Der Schrei des Eisvogels
kommt sie durch die Green Alley auf den Friedhof, nicht wahr?«
Digweeds Augenbrauen schossen hoch.
»Sie erkennen den Torbogen? Fein beobachtet. Sie könnten’s noch bis zum Detective schaffen.«
»Ich hab allerdings keine Blumen gesehen«, sagte Wield.
»Die Blumen sind Caddys Ausdrucksmittel für den tragischen Irrtum und eine besonders treffende Metapher, wie ich finde. Wie sie selbst schreibt, blühte Frances von dem Tag an, als sie die Hall gegen das Pfarrhaus tauschte, auf. Ihre Familie sah das wohl ein bisschen anders, wie Sie sich denken können … die Rache der Zeit.«
»Sie sagen, das stammt von Caddy, der kleinen Scudamore?«
»Richtig.«
»Aber die Illustrationen im Buch Ihres Großvaters sind von ihm selbst.«
»Allerdings. Er war ein talentierter Amateur – leider habe ich dieses Talent nicht geerbt. Bei Caddy ist das etwas völlig anderes. Sie ist wirklich außergewöhnlich begabt und probiert ständig etwas Neues aus. Sie hat einige faszinierende Skizzen gemacht, die Lillingstones Gemeindegeschichte illustrieren sollen, wenn er sie fertig hat.«
Digweed blätterte durch einen Stapel Zeichnungen, während er sprach, als ihm offenbar bewusst wurde, dass er derlei Enthusiasmus nicht mit einem einfachen Polizisten teilen wollte.
Er schob die Blätter heftig beiseite und sagte: »Aber wie langweilig Sie das alles finden müssen, Sergeant. Sie können es zweifellos nicht abwarten, wieder zu Ihren Kollegen zu kommen und den neuesten Stand der Ermittlungen zu erfahren.«
»Ja, Sir. Kann’s kaum erwarten, Sir.«
Digweed sah ihn mit einem durchdringenden Blick an, lächelte und sagte: »Ihre Masche, den dummen August zu mimen, zieht bei mir nicht mehr, Mr. Wield. Darauf falle ich nicht rein. Ich sehe sehr wohl, dass Ihr Mr. Pascoe eine hohe Meinung von Ihnen hat, und er scheint mir kein Mensch zu sein, welcher die Narren gerne ertraget.«
»Weil er eine Anspielung erkennt, meinen Sie?«, vermutete Wield.
»Sie meinen, ein Zitat? Also, das war … aufschlussreich. Da fällt mir ein, ist er eigentlich verheiratet? Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Eine, wie hieß sie noch gleich, eine Mrs, nein, Ms. Eleanor Pascoe?«
»Ellie, wenn Sie ihr begegnet wären, würden Sie sie nie wieder vergessen«, sagte Wield mit dem Eifer eines Fans.
»Dann bin ich ihr wohl doch nicht begegnet, es sei denn, in meiner Adresskartei für den Katalogversand. Vielleicht kann ich Sie auch aufnehmen, Sergeant?«
»Meine Regale sind schon ziemlich voll«, sagte Wield. »Aber ich würde gerne hiervon eins kaufen, wenn ich darf.«
Er hielt das Bändchen von Digweeds Großvater hoch.
»Wirklich?« Der Buchhändler sah beinahe erfreut aus. »Ich muss noch die Schutzumschläge anbringen. Ich vermute mal, dass Sie noch länger in der Gegend zu tun haben?«
»Das vermute ich auch. Krieg ich es ohne Schutzumschlag nicht billiger?«, wollte Wield wissen.
»Was? Ach so, ein kleiner Scherz! Nein, das gilt nur für alte Bücher, Sergeant. Keine Sorge, wenn die Nachfrage zu groß wird, lege ich Ihnen eins zurück.«
Er führte Wield aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Unten stießen sie auf Pascoe und Filmer. Sie sahen beide nicht sonderlich glücklich aus.
»Und wie geht es unserem lieben Postboten?«, fragte Digweed.
»Hat sich nur die Nase und eine Rippe gebrochen, sonst nichts Ernstes«, sagte Filmer.
»Gut. Und schickt die Post einen Ersatzwagen?«
»Nicht nötig, wo sie sowieso heute nachmittag zu haben. Aber morgen früh geht alles mit der ersten Fuhre raus, gibt also kaum Verspätung.«
»In der Tat. Was sind schon ein paar Stunden, wenn die normale Post zuweilen Tage braucht? Um noch einmal auf meinen Einbrecher zurückzukommen, Mr. Pascoe …«
»Darum kümmert sich Sergeant Filmer. Das ist sein Revier«, sagte Pascoe ziemlich eisig. »Wie’s aussieht, hat der Kerl es mit der Angst gekriegt, hat sich geschnappt, was er in die Finger bekam, und ist auf und davon.«
»Das ist alles? Na wunderbar! Wieder ein Fall gelöst. Dann werd ich mal schnell das Fenster reparieren, so dass niemand mehr sehen kann, dass es ein Verbrechen gab, und alle sind glücklich und zufrieden, nicht wahr?«
Er ging ins Hinterzimmer und schlug die Tür zu.
»Ist der immer so?«, erkundigte sich Pascoe.
»Im Grunde völlig harmlos«, sagte Filmer zu Digweeds Verteidigung. »Im Dorf ist er eigentlich durchaus beliebt. Man muss sich nur ein bisschen auskennen.«
»Ach, muss man das«, gab Pascoe
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