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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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Zufälle«, warf Jamie ein. »Das geht mir einfach gegen den Strich.«
    »Dann haben wir etwas gemeinsam. Aber solange ich nichts Substanzielleres finde, um die Fälle miteinander zu verknüpfen, ist es tatsächlich nur ein Zufall.«
    Parrish stand auf. »Ich gehe jetzt zur Personalabteilung«, erklärte er. An der Tür hielt er inne und fügte hinzu: »Sie begreifen doch, dass alles, was wir hier besprochen haben, strikt vertraulich ist? Kein Geplauder mit den Kollegen am Wasserspender! Das kann ich gar nicht deutlich genug herausstreichen, Jamie.«
    Jamie lächelte. »Gerüchte und Hörensagen sind nicht mein Ding, Detective, keine Sorge. Sollte sich allerdings wirklich herausstellen, dass jemand aus dem Haus dahintersteckt, dann wird hier der Teufel los sein, meinen Sie nicht?«
    »Ganz sicher«, erwiderte Parrish. »Aber lassen Sie uns hoffen, dass es nicht so kommt, ja?«

    31
    Parrish verließ das Gebäude des County-Archivs mit einem Stapel von Unterlagen, die über neunhundert Namen enthielten, sämtlich Mitarbeiter im ursprünglichen Family Welfare South. Außerdem verfügte er über eine ausgedruckte Liste sämtlicher Büros der neuen Abteilungen des nördlichen und südlichen Bezirks. Das dem 126sten Revier nächstgelegene – District Five South – lag lediglich einige Minuten Fußmarsch entlang der Fulton entfernt. Parrish fühlte sich auf ruhige Weise entschlossen, andererseits aber auch irgendwie vom Verlauf der Dinge überrollt. Als Erstes musste er die Männer auf der Liste von den Frauen trennen. Derartige Taten – von seltenen Ausnahmen wie Carol Mary Bundy und Aileen Wuorno abgesehen – waren überwiegend die Domäne von Männern. Ob Family Welfare South das gesuchte Bindeglied zwischen Rebecca, Karen, Melissa und Nicole darstellte, wusste er nicht, doch die Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen. Und falls diese Verbindung bestand und die Opfer nicht einfach willkürlich ausgewählt worden waren – sondern aus Akten und Unterlagen innerhalb der verwaltungstechnischen Koordinationsstellen im Netzwerk der Jugendhilfe des County –, dann war mit schwindelerregenden Konsequenzen zu rechnen. Und falls Parrish auf dem richtigen Weg war, dann würde er noch beängstigendere Entdeckungen machen: Mädchen im Teenageralter mit instabilem familiärem Hintergrund, vielleicht anhand von Fotos ausgewählt oder gar nach Gesprächen mit einem Berater des Jugendamts oder der Adoption Agency – ausgewählt in dem Glauben, man würde sie nicht vermissen, sich nicht für sie interessieren, sie wären letztlich entbehrlich?
    Hatte sich auf solche Weise der Auswahlprozess für einen Sexualmörder abgespielt? Oder folgte Parrish einfach einer dürftigen Kette von Zufällen, aus der nichts weiter resultieren würde als die weitere Entfremdung von seinen Kollegen und Vorgesetzten – und in letzter Konsequenz die Unmöglichkeit einer wirklichen Wiedereingliederung bei der Mordkommission und der Polizei insgesamt?
    War es das wert?
    Parrish glaubte nicht, dass es hier etwas abzuwägen galt. Er nahm die U-Bahn von der Canal Street zurück über den Fluss zur DeKalb Avenue. Auf dem Fußweg zum Revier überfiel ihn ein unerwartetes und plötzliches Hungergefühl. Er hatte längst vergessen, wie sich gesunder Appetit anfühlte. In einem Diner an der Livingston Street bestellte er ein riesiges Thunfisch-Mayonnaise-Sandwich, Pommes frites und eine Tasse Kaffee, und als er damit fertig war, gönnte er sich einen weiteren Kaffee und ein Pecan Danish. Er ließ nichts auf dem Teller zurück, und als er das Diner verließ und sich auf den Weg zum Revier machte, glaubte er, den Rest des Tages ohne einen Drink durchstehen zu können. Etwas hatte sich verändert, dezent, beinahe unmerklich, doch er erkannte es als das, was es war: So hatten sich die Fälle in seiner ersten Zeit als Detective angefühlt. Als ginge es wirklich um etwas.
    Radick saß an seinem Schreibtisch. Er fragte, wie Parrish in Manhattan zurechtgekommen war.
    »Es lief ganz gut«, erwiderte Parrish. Er hielt das Bündel Papiere hoch. »Vielleicht habe ich tatsächlich etwas. Ich untersuche die Möglichkeit einer Verbindung zwischen Rebecca und einigen älteren Fällen.«
    »Im Ernst?«
    Parrish hob die Hand. »Ganz ruhig«, sagte er mit einem wissenden Lächeln. »Stürzen Sie sich nicht wie ein junger Hund darauf, Jimmy. Vielleicht bedeutet es gar nichts. Ich muss noch Antworten auf einen Haufen Fragen finden, ehe ich zu irgendwelchen Schlüssen

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