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Der Schuldige: Roman (German Edition)

Der Schuldige: Roman (German Edition)

Titel: Der Schuldige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Ballantyne
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Rückfenster, wie der Bungalow seiner potenziellen Pflegeeltern immer kleiner wurde. Val und Jim gingen rasch nach drinnen und machten die Haustür zu, noch ehe der Wagen die Auffahrt verlassen hatte.
    »Du bist dein eigener schlimmster Feind«, sagte Tricia. »Das war deine Chance auf ein neues Zuhause. Weißt du, wie schwer es ist, einen zwölf Jahre alten Jungen unterzubringen? Sehr schwer, das kann ich dir sagen, und das war wirklich schändlich von dir.«
    »Mochte sie nicht. Ich wollte zurück zu Minnie.«
    »He, du warst doch nur für ein Wochenende dort. Konntest du nicht wenigstens so lange artig sein?«
    »Ich wollte einfach zurück zur Farm …« Danny schwieg einige Augenblicke, dann sagte er: »Haben Sie meine Mum gesehn?«
    Tricia räusperte sich, während sie in die Carlisle Road einbog. Daniel horchte auf das Geräusch der Reifen auf der nassen Straße. Er verspürte eine seltsame Gelassenheit, wie nach einer großen Anstrengung. Es war der Schock, die Erregung, die Er lösung, wirklich wieder ungezogen gewesen zu sein. Die Tat hatte ihn betäubt zurückgelassen. Er lehnte den Kopf gegen den Sitz und fühlte die träge, flüssige Gelassenheit in sich einsickern.
    Er hatte gewonnen. Er hatte zurück zu ihr gewollt, und nun wurde er zurückgebracht. Er hatte erwartet, gehasst zu werden, und so war er abscheulich gewesen.
    »Jim ist ein netter Mann. Ich weiß das. Du gibst einfach niemandem eine Chance.«
    »Ich hasse ihn.«
    Tricia seufzte. »Du kommst nicht gut mit Männern zurecht, stimmt’s, Danny? Du bist so gut mit Minnie ausgekommen, da dachte ich, du wärst über das Ganze hinweg.« Tricia redete, während Danny aus seinem Fenster auf die Felder und gelegentlichen Bäume starrte. »Ich meine, du hast sogar in der Schule gut abgeschnitten … Ich habe Minnie erzählt, was passiert ist, und sie ist so unglücklich. Auch ich bin unglücklich, aber ich kann sagen: Überrascht bin ich nicht. Du hast ein verdammtes Glück, dass sie dich nicht anzeigen. Wenn du so weitermachst, landest du im Erziehungsheim, bevor du größer bist, und dann gnade dir Gott, mein Junge. Dann gnade dir Gott. Nichts kann ich dann mehr für dich tun.«
    Als sie ankamen, stand Minnie vor der Haustür und hatte ihre Strickjacke fest um sich gezogen. Bei ihrem Anblick krümmte sich Daniels Rückgrat vor Scham zusammen. Er hielt den Blick gesenkt aus Angst vor dem herausfordernden Blau ihrer Augen. Er ging schnurstracks an Minnie vorbei ins Haus und trug seine Tasche nach oben. Trost bereitete ihm das Hellblau der Wände, das er sich ausgesucht hatte, die Rennwagen-Tagesdecke, die ihm Minnie gekauft hatte, und das Fenster mit dem Blick auf den Hof. Daniel nahm die Halskette seiner Mutter ab und legte sie in die Schublade neben seinem Bett. Jetzt war er zu Hause, und er wäre hier sicher. Sein Messer war ihm bei den Thorntons weggenommen worden, aber Daniel machte sich darum keine Gedanken. Er würde es hier nicht brauchen.
    Blitz kam an die Tür seines Zimmers, er hielt den Kopf gesenkt und wedelte mit dem Schwanz vor Freude, ihn zu sehen. Kaum streckte Daniel die Hand nach ihm aus, ließ der Hund sich zu Boden fallen und streckte ihm den Bauch entgegen. Während er ihn kraulte, hörte Daniel Tricia und Minnie am Fuß der Treppe miteinander reden. Der Geruch des Hundes und die gedämpften Stimmen erinnerten ihn an seine erste Ankunft auf der Flynn Farm. Mit Erleichterung nahm er den Geruch des Hauses wahr und hörte Minnies fröhliche Stimme, aber er wagte nicht, nach unten zu gehen. Er freute sich, wieder zurück zu sein, aber die letzten achtundvierzig Stunden hatten bei ihm ein unbehagliches Gefühl hinterlassen. Am liebsten wäre er mit dem Hund oben geblieben, aber Blitz, der seine Verzweiflung spürte, wurde seiner überdrüssig und entschlüpfte nach unten. Daniel hörte, wie Tricia das Haus verließ und dann die Geräusche von Minnie, die Abendbrot machte. Er wusste, sie wartete darauf, dass er nach unten käme, aber er sträubte sich. Er spürte ihre Enttäuschung, während sie am Fuß der Treppe auf ihn wartete. Er kroch unter seine Bettdecken und lag da, während er sich widerwillig erinnerte.
    Der erste Tag war ohne Zwischenfälle vergangen, aber Daniel hatte sich in dem großen Haus mit seinen sauberen Rasenflächen und cremefarbenen Teppichen unbehaglich gefühlt. Er musste an der Haustür seine Schuhe ausziehen, und jedes Glas musste auf einen Untersetzer gestellt werden. In seinem Zimmer stand ein Doppelbett und

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