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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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rätselhaft wie die Frage, welches Lied die Sirenen gesungen haben oder welchen Namen Achilles annahm, als er sich bei den Frauen versteckte.«
    »Davon verstehe ich nichts«, sagte Wield. »Ist das der Laden, in dem ich die Dame finde, die die Mütze entdeckt hat? Die Eendale-Galerie?«
    Sie hatten den Tell-Tale-Buchladen erreicht.
    »Ja«, sagte Digweed. »Sie müssen sich übrigens an Kee, die ältere Schwester, wenden, die Blonde.«
    »Es gibt noch eine?«
    »Ja, Caddy. Sie ist – wie soll ich mich ausdrücken? – eine Künstlerin. Bei Ihrer Suche nach harten, klaren Fakten sind Sie gut beraten, sich nicht auf eine Unterhaltung mit Caddy einzulassen.«
    Es lag kaum noch Ironie in seiner Stimme. Warum wohl, dachte Wield.
    Er ließ den Blick von Digweeds Gesicht zu dem Schild über dem Wayside Café schweifen.
    »Creed«, sagte er unvermittelt.
    »Ist das eine Bitte? Ein Befehl? Oder der Auftakt zu einem Gespräch?«, fragte Digweed.
    »Da oben steht, dass das Café von Dora Creed geführt wird. Eine Verwandte von dem Bauern vorhin?«
    »Bruder und Schwester.«
    »Ah.«
    »Ah was?«
    »Hatte mich gewundert, wie ein Mann, der bis an die Halskrause in seiner Schafherde steckt, so schnell von Constable Bendish erfahren konnte.«
    »Und Sie schließen daraus, dass eine Schwester, die mitten im Dorf arbeitet, die Erklärung dafür ist? Wie wunderbar logisch, Sergeant. Und ein hübsches Beispiel für die Mängel eurer Ermittlungsmethoden.«
    »Oh? Wie das?«
    »Weil Dora Creed seit gestern mittag nicht mehr mit ihrem Bruder redet.«
    »Ich verstehe«, sagte Wield, der nichts verstand. »Und wieso?«
    »Wegen Georges Sünde, Sergeant«, sagte Digweed feierlich. »Dora ist tief religiös. Wenn Sie mich fragen, ist Religion kaum mehr als eine leere Hoffnung, aber wenn ich dabei auf einen von Doras Apfelkuchen hoffen kann, könnte ich am Ende doch noch bekehrt werden.«
    »Und worin bestand nun diese Sünde?«, hakte Wield nach.
    Digweed ließ sein überlegenes Lachen hören, bevor er sagte: »Da könnten Sie mit Ihren detektivischen Fähigkeiten beeindrucken. Sehen Sie, das hat bis jetzt noch niemand herausgefunden. Benutzen Sie Ihre Spürnase, Sergeant, kriegen Sie’s raus!«
    Ich würde lieber einem von Doras Apfelkuchen nachspüren, dachte Wield, der unwillkürlich den köstlichen Düften, die ihm aus dem Café um die Nase strichen, hinterherschnupperte.
    Doch die Pflicht rief.
    »Ich werde mein Bestes tun, Sir«, sagte er zu Digweed. »Danke für Ihre Hilfe.«
    Mit der wenn auch geringen Hoffnung, dass seine Höflichkeit den Buchhändler nur ein klein wenig beschämen könnte, steuerte er auf die Eendale-Galerie zu.

Sechs
    »Unsere Verschönerungsarbeiten haben gute Fortschritte gemacht.«
    B evor der Erste Weltkrieg in England die ewig gültigen Wahrheiten zunichte machte, war allgemein bekannt, dass eine Adelsfamilie, die ihren Landsitz längere Zeit nicht »verschönerte«, damit klar zu erkennen gab, dass sie in finanziellen Schwierigkeiten steckte.
    Seither signalisiert es umgekehrt Probleme, wenn die Bauarbeiter auf den Plan treten, denn jetzt werden Renovierungen nicht länger im Namen der Schönheit, des Geschmacks oder auch nur des Komforts durchgeführt, sondern sind Opfer auf dem Altar des Kommerzes.
    Derlei Gedanken gingen Peter Pascoe durch den Kopf, als er die Auffahrt zur Old Hall hinaufmanövrierte und vor einer Baustelle stehenblieb.
    Dabei war es nicht einmal eine besonders große Baustelle, sondern nur eine typische, insofern minimale Ordnung und praktisch keinerlei Aktivität herrschte. Die Arbeit schien sich auf ein vom Haupthaus getrenntes Gebäude zu konzentrieren, und er vermutete, dass es sich dabei um die Stallungen handelte, die künftig die ganzheitlichen Heilanwendungen beherbergen sollten.
    Wie viele Menschen, die schon die Wolken der Midlife-crisis heraufziehen sehen, verbarg Pascoe hinter seiner wissenschaftlichen Skepsis gegenüber der alternativen Medizin die abergläubische Hoffnung, irgendeine bahnbrechende Entdeckung würde eines Tages diese Wolken vertreiben, bevor es zu spät war. Und so öffnete er die Stalltür mit der Ehrfurcht eines Gläubigen beim Betreten einer Kirche.
    Der Geruch, der ihm entgegenschlug, war für einen Mann auf der Suche nach einer quasireligiösen Erfahrung durchaus passend. Weihrauchartig würzig, malzig, mit einem Hauch von Laub, schien er einer Rauchsäule zu entsteigen. Ein brennender Busch vielleicht. In diesem Fall würde er sprechen.
    Er

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