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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Cosby
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endlich erreichte er die Tür der Kapelle. Seine Beine zitterten wie unter einer unermesslichen Last. Er stieß die Tür auf und trat in den Raum, in dem ihn der schon bekannte Duft von Weihrauch und Myrrhe empfing. Er schaute sich um.
    An der Wand neben der Tür flackerten die Kerzen unter dem Luftzug. Sie tauchten den Raum in ihr warmes Licht. Das Kruzifix hinter dem Altar schien in der Stille zu leuchten, seine schlichte Schönheit wirkte beinahe unwirklich.
    Alles war so wie vorhin, als er aufgebrochen war. Nur eines nicht.
    Wo war Isabel? Er schaute zu den Gewändern an der Wand, ob sie sich dort versteckt hatte. „Isabel?“ Der Stoff der Kleider regte sich nicht.
    „Isabel?“
    Stille.
    Erneut überkam ihn ein Schwindelfall. Er biss sich auf die Zähne, doch nur langsam wurde sein Kopf wieder klar, und er erinnerte sich an Isabels Worte. Hatte sie ihn nicht gemahnt, er solle vorsichtig sein? Zur Hölle damit. Das hatte sie nur gesagt, weil sie sich da schon entschieden hatte, ohne ihn nach der Bibel zu suchen.
    Er hätte ihr nicht noch einmal vertrauen dürfen, mit diesem Gedanken begab er sich auf den Gang und schaute, was an dessen Ende lag. Überrascht stellte er fest, dass dort eine weitere Wendeltreppe war, die anscheinend zu einem zweiten Obergeschoss führte. Nur sehr reiche Burgherren konnten es sich leisten, ihre Wohnanlagen so hoch zu bauen. Die Burg war jedoch der Stolz von Frasyers Vater gewesen.
    Wie der Vater so der Sohn.
    In Duncan stieg Wut hoch. Als Frasyers Geliebte hatte Isabel sicher geahnt, dass er die Bibel dort oben, in dem schwer zu erreichenden Geschoss versteckte. Nur hatte sie von vornherein vorgehabt, alleine dorthin zu gehen, und ihm darum nicht verraten, wo sich Frasyers Gemach befand.
    Er ging zur Treppe und stieg hinauf. Oben angekommen, blickte er in einen prächtigen Flur. In den unteren Bereichen erhellten die Fackeln in ihren armseligen Halterungen nur die nackten Wände. Hier aber steckten sie in reich ausgeschmückten Gestellen, und ihr Licht fiel auf fein gewobene Tapisserien aus dem Burgund, die die Wände zierten. Duncans Blick wanderte zu einer wahren Galerie von aufwendig geschmiedeten Schwertern. Jedes Detail unterstrich, was hier zur Schau gestellt wurde: Feudale Üppigkeit. Reichtum. Macht.
    Ein leichtes Kratzen an der Tür zu seiner Linken warnte Duncan, dass jemand kam. Schnell überflog er den Flur, ohne etwas zu finden, wo er sich verstecken konnte.
    So presste er sich eng an die Mauer, den Dolch in der Hand.
    Die Tür öffnete sich, und Duncan stürzte hervor. Er drängte seinen Gegner gegen die Wand und hielt ihm die Klinge an den Hals.
    „Halt, Duncan!“, keuchte Isabel.
    Er atmete tief aus und steckte den Dolch weg. Jetzt spürte er, wie weich der Körper war, den er nach wie vor eingeklemmt hielt. Ihr Körper. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst in der Kapelle bleiben?“
    „Ich...“
    „Du hattest nie vor, dort auf mich zu warten.“
    Ihre Wangen färbten sich rot und verrieten ihr Schuldgefühl. Sie schaute zum Fenster. Der Widerschein der Flammen drang noch hier oben durch die dunkle Nacht. Isabel senkte den Kopf. „Du hast es gewagt, draußen ein Feuer zu legen? Ich kann nicht glauben, dass du ...“
    „Schon gut“, fiel er ihr ins Wort, verwirrt über ihren bewundernden Tonfall. Er war bestimmt kein Held. Eher ein Narr. „Auf uns warten noch viel größere Gefahren. Frasyer ist hier.“
    Ihr Gesicht wurde bleich. „Das kann nicht sein. Von hier dauert es mehrere Tage bis zur Burg von Lord Monceaux. Und Frasyer hat keinen Zweifel daran gelassen, dem Lord selbst die Anklage gegen meinen Vater zu überbringen.“
    Sie schien ehrlich überrascht; doch Duncan hatte seine Lektion gelernt und blieb misstrauisch. „Warum ist er dann schon wieder hier? Oder hast du mich von Anfang an nur angelogen, als du sagtest, dass er fort sei?“
    „Niemals würde ich dich so hintergehen.“
    Sein Arm pochte, und Isabels Gestalt verschwamm vor seinen Augen. Er riss sich zusammen. „Nein? Und wie nennst du es, als du deinen Heiratsschwur gebrochen hast, um dich in Frasyers warmes Bett zu legen?“
    Sie starrte ihn lange schweigend an, ihren Gesichtszügen konnte man ablesen, wie traurig sie war. Endlich meinte sie bedauernd: „Ich hatte keine andere Wahl.“
    „Wahl?“ Nein, das war keine Erklärung. Sie wollte noch etwas sagen, doch er schüttelte nur den Kopf. „Wir haben keine Zeit mehr für dein Geschwätz.“ Die Schmerzen in seinem Arm waren

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