Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
für ein guter Vater er ist, indem er die Kinder freilässt …«
»Du!«, sagte Karl und deutete mit der Pistole auf Parrish. »Du bringst die Kinder raus. Und dann kommst du sofort zurück, verstanden? Verarsch mich nicht. Du kommst sofort zurück. Du hast eine Minute, um die Kinder nach draußen zu bringen, und auch die Mutter. Aber dann kommst du auf der Stelle zurück, sonst atmet dein Partner durch ein Loch in seinem verdammten Schädel, verstehst du mich?«
»Absolut«, entgegnete Parrish. »Und jetzt steht schnell auf und kommt mit mir. Wir gehen die Treppe rauf nach draußen.«
Die Mutter mit dem Baby half den Kindern, acht insgesamt, beim Aufstehen und begleitete sie zusammen mit Parrish nach oben und durch den Gang, der zum Ausgang führte.
Vale blieb mit Karl und seinen verbliebenen vierundzwanzig Geiseln im Keller.
»Sie wollten mir gerade sagen, wer Ramone ist. Sie wollten mir sagen, was passiert ist.«
»Ramone? Ich weiß nicht mal, wer dieser verdammt Ramone überhaupt ist. Sie sagte, sie würde es Ramone erzählen, wenn ich sie schlage. Es ist ihr einfach so rausgerutscht. Das weiß ich. Sie sagte den Namen und wusste gleich, dass sie tief in der Scheiße steckte, richtig tief in der Scheiße. Ich sagte, ich würde das Dreckschwein finden und ihm ein halbes Dutzend Kugeln in den Arsch jagen. Sie sagte, er wohnt auf der anderen Straßenseite, in dem Haus gegenüber, also zog ich los, um rauszukriegen, was läuft. Aber sie hat mich angelogen, Mann. Auf der anderen Straßenseite wohnt kein verdammter Ramone. Ich komme also zurück, und da ist sie mit Karl junior abgehauen. Drecksschlampe!«
Karl war wütend und aufgebracht. Er begann, mit der Waffe vor den Geiseln herumzufuchteln. Sie drängten sich noch enger zusammen und stießen Angstschreie aus. Ein paar Frauen weinten, versuchten aber nach Kräften, es zu unterdrücken. Karl war auf hundertachtzig, das wussten sie, und sie wollten ihn nicht noch mehr aufregen. Sie wollten nur hier raus, und zwar lebend.
»Also haben Sie keinen Ramone gefunden?«, fragte Vale.
»Nein«, bestätigte Karl. Er nahm die Waffe herunter und wandte sich wieder der Treppe zu.
»Wollen Sie wissen, was ich glaube?«, sagte Vale.
»Eigentlich nicht, nein.«
»Ich glaube, es gibt gar keinen Ramone.«
»Was? Verdammt, was willst du mir erzählen, Mann?«
»Wie gesagt, ich glaube, es gibt gar keinen Ramone. Ich denke, die Person existiert nicht. Ein Mädchen wie Laney steht nicht auf Typen, die Ramone heißen. Nun kommen Sie schon, denken Sie doch mal nach. Sie waren beim Militär, stimmt’s?«
»Ja, klar. Ich hab meine Zeit abgeleistet.«
»Ein Mädchen, das mit einem Soldaten geht, einen Sohn von ihm hat, ihn Karl junior nennt … Scheiße, Mann, die lässt sich doch nicht mit einem mexikanischen Schwanzlutscher namens Ramone ein, oder? Überlegen Sie einfach mal. Sie hat Sie verarscht, um ein bisschen Ruhe zu haben. Sie ist bestimmt bei ihrer Mutter, oder? Geht sie zu ihrer Mutter, wenn sie wütend auf Sie ist?«
»Ja, Mann, das tut sie. Und dann erzählt sie der alten Schlampe, was für ein Arschloch ich bin.«
»Hey, Mann, so sind sie doch alle. Das tun sie, um sich weniger schuldig zu fühlen, wenn sie einem etwas verschwiegen haben. Es wird um etwas ganz Simples gehen, Mann. Sie hat ein bisschen von Ihrem Geld genommen. Oder irgendein Typ wollte mit ihr ausgehen, und sie hat es Ihnen nicht erzählt. Oder Sie haben sie irgendwie auf die Palme gebracht, und sie ist abgehauen und wahrscheinlich längst bereit, zurückzukommen und um Entschuldigung zu bitten.«
Karl antwortete nicht.
Vale trat einen halben Schritt näher an ihn heran. »Wie alt ist Ihr Sohn?«, fragte er.
Karl blickte auf. »Wie alt? Er ist fünf, Mann, fünf Jahre alt.«
»Und wie lange seid ihr beide jetzt zusammen?«
»Ich und Laney? Acht Jahre sind wir zusammen, acht verdammte Jahre.«
»Und wie oft ist sie schon so abgehauen wie jetzt?«
»Ach, Mann, ich kann mich nicht mal erinnern, wie viele beschissene Male sie das gemacht hat.«
»Sehen Sie?«, sagte Vale. »Es ist dasselbe wie immer. Ihr müsst die Sache einfach in Ordnung bringen. Für den Anfang solltet ihr den Streit nicht so hochkochen lassen, und dann nehmt ihr euch ein bisschen Zeit füreinander, sprecht alles durch und klärt euer Problem.«
Für einen Moment schloss Karl die Augen und atmete tief durch.
Vale wagte einen weiteren halben Schritt auf ihn zu.
Parrish, der ihn dabei beobachtete, spürte die
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