlängeln kann wie ein Rennschlitten beim Slalom, dann ist sie nicht nur gnädig gestimmt, sondern auch so überschäumend wie Champagner.«
    »Willst du, dass ich eine Adresse in das Navigationsgerät eingebe?«, beharrte Carson. »Wie lautet die Adresse?«
    Deucalion fuhr langsam weiter und blickte von links nach rechts, von rechts nach links und immer wieder hin und her, während er sagte: »Dann ist es dir also wichtig, am Steuer zu sitzen und über dein Schicksal zu bestimmen. Und vielleicht setzt du auf einer unterbewussten Ebene Geschwindigkeit – oder zumindest Bewegung – mit Sicherheit gleich.«
    »Mir ist klar, dass du alt genug bist, um Sigmund Freud gekannt zu haben«, sagte sie, »aber ich halte sein komplettes Lebenswerk für Phrasendrescherei, also spar dir die Analyse.«
    »Ich suche nur nach einer Abzweigung. Ah … da haben wir sie ja, kurz vor uns, und wir werden etwas mehr Tempo brauchen, nicht weniger als siebenundfünfzig Meilen in der Stunde und nicht mehr als neunundfünfzig.«
    Der Jeep beschleunigte schlagartig. Sie rasten auf die Kreuzung zu, und er bog so scharf rechts ab, dass sie auf den Bordstein und wieder hinunterholperten, und als sie die Abbiegung hinter sich hatten, war San Francisco verschwunden.
    Sie befanden sich in einer ländlichen Gegend, auf einer Straße, die von goldenen Wiesen und Weiden flankiert wurde. Hinter den Feldern zu ihrer Rechten erhoben sich bewaldete Vorgebirge. Weit dahinter rieben majestätische Gebirgszüge ihre Stegosaurierrücken an eisengrauen Wolken, die härter als die Granitgipfel wirkten.
    »Montana«, sagte Deucalion und hielt am Rand der Schnellstraße an. »Möchtest du jetzt fahren, Carson?«
    Ihr schien es den Atem verschlagen zu haben.
    Auf dem Rücksitz sagte Michael: »Ein intuitives Verständnis der Quantenstruktur des Universums.«
    Deucalion glaubte anscheinend, seine Worte erklärten den übernatürlichen Ortswechsel, als er sagte: »Auf der tiefsten strukturellen Ebene liegen Montana und San Francisco so dicht nebeneinander wie die erste Seite und die zwanzigste Seite eines Notizbuchs.«
    Carson sagte: »Ja, klar, ich fahre.«
    Als sie aus dem Jeep ausstieg, musste sie sich einen Moment lang an den Wagen lehnen, weil ihre Knie so weich waren, dass sie sich kaum auf den Füßen halten konnte.
    Sie holte mehrfach langsam und tief Atem. Die kühle Luft war die sauberste, die sie jemals eingeatmet hatte. Sie schien die Erschöpfung der durchwachten Nacht und den Stress des Schusswechsels mit Chang von ihr abfallen zu lassen.
    Zwanzig Meter nördlich von ihnen graste auf einer Wiese eine Herde von Wapitis, Dutzende von Tieren. Die Bullen sahen aus, als müssten sie an die fünfhundert Kilo wiegen. Sie trugen gewaltige mehrendige Geweihe von weit mehr als einem Meter Höhe, die ihnen eine königliche Körperhaltung verliehen. Die Kälber des letzten Sommers wuchsen schon, waren aber immer noch deutlich als Jungtiere zu erkennen, und jedes blieb in der Nähe seiner Mutter.
    Scout und Arnie waren fast tausend Meilen Luftlinie entfernt, und doch waren sie ihr so nah wie diese Kälber ihren Müttern, nicht nur in ihrem Herzen, sondern auch in Wirklichkeit. Ohne Deucalion konnte Carson nicht mit einem einzigen Schritt oder mit einer einzigen Drehung der Räder des Jeeps bei ihnen sein, und doch tröstete sie der Gedanke, dass der entlegenste Ort auf einer Landkarte auf eine seltsame Weise so nah war wie das Haus nebenan. Die vielschichtigen Geheimnisse dieser Welt waren ein Beweis dafür, dass ihr Leben und ihre Taten von Bedeutung waren, denn nichts anderem als dem Mysteriösen entsprang jeglicher Sinn.
    Die Fahrertür ging auf, und Deucalion stieg aus dem Cherokee. Über das Dach des Wagens hinweg sagte er: »Ich habe Erikas Adresse in das Navigationssystem eingegeben, damit du den Weg zu ihr schnell findest. Sie wohnt keine fünf Minuten westlich von hier. Rainbow Falls ist nur ein paar Meilen weiter.«
    Er öffnete die linke Hintertür des Jeeps und machte es sich auf dem Rücksitz bequem, während Michael die rechte Hintertür öffnete und ausstieg.
    Carson lief vorn um das Fahrzeug herum, setzte sich auf den Fahrersitz und zog die Tür hinter sich zu.
    Michael nahm seinen gewohnten Platz auf dem Beifahrersitz

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