Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
keinen Dienst morgen«, erklärte Foley. »Aber Marcus ist hier und kann alles für Sie in die Wege leiten.«
»Das weiß ich sehr zu schätzen«, sagte Parrish.
»Und Sie halten es wirklich für die beste Idee, die Leute hier zu befragen?«
»Ja, wenn es sich einrichten lässt. Natürlich steht niemand unter Arrest, und ich möchte auch keinem das Gefühl geben, dass man ihn verdächtigt. Es handelt sich vonseiten der Polizei bloß um eine Bitte um Mithilfe. Und wir wären sehr dankbar für jede Information, die uns die Männer zur Verfügung stellen können.«
»Natürlich, nur lässt es sich wohl nicht wegdiskutieren, dass Sie es mit einer Reihe von Mädchenleichen zu tun haben, und dass einer meiner Leute in die Verbrechen verwickelt sein könnte.«
»Ja, so ist es«, bestätigte Parrish. »Wir wissen weder um wie viele Mädchen es sich handelt, noch bis zu welchem Grad jemand von hier verwickelt sein könnte. Genau das wollen wir herausfinden.«
»Verdammte allmächtige Scheiße«, entfuhr es Foley. Er stand auf und trat ans Fenster, sodass er Parrish und Lavelle den Rücken zukehrte. Gute dreißig Sekunden lang sagte er gar nichts, dann wandte er sich langsam um.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
»Sie müssen auch nichts sagen, Mr Foley.«
»Ich meine, nun ja… zu der Idee, dass es jemand sein könnte, den ich kenne.«
»Möglicherweise auch nicht«, korrigierte Parrish ihn. »Es ist nicht völlig auszuschließen, dass jemand Zugriff auf Ihre Datenbank hat und sich auf diese Weise die Informationen beschafft, die er braucht.«
»Sie wissen sicher, dass die Leute hier ausgesprochen gründlich durchleuchtet werden, ehe wir sie einstellen.«
»Ja, das weiß ich.«
»Auch wenn letztlich kein System wasserdicht ist, nicht wahr?«, fuhr Foley fort. »Ich wette, dass Sie auch mit Polizeibeamten den einen oder anderen beschämenden Moment erlebt haben?«
»Darauf können Sie wetten«, erwiderte Parrish. Er dachte an seinen Vater. Er dachte daran, wie faule Äpfel übersehen, ignoriert und vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt wurden.
»Gottverdammte Scheiße!«, fluchte Foley mit Nachdruck. »Scheiße!«
Er schüttelte den Kopf, ging zurück an seinen Schreibtisch und ließ sich auf den Stuhl fallen. »Und die Befragungen werden von Ihnen persönlich vorgenommen?«
»Ja. Von mir und meinem Partner.«
»Was kann ich für Sie vorbereiten?«
»Zuallererst können Sie einen Blick auf die Namen werfen«, sagte Parrish. »Schauen Sie sich diese Fälle an und sagen Sie mir, ob es einen Angestellten gibt, der mit allen zu tun hatte.«
»Dann mal los.« Foley beugte sich vor, drehte seinen Bildschirm ein Stück zur Seite und griff nach der Tastatur.
Parrish nannte ihm die Namen. Foley tippte einen nach dem anderen ein und setzte eine Suche in Gang.
»Drei der Namen gehören zum früheren Südbezirk, ein Mädchen wurde als mögliche Augenzeugin in einem Fall von Misshandlung befragt, den wir untersucht haben, und die beiden Letzten gehören zu uns, South Two. War Ihnen das schon bekannt?«
»Ja, dessen war ich mir bewusst. Mir wurde außerdem der Name Lester Young genannt.«
»Er arbeitet nicht mehr hier. Soweit ich weiß, ist er zur Bewährungsbehörde gewechselt …«
»Darum kümmern wir uns unabhängig hiervon«, erklärte Parrish.
Foley las, klickte, scrollte, las weiter. Schließlich lehnte er sich zurück und schaute Parrish in die Augen. »Nein«, sagte er, »es scheint keinen gemeinsamen Nenner zu geben, was diese Fälle betrifft. Um jeden Einzelnen haben sich mehrere Berater gekümmert, dazu Leute von der CAA und dem Jugendamt selbst. Wir fungieren als Koordinationsstelle für sämtliche Akten, mehr nicht. Es scheint bei all diesen Fällen keinen einzigen Namen zu geben, der mehrfach auftaucht.«
»Einen Versuch war es wert«, sagte Parrish.
Foley lächelte ironisch. »Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört?«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie vor unserem Eintreffen morgen nichts verlauten lassen.«
»Haben Sie eigentlich irgendetwas Schriftliches? Gibt es einen Durchsuchungsbeschluss?«
»Für die Einsicht in Ihre Akten, ja«, sagte Parrish. »Den haben wir bereits. Was die Gespräche mit Ihren Leuten betrifft, nein. Hier geht es nur um ein paar Fragen, noch nichts Offizielles. Sollten sich Hinweise ergeben, dann brauchen wir vielleicht weitere Vollmachten, aber dieses Fass öffnen wir erst, wenn wir so weit gekommen sind.«
Foley brachte Parrish noch zur Tür.
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