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Der schottische Verfuehrer

Titel: Der schottische Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Cosby
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unterdrückte. Nein, er war nicht länger der Grünschnabel, der einst vor Liebe blind gewesen war. Jetzt war er ein Mann, und er durchschaute das Motiv, das hinter all ihren Handlungen steckte: Habsucht.
    Diese Lektion würde er so schnell nicht mehr vergessen und sich künftig danach richten.
    Vor der Tür blieb jemand stehen.
    Duncan presste einen Finger auf die Lippen. Er winkte Isabel zu, sie solle zu ihm kommen, dann kniete er vor dem Altar nieder. „Knie dich neben mich und mach genau nach, was ich vorgebe“, flüsterte er. „Wenn die Wache hereintritt, hältst du deinen Kopf wie zum Gebet gesenkt. Und dreh dich unter gar keinen Umständen um, was auch immer geschieht. Es sei denn, ich sage es dir.“
    Isabel zögerte.
    Er sah ihre Zweifel. Als ob er nicht auch so schon selbst genug zweifelte, ob sie damit durchkamen. „Los jetzt!“ Er schnappte sie und zog sie neben sich herunter auf die Knie.
    Die Tür knarrte in den Angeln und kündete so den eintretenden Ritter an.
    Duncan spürte deutlich, wie Isabel neben ihm zitterte. Auch seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Das Kettenhemd des Ritters klirrte, als er sich näherte und schließlich einige Schritte von ihnen entfernt stehen blieb. „Vater?“
    „Ja, mein Sohn“, antwortete Duncan in einem tiefen Flüstern. „Entschuldigt, dass ich Euch bei Euren Gebeten störe. Es ist jemand aus dem Verlies entkommen.“
    Duncan tat, als wäre er besorgt. „Greifen etwa Clansleute die Burg an, um einem Gefangenen zur Flucht zu verhelfen?“ „Nay“, antwortete der Ritter.
    „Ist der Gefangene bewaffnet?“
    Der Ritter räusperte sich verlegen. „Vater, um genau zu sein: Wir suchen nach einer Frau.“
    Kaum hatte er das ausgesprochen, zitterte Isabel noch mehr. Bleib stark, ging es Duncan durch den Kopf. „Warum habt Ihr dann meine Gebete gestört?“, fragte er in einem Ton, als verstehe er nicht, was der Ritter wollte. „Habt Ihr sie etwa sterbend aufgefunden? Soll ich ihr die letzten Sakramente spenden? Oder hat sie sich ergeben und will nun ihre Sünden beichten?“ „Nichts davon.“
    Duncan stöhnte gereizt auf, in der Hoffnung, dass sein Ärger den Mann ablenken würde.
    „Vermutlich versteckt sich die Frau irgendwo in der Burg.“ Im Schutz seiner Kapuze nickte Duncan bedächtig. „Wie sieht sie denn aus?“
    Der Ritter scharrte mit den Füßen, als sei er unsicher, ob er das sagen durfte: „Es handelt sich um Lady Isabel, Vater. Lord Frasyers Geliebte.“
    Isabel zuckte zusammen.
    Der Ritter trat zu ihnen und stellte sich genau hinter Isabel. „Ist etwas mit dem Burschen?“
    Duncan legte Isabel eine Hand auf die Schulter und versuchte, nicht auf die Schweißtropfen zu achten, die ihm selbst den Rücken herunterliefen. „Man hat ihn dabei erwischt, wie er seine Pflicht vernachlässigte, indem er nicht ausreichend für das Pferd seines Herrn sorgte. Für dieses Vergehen hat sein Herr ihm die verdienten Prügel verabreicht.“
    Isabels Zittern verstärkte sich noch einmal.
    Duncan drückte sanft ihre Schulter, um sie zu beruhigen. „Ein Teil seiner Bestrafung besteht darin, die ganze Nacht hindurch um Vergebung seiner Sünden zu beten.“
    Der Ritter schnaubte verächtlich. „Die Schläge werden sicher sehr viel mehr bewirken als die Gebete.“
    „Gott allein kann denen vergeben, die gesündigt haben“, sagte Duncan streng.
    Der Ritter antwortete nicht. Offenbar hielt er nicht viel von Nachsicht, wenn sich jemand nicht genügend um ein Pferd kümmerte.
    „Sollte ich Lady Isabel sehen“, sagte Duncan, damit der Ritter endlich ging, „werde ich sofort Bescheid geben.“
    „Danke, Vater.“ Die Kerzen in der kleinen Kapelle flackerten, als er den Raum verließ. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder ruhig brannten.
    Duncan atmete erleichtert auf.
    Isabel wandte sich ihm verärgert zu. „Was hast du dem Ritter da erzählt? Es wird nicht lange dauern, bis er herausgefunden hat, dass an diesem Abend kein Knecht seine Pflichten vernachlässigt und Prügel bezogen hat. Und dann werden die Wachen zurückkommen, nur dass sie dann nach uns beiden suchen werden.“
    „Aber bestimmt nicht vor dem Morgen, weil sie bis dahin die Suche nach dir viel zu sehr in Anspruch nimmt, als dass sie sich um einen dummen Jungen kümmern könnten.“ Er stand auf und ging zur Tür, um zu lauschen, ob sich der Ritter tatsächlich entfernt hatte.
    Im Flur zeigten die Geräusche von Schritten und schlagenden Türen an, dass die Männer keinen Raum

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