Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
auch Radick. Dagegen konnte er nichts von der Drohung wissen, die Clare Baxter ausgesprochen hatte.
»Es tut mir leid, dass …«
Radick hob abwehrend die Hand. »Ich habe mit der Ärztin gesprochen. Sonst mit keinem. Ich habe ihr gesagt, dass ich eine Versetzung beantragen wollte, aber inzwischen habe ich mich anders entschieden. Ich will an dem Fall dranbleiben, Frank, aber wir brauchen ein paar Grundregeln. Sie müssen aufhören, sich wie ein Arschloch aufzuführen, okay? Sie müssen wirklich aufhören, sich wie ein verdammtes Arschloch aufzuführen, dann kommen wir auch miteinander zurecht, klar?«
»Das kriege ich hin«, erwiderte Frank.
»Sind Sie sicher, dass Sie es wirklich wollen ?«, fragte Radick.
Parrish antwortete nicht. Er betrachtete Radick, resigniert, ausgelaugt.
»Na gut«, sagte Radick, »wir haben Arbeit zu erledigen.«
Er legte das Blatt Papier auf den Schreibtisch. »Ich habe es nicht geschafft, diesen Lester Young ausfindig zu machen. Ich habe den Namen an die Bewährungsbehörde weitergeleitet, doch sie konnten ihn in ihrem Computersystem nicht finden. Ich werde dranbleiben. Immerhin habe ich die Verbindungsnachweise für Kelly, Rebecca und Karen. Fehlanzeige bei allen anderen, ihre Accounts sind einfach zu alt.«
Anderthalb Stunden später stießen sie auf etwas Interessantes. Karen hatte zwei Anrufe von derselben Nummer erhalten – einen am Mittwoch, dem 19. Dezember 2007, und einen zweiten fünf Tage später am Morgen des Heiligabends. Kelly war am Freitag, dem 5. September 2008, von einer ähnlichen Nummer angerufen worden, und diese zweite Nummer hatte schließlich auch Rebecca am Donnerstag, dem 28. August, also drei Tage vor ihrem Tod, von ihrem Handy aus gewählt. Bei der Auskunft erfuhren sie, was sie wissen mussten: Die Nummer im Fall Karen Pulaski gehörte zur Telefonzentrale des früheren Süddistrikts, die zweite Nummer zum neuen South-Two-Bezirk.
Parrish versuchte auf der Stelle, bei Foley anzurufen. Als er hörte, dass dieser nicht im Haus war, ließ er sich mit Lavelle verbinden.
»Mr Lavelle, hier ist Frank Parrish. Ich wollte nur nachfragen, ob sich technisch nachvollziehen lässt, an wen ein Anruf weitergeleitet wurde, der bei Ihrer Telefonzentrale einging.«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, Detective Parrish. Ich werde Sie jetzt wieder mit der Zentrale verbinden. Dort müsste man Ihnen mehr sagen können; falls Sie keine klare Antwort bekommen, lassen Sie sich bitte noch einmal zu mir durchstellen.«
Parrish bekam seine Antwort und wurde mit der Kommunikationschefin des Hauses verbunden, die zwar hilfsbereit wirkte, Parrish aber nicht die erhoffte Auskunft geben konnte.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Wir speichern diese Verbindungsdaten nicht. Alle eingehenden Anrufe landen bei derselben Nummer. Angesichts der riesigen Menge von Menschen, die wir betreuen, hat es sich nicht als praktikabel erwiesen, jeden Schreibtisch mit einer eigenen Durchwahl auszustatten. Wir mussten eine Art Filter vorschalten, damit unsere Angestellten nicht den ganzen Tag mit unerwünschten Anrufen überschwemmt werden. Von ihren Arbeitsplätzen aus können sie direkt nach draußen wählen. Aber eingehende Anrufe landen bei der Sammelnummer und werden dann an denjenigen weitergeleitet, für den sie bestimmt sind. Darüber existieren allerdings keinerlei Aufzeichnungen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann.«
Parrish dankte ihr und legte auf.
»Es geht nie auf dem direkten Weg, stimmt’s?«, bemerkte Radick.
Parrish berichtete ihm von seinem Treffen mit Foley und dass die Hälfte der männlichen Belegschaft am nächsten Morgen im Büro sein würde.
»Ich würde ja allein gehen«, fügte er hinzu, »aber Valderas würde es als vorschriftswidriges Vorgehen betrachten …«
»Kein Thema«, erwiderte Radick. »Ich komme mit. Wir müssen zu zweit mit diesen Leuten reden.«
»Prima«, sagte Parrish und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Haben Sie schon mal in diesem Diner an der Livingston Street, Ecke Elm Place, gegessen?«
Radick schüttelte den Kopf.
»Dann lade ich Sie zum Mittagessen ein, okay?« Parrish stand bereits auf.
»Das ist nicht nötig, Frank.«
»Ich will es aber«, erwiderte Parrish. »Tun Sie mir den Gefallen, ja?«
43
Solange irgendjemand zurückdenken konnte, hatte George McKinley Wintergreen einen Einkaufswagen mit sich herumgeschoben. Selbst wenn er schlief, war dieser Wagen mit einer improvisierten Kette aus Schnürsenkeln
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