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Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Ellory
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in eine Situation gebracht hatte, in der er den Tod finden konnte, oder ob er versucht hatte, die Dinge zu ändern …«
    »Die Dinge zu ändern?«
    »Ich fragte mich, ob er vielleicht etwas gesagt oder getan hatte, das seinem Umfeld Angst machte; denjenigen, die auch weiterhin ihren Geschäften nachgehen wollten. Ich fragte mich, ob er etwas gesagt hatte, das ihnen das Gefühl gab, man könne ihm nicht mehr vertrauen.«
    »Glauben Sie, er könnte etwas Derartiges getan haben?«
    »Ganz ehrlich?« Briley schüttelte den Kopf. »Es könnte sein, aber ich glaube es eigentlich nicht. Ich glaube, dein Vater war, als ich ihn das letzte Mal sah, eigentlich schon lange tot. Ich glaube, er war so tief verstrickt, dass es keinen Weg mehr zurückgab.«
    »Und Sie haben nie mit jemandem darüber gesprochen?«
    Briley lächelte. »Die Kirche ist ein heiliger Raum, Frank, das weißt du doch.«
    »Und ich? Sie haben mir nie etwas erzählt. Bei all diesen Gesprächen, die wir geführt haben, als Clare und ich uns trennten, haben Sie nie auch nur daran gedacht, mir etwas davon zu sagen, dass mein Vater zu Ihnen gekommen war und mit Ihnen über sein Leben gesprochen hatte?«
    »Wozu wäre das gut gewesen, Frank? Wozu ist es jetzt gut? Du hast mit deinen eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen, und die sind groß genug für einen einzelnen Mann.«
    Parrish erhob sich langsam von der Kirchenbank. »Ich habe das Gefühl, ich hätte etwas sagen müssen. Ich habe das Gefühl, Sie hätten etwas sagen müssen.«
    »Ich durfte nichts sagen. Das weißt du. Und du? Was hättest du denn sagen sollen? Und zu wem? Wir ziehen in unserem Leben ständig bestimmte Grenzen, und innerhalb dieser Grenzen bewegen wir uns. Auf diese Art überleben wir, Frank, vor allem in unseren Berufen.«
    »Ich weiß nicht … ich weiß es einfach nicht.«
    »Was weißt du nicht?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich weiß nicht, welche Gefühle ich gegenüber alldem haben sollte.«
    »Keine. Diese Dinge sind geschehen, mein Sohn. Es ist zu spät, um noch etwas daran zu ändern. Die Sünden des Vaters sollen nicht vom Sohn getragen werden. Du bist nicht dein Vater. Er war nicht du. Und ehrlich gesagt, falls es nicht eine ganze Menge gibt, was ich nicht über dich weiß, dann scheint es mir so, als hättest du keinen so völlig anderen Weg eingeschlagen als er …«
    »Sie haben keine Ahnung, worüber wir hier reden«, fiel Parrish ihm ins Wort. »Zwischen meinem Vater und mir liegen Welten.«
    Er trat aus der Bank hinaus in den Gang. »Ich muss jetzt gehen«, sagte Parrish leise.
    Briley stand auf. Er stellte sich vor Parrish und packte ihn an den Schultern. »Ich bin hier«, erklärte er. »Ich bin schon sehr lange hier und werde höchstwahrscheinlich auch noch lange bleiben. Du weißt, wo du mich findest.«
    Parrish sagte nichts. Er drehte sich um und ging zum Ausgang.
    Als er die Kirche verließ, spürte er wieder den nagenden Schmerz in seinem Unterbauch. Diesmal allerdings wusste er nicht, ob es Angst oder Hass oder etwas noch Heimtückischeres war.

30
    Radick wartete im Büro auf ihn. Er fragte nicht, wo Parrish gewesen war, und Parrish fragte nicht, warum sein Partner sich verspätet hatte.
    »Und heute?«, fragte Radick.
    »Ich muss noch mal zum Archiv des Countys und nach möglichen Verbindungen zum Jugendamt suchen.«
    »Valderas war eben hier«, sagte Radick. »Ich glaube, ich bleibe besser hier und arbeite ein bisschen an diesen anderen Fällen. Es ist doch nicht nötig, dass wir beide in dieses Archiv fahren, oder?«
    »Nein. Gute Idee.«
    Radick stand auf und zog sich die Jacke an. »Ich bringe Sie hin«, erklärte er.
    »Nein, ich nehme die U-Bahn. Ist schon okay.«
    »Sicher?«
    »Kümmern Sie sich ein bisschen um die anderen Fälle. Rufen Sie an, falls Sie aus dem Haus müssen, um mit irgendwelchen Leuten zu reden. Mehr als zwei Stunden werde ich sowieso nicht weg sein.«
    Parrish verließ das Revier, erleichtert, dass er allein war, und erleichtert, dass es sogar Radicks Vorschlag gewesen war. Konnte er Radick vertrauen? Teufel auch, wenn er ehrlich war, kannte er den Kerl nicht besser als jeden x-Beliebigen. Der Umstand, dass er sich woanders gut gemacht hatte, bedeutete nicht zwangsläufig, dass er verlässlich und vertrauenswürdig war.
    Er brauchte nicht lange bis Manhattan und war kurz vor Mittag dort. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er noch nichts gegessen hatte. Er legte einen Zwischenstopp in einem Deli ein und aß ein Pastrami-Sandwich.

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