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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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herumriss und der Wagen zur Seite schleuderte, um dem Lieferwagen auszuweichen, und dann in die Metallgitter auf der anderen Seite der Kreuzung knallte. Daniel flog nach vorn und schlug mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett.
    Eine Hand auf der Beule kauerte Daniel neben dem Ganghebel am Boden des Wagens. Sie blickte starr geradeaus und atmete so heftig, dass ihr Busen wogte; ihre Hände hielten das Steuerrad umklammert. Daniel begann zu lachen. Ihm tat der Kopf weh, aber es kam ihm komisch vor, dass er unter das Armaturenbrett geflogen war und dass der Wagen auf der falschen Straßenseite dicht an den Metallgittern stand.
    Der raumfüllende Beat von Frankie Goes to Hollywood erschien jetzt in dem kleinen Wagen als zu laut.
    Ihre Atemzüge wurden ruhiger, und sie langte herunter nach ihm. Daniel dachte, sie würde ihm den Kopf streicheln und fragen, ob alles in Ordnung sei. Stattdessen packte sie ihn grob an den Armen und zog ihn auf seinen Sitz.
    »Was um alles auf der Welt hast du gemacht?«, schrie sie ihn an und schüttelte ihn. Trotz allem, was sie zusammen erlebt hatten, hatte sie nicht ein einziges Mal die Stimme erhoben.
    Daniel zog seine Schultern bis zu den Ohren hoch und drehte sich so herum, dass er sie aus den Augenwinkeln ansehen musste. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und er konnte ihre Zähne sehen.
    »Was habe ich dir gesagt? Ich habe dich gebeten, deinen Sicherheitsgurt anzulegen. Du musst dich anschnallen. Was hätte passieren können …?«
    »Ich hab’s einfach vergessen«, flüsterte Daniel.
    Sie packte ihn wieder bei den Schultern. Daniel spürte den Druck ihrer Finger durch seine Jacke hindurch. »Also, du darfst es nicht vergessen. Du hast zu tun, was ich sage. Du musst deinen Sicherheitsgurt anlegen.«
    »Okay«, sagte Daniel, und dann lauter: »In Ordnung.«
    Minnie entspannte sich. Sie hielt noch immer seine Schultern gepackt, drückte aber nicht mehr so fest zu. Sie war außer Atem, und den Blick hatte sie vor Kummer gesenkt. »Ich möchte einfach nicht, dass dir irgendwas zustößt«, flüsterte sie, dann zog sie ihn an sich. »Ich möchte nicht, dass dir irgendetwas zustößt.«
    Daniel spürte ihren warmen Atem in seinem Haar.
    Minnie schaltete das Radio aus. Ein paar Augenblicke saßen sie schweigend da. Daniel schluckte.
    »Okay, leg ihn jetzt an«, sagte sie, und er tat, was sie verlangte, und ließ den Sicherheitsgurt einschnappen.
    Sie stieg aus und inspizierte Stoßstange und Kühlerhaube, dann stieg sie wieder ein. Sie räusperte sich und ließ den Motor an. Er sah, dass ihre Finger am Steuerrad zitterten. Daniel massierte seine Arme, wo sie fest zugegriffen hatte. Schweigend fuhren sie zurück zur Farm.
    Daniel fütterte die Tiere, während Minnie das Abendessen zubereitete. Als er wieder nach drinnen kam, mit dreckigen Strümpfen über den Küchenfußboden lief, goss sie sich einen Gin ein. In letzter Zeit hatte sie bis nach dem Essen gewartet, aber jetzt kratzte sie Blitz den hingestreckten Bauch, als sie sich ein großes Glas einschenkte. Er hörte das Zischen und Knacken der Eiswürfel und blickte auf. Er sah, dass ihr die Hände noch immer zitterten.
    »Es tut mir leid«, sagte er, den Blick auf den Hund gerichtet.
    Sie trank und atmete aus. »Schon in Ordnung, mein Junge. Mir tut’s auch leid. Die Kontrolle verloren hab ich, die Kontrolle verloren.«
    »Warum fährst du denn Auto, wenn du es so hasst?«
    »Tja, wenn man vor etwas Angst hat, ist es oft das Beste, was man tun kann, genau das zu tun, wovor man Angst hat!«
    »Warum hast du überhaupt Angst vorm Autofahren?«
    »Na ja, ich bin sicher, es ist nicht das Fahren selber. Im Leben haben die meisten Dinge, die uns schrecken, mit unserem eigenen Herzen und dessen Makeln zu tun. Man wird sich immer vor irgendetwas fürchten – nie frei sein von der Furcht selbst. Aber das ist in Ordnung. Furcht ist wie Schmerz, sie gibt es in deinem Leben, um dich zu lehren, wer du bist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Eines Tages wirst du es verstehen.«
    Zum Abendbrot gab es Roastbeef, Möhren, Erbsen und Bratkartoffeln. Daniel machte auf dem Tisch eine Stelle frei und legte Platzdeckchen und Besteck hin. Hühner flatterten am Fenster herum, während der Tag verblasste. Als das Essen fertig war, trank Minnie ihren zweiten Gin, und ihre Hände zitterten nicht mehr. Daniel fühlte, wie sich eine vertraute flüchtige Traurigkeit auf ihn niedersenkte, leicht wie ein Schmetterling. Er fühlte, dass er Gänsehaut bekam, und griff zu

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