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Der Schreibcoach

Der Schreibcoach

Titel: Der Schreibcoach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Glomp
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mit der Öffentlichkeit, die nicht nur der Akzeptanzbeschaffung für die Wissenschaft dient, sondern eine demokratische und gleichberechtigte Auseinandersetzung ist und
damit die Öffentlichkeit ernst nimmt, für die Wissenschaft zu einer Überlebensfrage geworden ist, dann stellt sich die Frage, wie dies denn zu bewerkstelligen sei.“
    Dieser Satz ist konstruiert wie eine russische Puppe – ein Nebensatz, darin ein zweiter, dann ein dritter:
    Nebensatz 1. Ordnung
    Nebensatz 2. Ordnung
    Nebensatz 3. Ordnung
    Nebensatz 2. Ordnung
    Hauptsatz
    Nebensatz 1. Ordnung
    Schon irgendwie beeindruckend (auf eine schreckliche Weise), oder?
    Spätestens, wenn man versucht, lange, verschachtelte Sätze laut zu lesen, merkt man, dass es so nicht geht.
    Ein Gedanke nach dem anderen
    Nicht alle langen Sätze sind gleich unverständlich und problematisch. Sehen Sie selbst:
    Version 1: Ein Autor, der, um Lesern Sachverhalte, die an sich so leicht zu verstehen sind, dass jeder sie begreifen kann, darzulegen, Gedanken in Gedanken schachtelt, verklausuliert die Botschaft so, dass kein Mensch sie sofort, ohne dass er mehrmals von vorn anfängt, erfassen kann. (42, 274)
    Version 2: Es ist sinnvoll, dass Sie Ihre Texte so verfassen, wie ich es in diesem Buch empfehle, weil es das Leben der Leser leichter macht, die sich weniger anstrengen müssen,so dass die Chancen größer sind, dass die Menschen das verstehen, was Sie geschrieben haben. (44, 259)
    Der erste Satz besteht aus 42 Wörtern (bei 274 Zeichen inkl. Leerzeichen), der zweite aus 44 Wörtern (bei 259 Zeichen inkl. Leerzeichen). Die Länge ist also ähnlich. Und doch ist der zweite Satz eindeutig leichter zu verstehen als der erste, obwohl er sogar einen Nebensatz mehr enthält. Warum? Er ist linear auf gebaut, eins folgt aus dem anderen. Beim ersten Satz ist dagegen Nebensatz in Nebensatz (und Hauptsatz) geschachtelt, sodass man schnell den Überblick verliert. Wenn Sie lange Sätze verwenden, dann konstruieren Sie sie bitte linear, sodass die Leser nicht in Gedanken hin- und herspringen beziehungsweise mehrmals von vorne anfangen müssen.
    Am besten vermeiden Sie Überlängen jedoch ganz. Denn der Satz in Beispiel 2 ist zwar verständlicher. Ihn zu lesen ist trotzdem kein Vergnügen.
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Wenn Sie zu verschachtelten Satzkonstruktionen neigen, probieren Sie dies: Formulieren Sie Ihre Sätze im Kopf, nicht auf dem Bildschirm. So bleiben sie übersichtlich.
    Zum Glück gibt es ein Mittel gegen Bandwurmsätze und es anzuwenden tut gar nicht weh.
Sätze, die sich über viele Zeilen hinziehen und verschachtelt sind, sollten Sie in mehrere Einzelsätze zerlegen.
Bei unserem Beispiel (siehe oben, der Satz, der einer russischen Puppe ähnelte) könnte das so aussehen: „Eineoffene Kommunikation mit der Öffentlichkeit, so die These, ist für die Wissenschaft lebenswichtig. Sie sollte nicht nur dafür sorgen, dass die Bevölkerung die Wissenschaft akzeptiert. Vielmehr sollte sie eine demokratische und gleichberechtigte Auseinandersetzung sein und so die Öffentlichkeit ernst nehmen. Trifft diese These zu, dann stellt sich die Frage, wie sich dies erreichen lässt.“ (Damit sind allerdings längst nicht alle stilistischen Probleme gelöst.)
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Das Pferd von vorn aufzäumen
    Schildern Sie Ereignisse in ihrer zeitlichen und Gedanken in ihrer logischen Abfolge, denn solche Sätze sind leichter zu verstehen.
    Schreiben Sie nicht „Die Polizei geht von Fremdverschulden aus, nachdem sie andere Ursachen ausschließen konnte“, sondern „Nachdem sie andere Ursachen ausschließen konnte, geht die Polizei von Fremdverschulden aus“ .
    Ein weiterer Auszug aus Kurt Tucholskys Ratschläge für einen schlechten Redner: „Du mußt alles in die Nebensätze legen. Sag nie: ‚Die Steuern sind zu hoch.’ Das ist zu einfach. Sag: ‚Ich möchte zu dem, was ich soeben gesagt habe, noch kurz bemerken, daß mir die Steuern bei weitem …’“
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Was Tucholsky uns damit sagen will: Hauptsachen gehören in den Hauptsatz, Nebensachen (oder besser: Ergänzungen) in den Nebensatz.
    Zählen Sie die Wörter
    Zwei Faustregeln beziehungsweise Maße helfen zu beurteilen, ob ein Satz problematisch ist.
    Erstens die Satzlänge in Wörtern. Ludwig Reiners (1896–1957), ein Experte für gutes Schreiben, unterschied in seiner Stilfibel als groben Anhaltspunkt folgende Satzlängen:
Sätze mit bis zu 13 Wörtern sind sehr leicht verständlich,
mit 14 bis 18 Wörtern leicht verständlich,
mit 19 bis 25 Wörtern

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