Der schottische Seelengefährte (German Edition)
geschehen wird, Iain, da bin ich mir ganz sicher. Wir müssen etwas unternehmen, damit diese Mistkerle dazu keine Chance bekommen.“
Aufgeregt und mit roten Wangen stand sie beschwörend vor Iain. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt und ihre grünen Augen funkelten vor unterdrückter Anspannung. Noch geschockt von dem soeben Gehörten, konnte er nicht umhin, sie einfach nur anzustarren. Sie war einfach großartig. Voller Wut und überschäumender Energie wegen einer solchen Schandtat wollte sie seinen Clan verteidigen. Er hätte in diesem Moment nicht stolzer auf sie sein können. Mary dagegen missverstand sein Schweigen und schloss die Augen zu Schlitzen.
„Du glaubst mir nicht? Aber warum sollte ich lügen?“ Vor lauter Aufregung wechselte sie in die persönliche Anrede und ihre rauchige Stimme klang bedrohlich verärgert.
Er musste sich räuspern, um seine belegte Stimme zu befreien und sich selbst zu ermahnen, sich zu konzentrieren.
„Warum sollten die Fergussons so etwas Abscheuliches tun? Wir haben keine offene Fehde mit ihnen.“
„Worum geht es denn meistens? Um Macht! Wenn ich es noch richtig im Kopf habe, wären durch die Heirat zwei starke Clans mit Meer Lage eng verbunden, so dass kaum ein anderer sie besiegen könnte. Außerdem wollten die Fergussons schon immer Verbündete mit direkter Lage am Meer. Bei der Hochzeit meiner Mutter war das auch das eigentliche Motiv.“ Plötzlich kam ihr ein neuer Gedanken. „Hat denn keiner der Fergussons um Elizabeths Hand angehalten?“
„Doch“ musste Iain widerwillig zustimmen, „aber da ich den sogenannten „Ehrenkodex“ der Fergussons nicht mochte, und den möglichen Bräutigam noch weniger, war ich froh, einen andern Bewerber zu haben, so dass ich reinen Gewissens ablehnen konnte.“
„Aber sie sind trotzdem zur Hochzeit eingeladen worden?“ Fassungslosigkeit machte sich auf Marys Gesicht breit.
Iain zuckte nur die Schultern.
„Es sind direkte Nachbarn landeinwärts. Genau wie die McKinnons im Süden, die auch zugesagt haben.“ Bei diesen Worten beobachtete er Mary aufmerksam, doch die war in Gedanken immer noch bei dem gemeinen Verrat, und was man dagegen unternehmen konnte, so dass sie den Clannamen ihrer Mutter nicht wirklich wahrnahm.
Iain stand auf und ging zu Mary, drehte sie zu sich um und legte ihr beide Hände auf die Schultern. Mary, die zum einen mit den Gedanken weit weg gewesen war und zum andern über Ians ungewöhnliches Verhalten erstaunt war, schaute fragend zu ihm auf.
„Ihr wisst, dass Ihr mir vertrauen könnt.“
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Trotzdem nickte Mary bestätigend, denn sie vertraute ihm wirklich. Er war kein Mann der vielen Worte, doch in den letzten Tagen hatte sie bemerkt, dass er ihr durch Gesten zeigte, dass er um ihr Wohl besorgt war. Da waren die Bücher, die er geschickt hatte, damit sie sich nicht langweilte. Ihr tägliches Bad, was von allen anderen als völlig übertrieben betrachtet wurde, er ihr aber ohne Worte gestattete. Die Kleider, die sie mittlerweile in großer Anzahl hatte, die, wie sie von Mairi erfahren hatte, einst seiner Mutter gehört hatten und extra für sie umgeändert worden waren. Zudem hatte sie das Gefühl, dass er gerne mit ihr zusammen war. Ihre Gesprächsthemen waren sehr vielfältig, und Mary nutzte die Gelegenheit, vieles bisher nur Gelesene zu hinterfragen. Und Iain gab ihr immer bereitwillig und ausführlich Antwort. Sie hatte den Eindruck, dass sich Iain mittlerweile viel entspannter in ihrer Gegenwart verhielt. Oft huschte kurz ein Lächeln über sein Gesicht und er lachte sogar ab und zu, was sie sich noch vor ein paar Tagen bei dem Pokerface nie hätte träumen lassen.
Viele Kleinigkeiten, die für sie ein sehr verführerisches Ganzes ergaben. Sie blickte in seine braunen Augen, die so aus der Nähe betrachtet sogar noch mit einem feinen schwarzen Rand umgeben waren. Gemäß ihrem Entschluss, die Zeit hier zu genießen, wollte sie auch endlich ihren Kuss, und zwar einen richtigen. Der, nachdem sie sich nun schon seit ihrem ersten Blick auf seine wundervollen Lippen sehnte. Beim letzten Mal war Mairi dazwischen gekommen, doch nun war die Gelegenheit günstig. Wann sonst würde sie ihm wieder so nahe kommen? Vergessen war der Verrat, sie starrte unverhohlen auf seine sich bewegenden Lippen, aber in ihren Ohren kam nichts wirklich an. Langsam näherte sie sich ihm, völlig fokussiert auf seinen Mund. Iain holte sie abrupt aus ihren Gedanken
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