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Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Der schottische Seelengefährte (German Edition)

Titel: Der schottische Seelengefährte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Wyler
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wurde, doch der Riegel hielt dem Versuch stand. Inmitten des Tumultes hörte sie auf einmal ihren Onkel brüllen.
    „Was ist hier los?“
    Mary konnte die Antwort nicht genau verstehen, aber vermutlich wurde er gerade über ihre angebliche Flucht informiert. Ihr Blutrauschte in ihren Ohren und ihre Knie drohten einzuknicken. Sie ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich möglichst leise zu atmen, obwohl sie in ihren eigenen Ohren wie eine Dampfwalze schnaubte.
    Da vernahm sie die Stimme ihres Onkels ganz nah und deutlich, er musste direkt hinter der Verbindungstür stehen
    „Sucht und findet sie. Geht sorgsam mit ihr um, ich will nicht, dass ihr etwas geschieht. Aber bringt sie her!“
    Die Nachricht war klar. Die Krieger strömten aus der Kammer und suchten die Burg ab. Kyle blieb noch einen Moment still stehen und Mary schien es, als ob er sie hinter der Tür ausmachen konnte. Unwillkürlich hielt sie den Atem an. Es kam ihr vor wie unendliche Stunden, bis sie ihren Onkel aus der Kammer gehen hörte und seine Schritte schließlich im Gang verstummten. Mary blieb noch eine Weile regungslos stehen, bis ihr Atem sich wieder normalisiert und ihr Herzschlag ruhiger geworden war. Angespannt lauschte sie jedem noch so kleinen Geräusch. Als sie sicher war, niemanden mehr zu hören, öffnete sie rasch die Verbindungstür und spähte vorsichtig in ihre Kammer, leer. Ermutigt schlich sie geschwind auf den Flur, bog rechts ab und eilte möglichst geräuschlos den dunklen Gang entlang. Sie betete, sich für die richtigen Weg entschieden zu haben und hastete weiter. Kurz vor der nächsten Abzweigung blieb sie plötzlich wie gebannt stehen. Hastige Schritte kamen ihr entgegen geeilt, dem Lärm nach zu urteilen eine ganze Gruppe.
    Mist Mist Mist!
    Panisch blickte sie sich um. Zurücklaufen half nichts, sie würden sie sofort sehen, wenn sie erst einmal um die Ecke gebogen waren. Natürlich war auch keine Tür in Sicht, durch die man wie in den meisten Filmen als Rettung schlüpfen konnte.
    Mist Mist Mist!
    Skeptisch blickte sie den großen Wandteppich zu ihrer Rechten an und ein neuer Hoffnungsschimmer blitzte auf. Schnell schob sie ihn beiseite, doch die erhoffte Tür oder Nische blieb verschwunden. Stattdessen blickte sie auf kaltes hartes Mauerwerk. Die Schritte kamen immer näher und sie konnte schon die Stimmen vernehmen. Kurzentschlossen sprang sie hinter den Wandbehang und betete um ein Wunder.
    Leider war sie keine zarte Elfe, die sich Flunder gleich an die Wand kleben konnte und nicht auffiel. Obwohl sie ihren Rücken fest gegen die Wand presste und auf Zehenspitzen stand, schauten ihre Fußspitzen dennoch unter dem Wandteppich hervor. Sie wagte kaum zu atmen und lauschte auf die hastigen Schritte und lauten Rufe. Sie hoffte, dass der Flur dunkel genug war, ihre Silhouette und ihre verräterischen Zehen hinter dem Teppich zu verbergen und die Soldaten an ihr vorbeilaufen würden. Ihr Herz raste schmerzhaft in ihrer Brust und angespannt vernahm sie die näherkommenden Schritte und Stimmen. Mary atmete ganz kurz und flach und konzentrierte sich darauf, bewegungslos zu verharren. Ihre Waden beschwerten sich bereits aufgrund der langen Position auf Zehenspitzen und sie spürte einen Krampf nahen. Um die Lage noch weiter zu verschlimmern, krochen mit jedem Atemzug feine Staubpartikel in ihre Nase, die sie unangenehm kitzelten und hartnäckig zum Niesen bringen wollten. Einem Mantra gleich wiederholte sie im Kopf immer wieder: „Es geht mir gut, es geht mir gut, es geht mir gut.“
    Die ersten Krieger polterten den Flur entlang und Mary hörte praktisch auf zu atmen. Sie schöpfte Hoffnung, als ein Trupp an ihr vorbeilief und weiter die Treppe hinuntereilte, ohne sie zu bemerken. Eine weitere Gruppe folgte, und auch diese schien sie nicht zu entdecken. Leider verlor einer der letzten Krieger im Laufen sein Schwert, weil sich dieses beim Vordermann verfing und polternd zu Boden fiel. Als er sich bückte, um es aufzuheben, starrte er auf ein paar zitternde braune Lederspitzen, die knapp unter dem Wandteppichrand hervorlugten. Langsam und bedächtig hob er sein Schwert auf und ging übertrieben laut stampfend weiter. Hinter der nächsten Kurve gab er seinen Kameraden leise ein Zeichen und sie schlichen sich zurück zum Teppich und umstellten ihn. Bei genauerer Betrachtung sahen sie nun, wie der Hund auf dem Teppich verdächtig dick und rege geworden war.
    „Kommt hervor Mylady, wir wollen Euch nicht unnötig

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