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Der Schrei des Eisvogels

Der Schrei des Eisvogels

Titel: Der Schrei des Eisvogels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nach dem toten Vogel.
    Doch Caddy rief: »Oh, kann ich ihn nicht behalten? Diese Farben sind unglaublich … ich weiß, dass es falsch war, ihn zu töten …«
    »Mehr als falsch«, sagte Wield. »Illegal. Artenschutzgesetz.«
    Pascoe nickte energisch und freute sich, dass sich Sergeant Wields fundiertes ornithologisches Fachwissen, das er ihm bei der ersten Begegnung mit Tokes toten Vögeln zugetraut hatte, hiermit bestätigte.
    »Ja, und wir brauchen den Kadaver als Beweismittel«, sagte er. »Der junge Toke wird sich einigen Fragen stellen müssen.«
    »Hoffentlich stellen Sie ihm die richtigen Fragen«, sagte Kee.
    »Ich hab von der Sache mit dem Kriegerdenkmal gehört«, sagte Pascoe und sah sie dabei neugierig an. »Aber Sergeant Wield hier hatte den Eindruck, dass Sie nicht allzuviel Grund zur Sorge sehen. Haben Sie es sich anders überlegt?«
    Sie warf einen unsicheren Blick auf ihre Schwester, die immer noch den Vogel begehrlich betrachtete, und sagte: »Ich glaube, er tickt nicht ganz richtig, Mr. Pascoe, und ich weiß nicht, ob er eine Zeitbombe, eine Uhr oder nur ein Klopfkäfer ist, aber ich glaube, das sollte vielleicht jemand von Ihnen herausfinden, meinen Sie nicht?«
    Das war, strenggenommen, eine weitere Aufgabe für Filmer. Es konnte keine Verbindung zu dem verschwundenen Constable geben. Oder doch?
    »Sie sollten uns besser sagen, wo er wohnt«, antwortete er.
    »Intake Cottage, direkt hinter dem Morris, ein ganzes Stück von der Straße zurückgesetzt. Sie haben das Haus von der Hall gepachtet, aber Jason hält es selber instand.«
    »Sie?«, hakte Wield nach.
    »Er lebt bei Elsie, seiner Mutter.«
    »Und was meinen Sie damit, dass er es selber instand hält?«, fragte Pascoe, der eine gewisse Betonung herausgehört hatte.
    Kee lächelte verhalten und sagte: »Warum alles vorher verraten? Lassen Sie sich überraschen!«
    Wenige Minuten später taten Pascoe und Wield genau das, und sie stellten fest, dass Kee nicht zuviel versprochen hatte. Zunächst einmal sah Intake Cottage, im Gegensatz zum insgesamt gepflegten Erscheinungsbild von Enscombe, verwahrlost aus. Die ehemals weißen und nunmehr grauen Wände waren von den undichten Regenrinnen voller Wasser- und Dreckschlieren, so dass der Bau wie ein leprakrankes Zebra aussah, das sich zum Sterben von der Herde weggeschleppt hatte. Das Dach, an dem mehrere Ziegel lose waren und ein paar weitere ganz fehlten, war die Brutstätte einiger interessanter Flechten, die aussahen, als seien sie hinaufgeklettert, um dem Kriegsschauplatz darunter zu entkommen. Irgendwann einmal mochte der Garten den dörflichen Gewohnheiten entsprochen haben, voller Malven und Rittersporn, Goldrute und alten Moosröschen, doch all dem war jemand mit Kettensäge und Rasentrimmer zu Leibe gerückt und hatte im Umkreis von etwa sieben Metern sämtliche Vegetation niedergemäht.
    »Was hat das mit der Jagd auf Bendish zu tun?«, sinnierte Pascoe und hielt den toten Eisvogel in einem polizeilichen Plastikbeutel hoch.
    »Das darfst du mich nicht fragen«, sagte Wield verdrießlich. »Wären wir ins Café gegangen, hätten wir ihn nie zu Gesicht bekommen.«
    »Das ist der nächste Hafen, in den wir einlaufen, das verspreche ich dir«, sagte Pascoe. »Aber sieh’s doch mal so, wenn du nicht reingegangen wärst, als Caddy dich rief, hätte sie Jason vielleicht auf die Jagd nach dir geschickt.«
    Als sie über den unkrautübersäten Pfad die Haustür erreichten, sahen sie sich mit einer weiteren Merkwürdigkeit konfrontiert. Eine halbverrottete, von Mäusen angenagte Brettertür hätte an diesem heruntergekommenen Bau nicht weiter verwundert, doch statt dessen standen sie vor massivem Aluminium mit zwei Steckschlössern und einem Spion. Während Pascoe darauf wartete, dass jemand auf sein Klopfen reagierte, bemerkte er, dass auch die Fenster Metallrahmen und Doppelverglasung besaßen. Interessante Prioritäten.
    Das Guckloch verdunkelte sich, als innen ein Auge prüfte, wer draußen stand, dann ging die Tür mit vorgelegter Kette auf, und zwei Augen blinzelten ihm kurzsichtig in Höhe seines dritten Brustwirbels entgegen.
    »Ja?«, sagte eine Stimme so dünn wie Mäusepipi.
    »Mrs. Elsie Toke?«
    »Ja?«
    »Ist Jason zu Hause, Mrs. Toke?«
    »Nein.«
    Die Tür wollte wieder zugehen.
    »Mrs. Toke, warten Sie«, sagte Pascoe und hielt ihr, während er sich vorstellte, hastig den Dienstausweis durch den Spalt entgegen. »Können wir auf einen Moment reinkommen?«
    Die Tür ging

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