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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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vors Gesicht.
    »Lieber Gott!« Jim machte einen Satz zurück, und so machte Daniel einen Schritt vorwärts.
    »Was ist hier los?« Es war Val in ihrem Morgenmantel.
    »Geh zurück, überlass das mir!«, schrie Jim so laut, dass Daniel zusammenzuckte.
    »Lass mich in Frieden«, sagte Daniel, drehte sich mit dem Messer vor Jims Gesicht so herum, dass er sich von ihm in Richtung Wand zurückziehen konnte.
    »Leg das sofort weg«, sagte Jim.
    Daniel sah die verblüffte Panik in seinen Augen. Er sah, wie der Adamsapfel des Mannes auf und ab tanzte. Daniel lächelte, als er die Lichtreflexe seines Messers auf Jims T-Shirt sah. Jim streckte die Hand nach ihm aus und versuchte Daniels T-Shirt zu packen.
    »Pass auf!«, kreischte Val.
    Daniel stach zu. Er traf Jims Unterarm. Der Mann zog sich zurück und hielt sich seinen Arm mit der freien Hand. Daniel sah, wie ihm ein dünnes Rinnsal Blut durch die Finger lief und auf den Teppich tropfte. Daniel entspannte sich für einen Moment, aber Jim schnellte plötzlich herum, stieß Daniel zu Boden, trat auf seine Hand und entwand ihm das Messer.
    Jedes Mal, wenn er sich die Szene vor Augen führte, war sie anders. Inzwischen war sich Daniel nicht sicher, was wirklich passiert war. Zunächst erinnerte er sich, dass Jim die Hand gehoben und dass er einen Schlag erwartet hatte. Dann schien das falsch zu sein; Jim hatte sich nur leicht weggedreht, und Daniel erkannte eine Chance.
    Daniel schrie, als er auf den Fußboden gedrückt wurde. Er trat und schlug nach Jim, wenn immer es ihm gelang, ein Bein oder einen Arm freizubekommen. Val kriegte Jim zu fassen, und die beiden ließen Daniel auf dem Boden im Wohnzimmer liegen und machten die Tür hinter sich zu. Daniel trat und schlug gegen die Tür, wobei sich seine unteren Schneidezähne in die Oberlippe bohrten. Er zertrümmerte den Nippes auf dem Kaminsims, dann setzte er sich neben dem Sofa auf den Boden, zog die Knie an seine Brust und rubbelte am Buchstaben des Namens seiner Mutter.
    Die Hitze auf seinem Gesicht war zu groß und so setzte sich Daniel auf und schob die Bettdecken zurück. Der Tag wirkte frisch und angenehm wie die Milch unter der Sahne, doch Daniel fühlte sich schlecht. Die Schlechtigkeit wog schwer in seinem Inneren. Er konnte würgen, aber er würde sie niemals herauswürgen. Die Schlechtigkeit war da in seinem Inneren, und dort würde sie bleiben.
    Er rollte sich auf den Rücken. Er roch das Huhn, das Minnie zubereitete. Der Geruch des bratenden Vogels drehte ihm den Magen um. Er lag da, starrte an die Decke und beobachtete die Szenen, die sich stumm flimmernd hinter seiner Stirn abspielten.
    Er hörte seinen Magen knurren. Er hörte die Bratpfanne prasseln, als Minnie nasse Kartoffelstifte in das Fett tat. Er fühlte sein Herz heftig schlagen, als wollte es sich durch seinen Brust korb hämmern, obwohl er völlig reglos dalag. Dann hörte er Minnie auf der Treppe, schwere Schritte, und das hölzerne Geländer, das unter ihrem Gewicht ächzte. Die Seufzer, als sie heraufstieg. Erneut verkroch er sich unter den Bettdecken.
    Minnie setzte sich auf das Bett und zog die Decken zurück, um sein Gesicht freizulegen. Daniel fühlte die Kühle und schloss die Augen. Er spürte das warme Kitzeln ihrer Finger auf seiner Stirn.
    »Was denkst du, Danny?«, flüsterte sie.
    »Was ich getan habe.«
    »Bitte?«
    »Ich denk drüber nach, was ich getan habe.«
    »Warum hast du es getan, weißt du das noch?«
    Daniel schüttelte seinen Kopf auf dem Kissen.
    »Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll, also mach ich’s nicht. Es ist keine Sünde, jemanden nicht zu mögen – es gibt massenhaft Leute, die mich nicht interessieren, aber man darf nicht auf Leute einstechen . Versuch mal drüber nachzudenken, warum du so etwas tun wolltest.«
    Daniel wälzte sich auf die Seite. Er drehte sich zu ihr um, die Hände unter dem Kinn, die Knie hochgezogen.
    »Warum?«, flüsterte Minnie. Er fühlte, wie ihre Finger durch sein Haar kämmten.
    »Weil ich schlecht bin«, murmelte er, aber sie verstand ihn nicht.
    Sie beugte sich dicht vor, und ihre Hand lag jetzt schwer auf seinem Kopf. »Was, Liebling?«
    »Weil ich schlecht bin.«
    Sie zog ihn am Ellbogen hoch, und er schwang seine Beine herum, um neben ihr zu sitzen. Sie nahm sein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen. Er sah ihr in die Augen, und sie funkelten wie am ersten Tag ihres Zusammentreffens. »Du. Bist. Nicht. Schlecht«, sagte sie. Er fühlte das Kneifen ihrer Finger an seinem

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