Der Schrei der Engel: Thriller (German Edition)
zum Teufel, sie hat, aber normalerweise ist sie nicht so schlimm.«
Alle nickten wortlos.
»Können Sie uns sonst noch irgendwas darüber sagen, was geschehen ist?«, fragte Caitlin mit einem erwartungsvollen Blick auf Valderas.
Valderas schüttelte den Kopf. »Wie gesagt, ich weiß kaum etwas darüber, was genau passiert ist. Ich warte auf weitere Informationen, und sobald ich die bekomme, setze ich Sie alle ins Bild.«
»Also ist er wirklich gut in seinem Beruf?«, fragte Caitlin. »Ist er wirklich ein guter Detective, oder sagen Sie das bloß, weil wir alle hier sitzen und er vielleicht sterben könnte?«
»Cait…«, begann Robert.
»Nein, Robert, ich will die Wahrheit wissen. Ich will von jemandem die Wahrheit hören, der ihn vom Beruf her kennt. Und Sie kennen ihn schon lange, oder?«
»Allerdings«, sagte Valderas. »Ich kenne ihn noch aus der Zeit, bevor er Detective wurde.«
»Und?«
»Und was?«
»Und ist er gut?«
»Einer der Besten«, wiederholte Valderas.
»Und was, zum Teufel, bedeutet diese Geschichte mit dem Führerschein und der Gehaltskürzung? Was hat er getan?«
Valderas schüttelte den Kopf. »Frank hat es nicht so mit Regeln und Vorschriften. So war er schon immer. Alte Schule. Das System frustriert ihn, genau wie uns alle, nur frustriert es ihn mehr als die meisten anderen. Es gibt Fälle, in denen man die Wahrheit kennt, aber einfach nichts unternehmen kann. Anklagen werden fallen gelassen, Schuldige machen irgendwelche Deals mit dem Staatsanwalt, Formfehler lassen ganze Fälle in sich zusammenstürzen, Kriminelle werden freigelassen und begehen die gleichen Verbrechen noch einmal. Frank reibt sich daran, und ab und zu schert er aus und wird dafür zur Rechenschaft gezogen. Dieser Job ist nicht einfach, das kann ich Ihnen sagen, und ich bekomme die Frustration und Desillusionierung meiner Männer häufig zu spüren. Aber bedauerlicherweise sind die Regeln nun einmal die Regeln, und sosehr wir uns auch über sie beklagen, müssen wir wohl oder übel mit ihnen leben, solange wir keine besseren haben.«
»Wird er jetzt seinen Job verlieren?«, fragte Robert. »Hat er etwas Falsches getan?«
»Ich weiß es nicht, Robert, ich weiß es wirklich nicht.«
»Sich von so etwas zu erholen, ist nicht einfach«, sagte Caitlin.
»Er hat sich schon von Schlimmerem erholt«, erwiderte Valderas.
»Michael Vale«, sagte Eve. »Er hat sich von Michael Vale erholt.« Tränen standen in ihren Augen, und ihre Wimperntusche war verschmiert.
»Ja«, sagte Valderas. »Er musste über den Tod von Michael Vale hinwegkommen.«
»Er hat nie gesagt, was damals passiert ist«, sagte Caitlin.
»Mir auch nicht«, fügte Robert hinzu.
»Ich weiß, was passiert ist«, erklärte Eve.
Valderas nickte. »Ich auch.«
Caitlin und Robert schauten sich an. »Und?«, fragten sie wie aus einem Munde.
»Sie wollen hören, was geschehen ist, als Michael Vale ums Leben kam?«
»Natürlich«, sagte Caitlin.
»Natürlich, und wie«, fügte Robert hinzu.
Valderas schaute zu Eve Chancellor hinüber. »Wollen Sie es ihnen erzählen?«, fragte er.
»Lassen Sie es uns gemeinsam erzählen«, schlug sie vor.
86
»Du bist ein echter Versager. Verdammt, Mike, was, zum Teufel, soll das hier?«
Frank Parrish hielt einen Styroporbecher mit Kaffee in der Hand. Aus einem winzigen Loch im Boden tropfte ununterbrochen Flüssigkeit in den Papierkorb neben seinem Schreibtisch.
»Qualitätsprodukte, mit freundlichen Grüßen vom New York Police Department. Wenn du einen anderen willst, dann hol ihn dir selbst.«
Parrish folgte dem Vorschlag prompt und tauchte kurz darauf mit einem neuen Becher auf.
»Also, was liegt heute an?«, fragte er Vale.
»Wir überprüfen noch mal diese Geschichte von gestern, das Mädchen aus den Heights. Den restlichen Tag und morgen verbringen wir damit, möglichst beschäftigt zu wirken. Ich hab einen Wochenendausflug geplant und will früh nach Hause. Das Letzte, das ich brauche, ist ein neuer Fall.«
»Wo willst du hin?«
»In den Norden«, erwiderte Vale. »Das letzte Mal, als Nancy und ich ein Wochenende verreist sind … mein Gott, das muss drei Jahre her sein.«
»Ihr wart doch bei dieser Hochzeit. Um wen ging es noch, deinen Neffen?«
»Die Hochzeiten anderer Leute zählen nicht. Man muss da aufkreuzen und sich von seiner allerbesten Seite zeigen. Ich hasse solchen Scheiß. Aber egal, es ist einfach viel zu lange her, so viel weiß ich. Und ihr fällt langsam die Decke auf den Kopf.
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