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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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körperliche Bewegung im Parklands House, und Daniel war klar, dass die Diät aus Chips und Pizza ein Schock gewesen sein musste nach den Islingtoner Biogemüsen, die Charlotte ihm sicherlich vorgesetzt hatte.
    »Wie geht’s?«, fragte Daniel.
    »Okay«, sagte Sebastian, während er mit einer Faust an seiner Wange die Oberlippe zur Seite zog. »Es ist langweilig. Und die Schule hier ist schlimmer als eine normale Schule. Die Lehrer sind dumm und die anderen Kinder noch dümmer.«
    »Na ja, es dauert jetzt nicht mehr lange bis zu deinem Prozess. Ich möchte heute nur ein paar Dinge mit dir besprechen.«
    »Werde ich auf der Anklagebank angekettet?«
    »Nein. Vor dem Prozess wirst du zu einer Besichtigung des Gerichts abgeholt. Eine nette Frau wird dich herumführen. Ich kenne sie. Sie wird dir alles über das Verfahren erzählen und was passieren wird. Wir wissen bereits, dass du statt auf der Anklagebank neben mir sitzen wirst, deine Eltern hinter uns. Geht das für dich in Ordnung?«
    Sebastian nickte. »Machen sie das, weil sie eigentlich meinen, dass ich es nicht getan habe?«
    »Nein, weil du ein Kind bist. Heutzutage kommen nur Erwachsene auf die Anklagebank.«
    »Werden Sie dem Richter sagen, dass ich es nicht getan habe?«
    »Erinnerst du dich an Irene Clarke, deine Kronanwältin?«
    Sebastian nickte heftig.
    »Nun, sie wird den Fall den Geschworenen vortragen.« Daniel klappte seinen Schreibblock auf und zog die Kappe von seinem Kugelschreiber.
    Sebastian stand auf und ging um den Tisch herum, um sich die Dokumente in Daniels Aktendeckel anzusehen. Er lehnte sich gegen Daniel und inspizierte erneut seine Visitenkarten, sein Handy, seinen Füller und die USB -Sticks, die Daniel in seiner in Leder gebundenen Mappe aufbewahrte.
    Daniel roch das saubere Haar und den Erdbeeratem des Jungen. Dessen leichter Druck gegen seine Schulter war herzerweichend. Daniel erinnerte sich, wie er Fremde um Liebe gebeten hatte: indem er sich gegen sie lehnte aus Zuneigung, die weder geäußert noch erwartet wurde. Und so entzog sich Daniel nicht dem Gewicht des Jungen. Er machte sich Notizen auf seinem Schreibblock, wobei er darauf achtete, sich nicht wegzudrehen und ihn versehentlich abzuweisen. Nach einer Weile seufzte Sebastian und ging um den Schreibtisch zurück, Daniels iPhone in den Händen. Daniel hatte es ausgeschaltet, als er Parklands House betrat. Geschickt schaltete Sebastian das Handy ein.
    Daniel streckte die Hand aus, Handfläche nach oben. Der Junge lächelte, und ihre Blicke trafen sich.
    »Danke«, sagte Daniel erwartungsvoll. Er war sich nicht sicher, warum er erlaubt hatte, dass Sebastian sein Handy an sich nahm und jetzt glaubte, er würde es ohne Kampf zurückbekommen.
    »Mit dem Handy meiner Mum darf ich spielen.«
    »Wunderbar, dann kannst du es sicher auch, wenn sie das nächste Mal zu Besuch kommt.«
    Sebastian überhörte ihn, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und scrollte durch Daniels Adressbuch.
    Daniel versuchte, sich zu erinnern, wie Minnie sich verhalten hatte, wenn er aufsässig war. Sie würde ihn mit ihrem kalten Blick angesehen haben, mit denselben Augen, die vor Wärme überfließen konnten. Er war dann überzeugt, dass sie stärker war. Daniel spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte bei dem Gedanken, dass er vielleicht nicht in der Lage wäre, den Jungen im Zaum zu halten. Schließlich blickte Sebastian auf, und ihre Blicke trafen sich. Er erinnerte sich an die stählerne Härte in Minnies Augen. Sie hatte nie Angst vor ihm gehabt. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals so viel Kraft auszustrahlen, wie Minnie es vermocht hatte, aber Sebastian drehte sich weg, als hätte er einen Stich abbekommen, und legte das Handy in Daniels Hand.
    »So«, sagte Daniel, zog sein Jackett aus und sah Sebastian an. »Die Staatsanwaltschaft wird Bens Mum in den Zeugenstand rufen. Möglicherweise wird sie die Erste sein, dann eure Nachbarn und eines oder zwei von den Kindern aus der Gegend und von der Schule.«
    »Wer denn?«, fragte Sebastian, nun wieder mit wachsamer Miene, die grünen Augen klar und konzentriert.
    Daniel blätterte in seinen Notizen. »Poppy … Felix.«
    »Die mögen mich nicht, sie werden sagen, ich bin schlecht.«
    »Deshalb ruft die Staatsanwaltschaft sie ja auf. Aber wir werden sie nicht sagen lassen, dass du schlecht bist. Juristisch ist es ihr nicht gestattet, Beweise dafür vorzulegen, dass du einen schlechten Charakter hast. Es gehört nicht zur Sache und ist nicht

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