Der schottische Seelengefährte (German Edition)
verletzen.“
Erschrocken rutschte Mary mit ihren Fersen von der Wand ab und landete wieder auf ihrem vollen Fuß. Ihre Waden seufzten erleichtert auf. Nicht so Mary.
Mist Mist Mist!
Missmutig schob sie den schweren Behang zur Seite und sah sich von sechs starken McKinnon Kriegern umzingelt. Mitten unter ihnen David. Bevor jedoch noch irgendjemand etwas sagen konnte, brach es aus Mary heraus.
„Haaatschiii!“
Die Krieger wichen unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Ich brauche ein Bad.“ Vorwurfsvoll und anklagend starrte sie David an, während sie sich den Staub aus den Haaren schüttelte. Sie glaubte einen Anflug von Belustigung in seinem Gesicht erkannt zu haben, bevor er seine übliche ausdruckslose Miene wieder aufsetzte. „Wenn Ihr mir folgen wollt.“ Übertrieben höflichdeutete er in die Richtung ihrer Gefängniszelle und Mary ging mit hocherhobenem Kopf voraus. Ein Versuch war es wert gewesen, auch wenn sie nicht entkommen war. Wieder in ihrer Kammer angekommen, wurde die Tür demonstrativ laut verschlossen. Die Verbindungstür überprüfte sie erst gar nicht, so dumm waren sie nun auch wieder nicht.
„Und was ist mit meinem Bad?“ rief sie trotzig laut durch die Tür.
„Darum wird sich gekümmert, Mylady“ hörte sie David beim Weggehen rufen.
Resigniert ließ sie sich auf einen Stuhl nieder. Leider verloren.
Nach ihrem Fluchtversuch wurde ihr nicht mehr gestattet, ihre Kammer zu verlassen. Wie erniedrigend war es, ihre Notdurft in den neu gebrachten Holzeimer zu verrichten, der bei Bedarf abgeholt und entleert wieder zurückgebracht wurde. Ihre Mahlzeiten erhielt sie nun ausschließlich in ihrer Kammer und das erinnerte sie schmerzhaft an ihre Anfangszeit hier in diesem Jahrhundert bei Iain. Im Vergleich dazu war Iains Behandlung das eines 5 Sterne Hotels gewesen. Bei ihrem Onkel kam sie sich vor wie in Einzelhaft. Was sie jedoch erkannt hatte war, dass man sie wohl nicht verletzten wollte, wie die Order ihres Onkels bewies, die Krieger hätten auch viel gröber mit ihr umgehen können. Das zumindest beruhigte sie ein wenig.
Nach drei weiteren schier endlosen Tagen mit dem gleichen eintönigen Ablauf und ohne eine neue Idee hinsichtlich eines funktionierenden Fluchtplans stieg Marys Ungeduld und Missmut. Sie hasste es, so hilflos herumsitzen zu müssen, nicht wissend was hier genau vor sich ging.
Gedankenverloren drehte sie an ihrem Ehering, dem Siegelring der McAllister, so wie sie es früher mit dem Clanring ihrer Mutter gemacht hatte, wenn sie angestrengt nachgedacht hatte. Doch im Gegensatz zu früher, als sie nur Trauer und Hilflosigkeit empfunden hatte, gab ihr Iains Ring nun Mut und Hoffnung. Sie glaubte fest an ihn. Mary spürte durch diesen Ring nicht nur die äußere, symbolische Zugehörigkeit zu Iain, es ging weit darüber hinaus. Das starke Gefühl der inneren Verbundenheit gab ihr die Kraft, nicht zu verzweifeln und auf Iains Rettung zu vertrauen. Obwohl sie sich viel lieber selber aus dieser misslichen Situation befreien würde!
Sie seufzte ermattet auf.
Tief bewegt und aufgewühlt über die Tatsache, dass sie nun die schon immer ersehnten Verwandten hatte, war sie achtlos geworden. Viel zu naiv und gutgläubig war sie davon ausgegangen, dass ihr Onkel sich auch über den Familienzuwachs freuen würde. Wiedumm sie doch gewesen war! Das Gefühl, dass ihre ehrliche Freude und Zuneigung ausgenutzt worden war, ließ sie innerlich vor Wut kochen. Aber sie machte sich selber die größten Vorwürfe. Durch die unkomplizierte Art, wie sie auf Drumrudha Castle von Iain und Mairi aufgenommen worden war, war sie fälschlicherweise davon ausgegangen, dass ihr Onkel ihr genauso wohlgesonnen sein würde. Zumal er zur direkten Familie gehörte. Viel zu glücklich darüber, hatte sie ihre Vorsicht außer Acht gelassen. Und schon wieder hatte sie eine schmerzhafte Lektion gelernt, dass man Blutsbanden nicht immer trauen durfte. Unruhig sprang sie hoch und lief wieder auf und ab. Verzweifelt ging sie in Gedanken immer wieder alle Fluchtmöglichkeiten durch, die zugegebenermaßen sehr limitiert waren, als die Tür sich hinter ihr öffnete. Es war zu früh fürs Mittagsmahl, sodass ihr Herz sofort heftig anfing zu klopfen. Neben der üblichen Wache erschienen zwei weitere Männer, die einen großen Bottich herein trugen, gefolgt von mehreren Knappen, die Wassereimer schleppten.
Ah, ihre Beschwerde wegen mangelnder Waschmöglichkeiten schien gewirkt zu haben. Sie fühlte sich unwohl,
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