Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Kammer, so dass sie ihr Plan, die Örtlichkeiten zu erkunden, nicht umsetzen konnte. Außerdem wechselten sich unterschiedliche Männer ab, sie zum Essen zu holen und nie sprachen sie ein Wort mit ihr, obwohl Mary sehr einfallsreich versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Die McKinnons waren sture Leute, kein Wunder dass ihre Mutter von hier weggelaufen war!
Moira wartete schon in ihrer Kammer auf sie und bereitete das Bett vor. In den letzten Tagen war sie sehr aufgetaut und plauderte mittlerweile unbefangen mit Mary, als ob sie ein geschätzter Gast und keine Geisel wäre. Mary achtete nicht immer genau auf das, was sie erzählte, doch dann horchte sie auf.
„In den nächsten Tagen wird hier daher Einiges los sein.“
„Entschuldigung, Moira, aber ich war gerade etwas abgelenkt. Wieso wird es hier viel zu tun geben?“ Mary gab sich Mühe, ihre Stimme nicht zu aufgeregt klingen zu lassen.
„Na, wegen der zusätzlichen Besucher. Wir müssen die Kammern im Westflügel herrichten.“
„Und wer genau kommt denn?“ Mary wagte kaum zu atmen.
Doch als ob er es geahnt hätte, trat David unvermittelt in den Raum und schenkte Moira einen warnenden Blick. „Zeit zu gehen.“
Moira zog wieder den Kopf ein und hastete durch die Tür hinaus in den Gang. Mary funkelte David genervt an, doch der schloss kommentarlos wieder die Tür.
Blödmann!
Eine innere Unruhe befiel Mary. War es Iain, der sich angekündigt hatte? Oder doch jemand anderer? Sie schwankte zwischen Hoffen und Bangen. Nach einigen Minuten der Unschlüssigkeit entschied sie, dass es nun wirklich Zeit wurde, hier zu verschwinden.
Eine Idee, die ihr durch den Kopf geschossen war, war zugegebenermaßen alles andere als originell. Doch sie hoffte, dass sie in diesem Jahrhundert noch unbekannt war, und so begann sie möglichst leise, ihre Decken und Bettlaken mit Hilfe ihres kleinen Dolches in Streifen zu schneiden und aneinanderzuknoten. Da sie abends keiner mehr stören würde, konnte sie bis spät in die Nacht an ihrem Werk arbeiten. Sie schaffte eine beträchtliche Länge, die ausreichen musste. Sie befestigte das eine Ende am Fuß ihres Bettes und legte den Rest aufgerollt auf das Fenstersims. Sie mussteden richtigen Zeitpunkt abwarten, wenn das Seil zu früh entdeckt wurde, war ihr schöner Plan dahin. Erschöpft kauerte sie sich auf einem Stuhl zusammen, nur kurz ausruhen, dann weiter vorbereiten.....
Die lauten Rufe der Wachablösung ließen Mary erschrocken hochfahren. Entsetzt stellt sie fest, dass sie tief und fest eingeschlafen war. Hastig sprang sie auf und erkannte am dämmernden Morgenlicht, dass Moira bald mit dem Frühstück kommen würde. Verdammt!
Eilig schaute sie sich um und raffte alles Notwendige zusammen. Mit bebenden Fingern tastete sie hinter das Wandbild, spürte die kleine Spalte und drückte mit dem Zeigefinger gegen den eisernen Hebel - nichts tat sich.
Mist Mist Mist Mist!
Kalter Schweiß brach ihr vor lauter Panik aus und verzweifelt versucht sie es noch einmal. Mit ganzer Kraft presste sie den Metallhebel nach hinten, doch der rührte sich nicht. Hatte man den Mechanismus doch entdeckt und beseitigt? Nur nicht aufgeben! Plötzlich kam ihr eine andere Idee. Beherzt griff sie wieder in die Spalte, doch diesmal zog sie den Hebel zu sich heran. Endlich! Durch die Mauer war ein kratzendes Schleifen von Holz auf Metall zu hören. Mary sprang mit zitternden Knien auf und legte behutsam eine Hand gegen die Tür und drückte leicht dagegen. Und sie bewegte sich! Mary hätte vor Erleichterung heulen können. Rasch eilte sie zum Fenster, warf die aneinandergeknoteten Stoffstreifen hinaus und öffnete die Fenster weit auf, so als ob sie dort hinaus geflohen wäre. Draußen vor der Tür vernahm sie bereits Moiras und Davids Stimmen und so floh sie geschwind durch die Verbindungstür und verriegelte die Tür hinter sich. Schnell kontrollierte sie auch noch die Tür zum Gang und legte auch dort den Riegel vor. Schon hörte sie Moira zaghaft ihren Namen rufen und sie stellte sich angespannt hinter die Verbindungstür. Nach den Geräuschen zu urteilen, die zu ihr durchdrangen, schaute Moira in ihrem Bett nach, dann darunter. Plötzlich wurde es nebenan laut. Moira rief erschrocken die Wache, diese brüllte die verängstigte Magd an, weitere Krieger kamen aufgrund des Lärms angelaufen und durchsuchten die Kammer. Marys Herzschlag setzte fast aus und sie presste sich gegen die Wand, als plötzlich an der Verbindungstür gerüttelt
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