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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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und nach den wenigen Worten, die er gesprochen hatte, vermutete Wield, dass er im nächsten Moment »merkwördig« und »oh nain« sagen würde.
    »Oh, hallo, Wylmot«, sagte Digweed wenig begeistert. »Ich hab gerade erzählt, dass unser guter Briefträger einen Unfall gebaut hat.«
    Ihn mag er umso weniger, dachte Wield.
    »Tatsächlich?«, fragte Wylmot. »Er ist hoffentlich nicht zu Schaden gekommen?«
    »O nein, ich glaube, nicht. Aber man muss jemand anderen nach der Post schicken.«
    »Heute nicht mehr. Nur bis mittag geöffnet, schon vergessen?«, sagte Wylmot gutgelaunt. »Wir haben nur noch auf Paget gewartet, bevor wir schließen.«
    »Aber die Post …«, protestierte Digweed.
    »Halb so wild. Nichts, was nicht bis morgen früh warten könnte.«
    »Meinst du?«, sagte Digweed. »Heißt das, du liest alle Post, die hier eingeworfen wird, erst mal durch? In dem Fall müsstest du allerdings ein Schnellleser sein, denn ich selber hab heute morgen mehrere Päckchen mit teuren und größtenteils kleingedruckten Büchern aufgegeben. Ich darf hinzufügen, dass ich in Erwartung eines erstklassigen Service erste Klasse bezahlt habe.«
    »Du erzählst doch immer, wie diese Bücherwürmer Jahre drangeben, um einen einzigen Band aufzustöbern«, sagte Wylmot. »Da wird’s ja wohl kaum auf einen Tag mehr oder weniger ankommen. Ach übrigens, etwas, das vielleicht wichtig sein könnte. Kee Scudamore war eben hier, und sie sagt, Girlie hat vor, in der Hall einen Laden aufzumachen – Ansichtskarten, Briefmarken, Souvenirs, so was in der Art. Hast du was davon gehört?«
    »Ein bisschen«, sagte Digweed.
    »Na ja, ich finde, das ist nicht gerade die feine Art.« (Wield grinste in sich hinein. Eindeutig ein »fain«). »Ich will ja niemandem zu nahe treten, aber ein intaktes Dorfleben steht und fällt nun mal mit dem Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, und ich habe den Eindruck, dass die Guillemards es mit dem Nehmen ein bisschen übertreiben.«
    »Dann gehst du wohl besser zu ihnen hoch und sagst ihnen, was du davon hältst«, sagte Digweed. »Daphne, meine Gute, war schön, dich zu sehen. Wiedersehen.«
    Er sah Wield an, als erwarte er, dass er ihm die Tür aufhielt.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Wylmot«, sagte Wield. »Ich bin ein Kollege von Constable Bendish. Sie haben ihn nicht zufällig irgendwo gesehen?«
    »Kann mich nicht erinnern, wann ich ihn das letzte Mal zu Gesicht bekommen habe. Jedenfalls nie dann, wenn bei uns eingebrochen wurde, soviel ist sicher.«
    »Er ist gestern mittag vorbeigekommen, um seine Zeitungsrechnung zu bezahlen«, sagte Mrs. Wylmot.
    »Hat nicht zufällig erwähnt, was er an seinem freien Tag vorhatte?«
    »Nein, ich weiß nur noch, dass er eine Schachtel Schokoladenkekse gekauft hat und auffallend gutgelaunt schien.«
    »Wahrscheinlich hatte er gerade dem guten alten Jocky Hogbin wegen verkehrswidriger Straßenüberquerung im Gehgestell ein Knöllchen verpasst«, sagte Digweed.
    »Würde mich nicht wundern«, sagte Wylmot. »Die kleine Madge hat immer den schwarzen Grobschnitt für ihren Großpapa abgeholt, bis Bendish mir mit ’ner Vorladung gedroht hat, weil ich Tabak an eine Minderjährige verkaufe. Was glaubte der wohl, was sie damit vorhatte?«
    »Kauen, vermutlich«, schnaubte Digweed.
    In diesem seltenen Einvernehmen gingen sie auseinander.
    Draußen sagte Wield: »Mr. Wylmot ist ein ähnlicher Fall wie Sie, nehme ich an, Sir?«
    »Wenn Sie das annehmen, dann nehmen Sie es bitte sofort zurück«, sagte Digweed verärgert.
    »Ich meine nur, er ist nicht von hier und hat sich geschäftlich hier niedergelassen.«
    »Sergeant, mag sein, dass meine Hinterwäldlerdiktion ein wenig von ihrem silvanischen Timbre eingebüßt hat«, sagte Digweed in beißendem Spott, »doch ich hoffe, ich klinge nicht allzu chauvinistisch, wenn ich Ihnen versichere, dass reines Yorkshire-Blut in meinen Adern fließt und dass mein Familienstammbaum tief in dieser Gemeinde verwurzelt ist. Es ist mir absolut zuwider, mit Mr. Dudley Wylmot in einen Topf geworfen zu werden, der zu jenen bemitleidenswerten Geschöpfen zählt, die ihr ganzes urbanes Leben lang von den Freuden ländlicher Abgeschiedenheit träumen und dann auch noch dumm genug sind, ihre ganze Abfindung in die Verwirklichung dieses Traums zu stecken.«
    »Seine Frau dagegen scheint sehr nett zu sein«, klopfte Wield auf den Busch.
    »Dagegen, kann man wohl sagen. Wie ein so nettes Wesen diesen Wylmot heiraten konnte, ist mindestens so

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