Der schottische Seelengefährte (German Edition)
zum Trödeln“ erwiderte Mairi nur entschlossen und schon kam der nächsten Eimer, der über ihrem Haupt ausgeleert wurde, um die Seife auszuwaschen.
„Ich kann mich auch alleine waschen“ gab Mary schnaubend zurück.
„Wir brauchen aber die Wanne.“
„Oh“ entschlüpfe es Mary nun peinlich berührt. Sie hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, ob ihre Wanne auch noch von anderen zum Baden benutzt wurde, geschweige denn, für welche anderen Zwecke. „Natürlich, tut mir leid, ich beeile mich“ entschuldigte sie sich und schrubbte so schnell es ging ihren Körper ab. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, hielt Mairi ihr ein neues, wunderschönes Kleid hin. Es war aus grünem Samt, der sie an die frischen saftigen Hügel hier in den Highlands erinnerte und mit goldfarbenen Bordüren bestickt war. Es hatte einen eckigen Ausschnitt und wurde hinten mit gleichfarbigen Bändern gebunden. Am Saum konnte man sehen, dass ein gutes Stück angesetzt worden war, was bedeutete, dass die Vorbesitzerin wesentlich kleiner gewesen sein musste. Auch an den Ärmeln hatte man farblich passend ein gutes Stück angenäht, so dass die weiten Enden nun bis zur Hüfte reichten.
„Was für ein herrliches Kleid!“ Mary war ganz begeistert. „Aber das ist doch viel zu schade, um hier in der Kammer getragen zu werden.“
Mairi zog es ihr wortlos über den Kopf und schnürte ihr im Rücken die Bänder zu, es passte perfekt!
„Man kann sich doch auch einfach mal so hübsch machen, oder? Nur weil du hier oben sitzt, heiß das noch lange nicht, dass du im letzten Hemd herumlaufen musst. So, und nun noch die Bänder in die Haare“ sagte sie und begann, Marys widerspenstige nassen Locken mit goldenen Bändern und Klammern einzufangen und einzuflechten. Mary strich bedächtig über den Stoff.
„Von wem war dieses Kleid? Elizabeth?“
„Nein, es gehörte Iains Mutter“ gab sie Mary zu wissen und arbeitete schweigend weiter.
„So.“ Zufrieden betrachtet sie ihr Werk, „und nun wird gefrühstückt.“
Mairi eilte zur Tür hinaus und gab Bescheid, dass die Wanne wieder abgeholt werden konnte und kam mit einem gefüllten Tablett zurück.
„Oh, das duftet aber lecker“ rief Mary aus und eilte zum Tisch. Normalerweise gab es morgens Haferbrei, etwas Brot mit Käse und Gewürzwein. Doch heute lagen zusätzlich auf einem Teller Eier mit Schinken, dazu kleine Würstchen und Fleischstücke. Und zu ihrer größten Freude ein Stück süßer Honigkuchen, der auch direkt als erstes in ihrem Mund verschwand.
„Beim Hausputz benötigt man wohl mehr Energie“ schmunzelte Mary und griff herzhaft zu. Abwechslung im Essen gab es hier nicht wirklich, aber sie war froh, überhaupt ordentliches Essen zu bekommen. Sie hätte es wirklich wesentlich schlimmer treffen können. Während Mary ihr Essen genoss, räumte Mairi auf und Mary fragte sich, ob das eine gute Gelegenheit wäre, sie über Iains Vorlieben zu befragen. Nachdenklich kaute sie vor sich hin und überlegte, wie sie wohl am Geschicktesten anfangen könnte, als Mairi noch mehr Wein in ihren bereits leeren Becher füllte.
„Bitte nicht“ versuchte sie zu widersprechen, „sonst bin ich schon am frühen Morgen angeschickert. Da ich sonst nur Wasser oder Tee trinke, bin ich Alkohol am Morgen nicht gewohnt“
„Aber du musst doch das Essen runterspülen, du brauchst es doch nicht trocken herunterzuwürgen“ kam es resolut von der andern Tischseite, wohin Mairi sich inzwischen gesetzt hatte. Nachgebend trank Mary auch noch den zweiten Becher aus und wurde dabei nicht von Mairi aus den Augen gelassen. Sie versuchte gerade ihre erste Frage über Iain zu formulieren, als sie auf einmal gähnen musste. Anscheinend machte sich das frühere Aufstehen bemerkbar.
„Sag mal Mairi, wie war Iain denn so als Kind?“
„Warum willst du das denn wissen?“ hakte unschuldig Mairi nach.
„Reine Neugier“ wiegelte Mary betont gleichgültig ab und gähnte herzhaft.
„Das kommt davon, wenn man zuviel gutes Essen und Alkohol in sich hinein schiebt, man wird schon direkt nach dem Aufstehen wieder müde.“
Sie hatte Schwierigkeiten, die Augen offenzuhalten und blinzelte wie ein blindes Kaninchen. Ein Königreich für einen doppelten Espresso, dachte sie benommen.
„Leg dich doch noch eine Weile hin“ hörte sie Mairi wie durch Watte in den Ohren sagen und spürte, wie sie vom Stuhl hochgezogen und ins Bett gebracht wurde. Da ihre Beine sie kaum zu tragen schienen, musste sie sich schwer
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