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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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ist es, was die Leute hoffen. Sie hoffen, dass wir die Bösen töten, damit sie selbst nicht die Last der Schuld mit sich herumtragen müssen.
    Und was ist der entscheidende Unterschied zwischen den Cops und den Leuten da draußen? Wir laufen hin, wenn es Ärger gibt. Das tun wir. Irgendwas muss mit uns nicht stimmen, aber so ticken wir eben. Das sagt doch sicher irgendetwas über die Art von Menschen aus, die in unserem Beruf arbeiten, meinen Sie nicht?«
    »Frank, ich verstehe Ihre Frustration …«
    »Den Teufel verstehen Sie! Ich gehöre zu den Leuten, die keine frischen, unbelasteten Tage erleben. Ich erlebe nur alte, verbrauchte, klar? Und je länger ich lebe, desto älter werden sie. Jeden Tag stehen wir mit Fragen da. Die Fälle, an denen wir arbeiten, bestehen ausschließlich aus Fragen. Die häufigste Frage ist wer . Manchmal heißt es wie oder warum . Hin und wieder kommen alle drei Fragen zusammen. Sie drängen sich erst ins Hirn, später dann in die Blutbahn, und irgendwann ertappt man sich dabei, dass einen diese Fragen beschäftigen, während man sich mit irgendwem über eine völlig andere Sache unterhält. Man fängt an zu glauben, dass andere Leute etwas wissen, andere außer dem Täter. Vielleicht jemand in einem Coffee-Shop oder einer, der in der U-Bahn sitzt. Irgendwelche Leute. Man fängt an zu glauben, dass diese Leute mehr wissen als man selbst. Man glaubt, dass man nur die richtige Person finden und nur die eine entscheidende Frage stellen muss, damit sie sich auf der Stelle öffnen und einem alles verraten, was man braucht, um den Fall lösen zu können.«
    »Frank …«
    »Man beginnt zu glauben, dass die Toten mit einem sprechen. Man beginnt zu glauben, dass sich das Gesicht ihres Mörders in ihre Netzhaut eingeprägt hat, und wenn man nur nah genug herangeht, kann man das Gesicht erkennen. Man fängt an, Selbstgespräche zu führen, erst nur in Gedanken, aber später hebt man irgendwo in einem Diner, wo man gerade sitzt, den Kopf und stellt fest, dass einen die Leute anstarren, weil man die letzte halbe Stunde mit sich selbst geredet hat. Wenn Sie behaupten, mir fehle das Stehvermögen, kann ich nur sagen, dass unsere Arbeit mehr Stehvermögen erfordert als so ziemlich alles, was Sie sich vorstellen können.«
    »Ich rede nicht über Ihre Arbeit, Frank. Ich rede über alles andere.«
    »Was gibt es denn anderes? Was, zum Teufel, gibt es denn sonst noch? Ich bin die Arbeit. Und umgekehrt. Wenn wir überhaupt über irgendwas reden, dann muss es wohl die Arbeit sein, denn offen gesagt, in aller beschissenen Offenheit, ist inzwischen nichts anderes übrig geblieben.«
    »Gut, dann reden wir über die Arbeit.«
    »Ich gehe jetzt.«
    »Setzen Sie sich, Frank. Setzen Sie sich, damit wir reden können.«
    »Nein, mir ist jetzt nicht danach. Ich habe alles gesagt, was ich sagen wollte. Lassen Sie uns ein Wochenende ohne einander einschieben, okay?«
    »Glauben Sie, das würde helfen?«
    »Mir helfen? Wahrscheinlich nicht. Ich dachte, es könnte ganz hilfreich für Sie sein.«
    41
    Als Parrish an seinem Schreibtisch eintraf, lag dort die kopierte Akte zu Karen Pulaski von Franco in Williamsburg. Von Radick war nichts zu sehen.
    Parrish verließ das Büro und nahm die U-Bahn, um sich mit Raymond Foley zu treffen, dem Dienststellenleiter von South Two an der Adams Street.
    Lavelle war auch im Haus und saß bei dem kurzen Gespräch dabei. Foley hörte geduldig zu, während Parrish das Szenario erklärte.
    »Sie wollen also jeden einzelnen der hier beschäftigten sechsundvierzig männlichen Angestellten befragen.«
    »Das will ich, ja«, erwiderte Parrish. »Und natürlich werde ich auch Ihnen und Mr Lavelle einige Fragen stellen müssen, einfach deshalb, weil Sie ebenfalls hier arbeiten.«
    »Nun, dann legen Sie los«, sagte Foley. »Ich sehe keinen Grund, es auf die lange Bank zu schieben.«
    »Wir müssen noch einige Punkte verifizieren, um sicherzugehen, dass wir alle entscheidenden Fragen gesammelt haben«, erklärte Parrish. »Aber das wird nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Mir kam gerade der Gedanke, ob wir nicht am Montag anfangen könnten. Ich wünschte, es stünde nicht gerade das Wochenende vor der Tür, aber …«
    »Die Hälfte der Leute sind morgen hier«, unterbrach ihn Foley.
    »An einem Samstag?«
    »Klar, wir arbeiten samstags mit einer kleinen Besetzung. Morgen werden etwa zwanzig oder fünfundzwanzig der Männer hier sein.«
    »Also gut, dann fangen wir morgen an.«
    »Ich habe

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