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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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dem Schluß, daß das Gericht ja doch keinen Unschuldigen verurteilen
würde. Infolgedessen wäre es das Vernünftigste, mich zu stellen. Und in diesem Augenblick
hörte ich Sie kommen.«
    Er warf erneut einen Blick auf
Talbots Leiche und wurde eine Schattierung blasser.
    »Warum gehen wir nicht?« schlug
ich vor. »Ich habe Leichen noch nie als besonders angenehme Gesellschaft
empfunden.«
    »Wie Sie wollen, Lieutenant.«
Wes zuckte resigniert die Schultern.
    Wir gingen die Treppe hinauf
und traten auf die Straße. Ich schloß sorgfältig die Tür hinter mir zu, und
dann stiegen wir in den Healey.
    »Ich hatte mit mindestens drei
Streifenwagen gerechnet!« sagte er.
    »Die Polizei muß sparen«, sagte
ich.
    Das nächste Anzeichen von
Überraschung gab Stewart von sich, als wir plötzlich vor meiner Wohnung
ankamen. Ich schaltete das Licht ein und trat zur Seite, um ihn einzulassen. Er
ging ins Wohnzimmer und sah sich neugierig um.
    »Wo sind wir denn hier, Lieutenant?«
    »Ich wohne hier«, erklärte ich
ihm.
    »Ich dachte, wir führen zur
Mordkommission — ich dachte, Sie wollten mich verhaften, Lieutenant.«
    »Ich nicht«, sagte ich. »Wollen
Sie was trinken?«
    »Ich begreife das alles nicht«,
sagte er verwirrt. »Warum haben Sie mich denn hierher gebracht?«
    »Scotch?« fragte ich ihn, und
er nickte zerstreut.
    Ich goß zwei Gläser ein und
reichte ihm eins. Dann setzten wir uns einander gegenüber. Dann stand ich auf,
ging zum Plattenspieler, schaltete auf achtundsiebzig und legte eine meiner
besten Platten auf: Sidney Bechet und Mezz Mezzrow mit Gone Away Blues.
    Nach der ersten Note schloß Wes
die Augen und kehrte erst fünf Minuten, nachdem die Platte zu Ende war, in die
Wirklichkeit zurück, gerade als ich anfing, mir mein zweites Glas Scotch zu
Gemüte zu führen. »Das war Papa Snow White auf der Trompete«, sagte er. »Wenn
ich mir große Mühe gebe, werde ich vielleicht in zwanzig Jahren so spielen wie
er. Natürlich nicht so hervorragend, aber gut genug, daß die Leute nicht
weglaufen, wenn ich spiele.«
    »Sie sind jetzt dem Chicagostil ziemlich nah — wollen Sie dabei bleiben?«
fragte ich ihn.
    »Er liegt so zwischen den
Dingen«, sagte er. »Genau wie ich jetzt.« Er blinzelte ein paarmal. »Ich vergesse
immer wieder, daß ich im Augenblick nirgendwo anders als in eine Zelle gehöre!«
    »Ach, gut, daß Sie mich daran
erinnern. Sie haben doch Hammond erzählt, Sie hätten keine Ahnung von der
Rauschgiftsache und warum Johnny Landis erschossen worden ist.«
    »Und das war die Wahrheit, Lieutenant«,
sagte er. »Die reine Wahrheit!«
    »Das erscheint mir zur Not
glaubhaft«, sagte ich. »Aber wenn Sie kein Rauschgift verkauften, wer hat es
dann verkauft?«
    »Ich weiß wirklich nicht das
geringste, weder daß solches Zeug verkauft wurde,
noch wer es verkaufte«, sagte er. »Ich weiß, daß Clarence und Cuba hin und
wieder mal Marihuana rauchen — das merkt man sofort, wenn sie spielen.«
    »Spielen sie dann falsch?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie
spielen besser, viel besser. Sie sind dann sozusagen innerlich entspannt, und
die Musik flutet geradezu aus ihnen heraus.«
    »Waren sie in der Nacht, in der
Johnny Landis umgebracht wurde, angerauscht?«
    »Ich glaube«, sagte er. »Sie
hatten den ganzen Abend über großartig gespielt — bis zu dem Augenblick, in dem
jemand den jungen Landis erschoß . Ich merkte
überhaupt nicht, daß etwas passiert war, bis er direkt vor uns zusammenbrach!«
Er lächelte ein wenig verlegen. »Wenn ich so richtig dabei bin, würde ich
vermutlich nicht einmal merken, wenn das Dach einstürzt.«
    »Ich glaube, daß Sie mir die
Wahrheit sagen, Wes«, bemerkte ich zu ihm. »Aber leider sind Sie mir keine
große Hilfe — so gut wie gar keine Hilfe.«
    »Tut mir leid, Lieutenant«,
sagte er.
    »Wohin sind Sie übrigens heute abend gegangen, nachdem die Polizei das Hufeisen geschlossen hatte?« fragte ich.
    »Nach Hause«, antwortete er.
»Ich habe ein Zimmer in der Nähe vom Hufeisen.«
    »Dort sind Sie dann geblieben?«
    »Bis gegen zehn.«
    »Und dann?«
    »Cuba kam vorbei und sagte,
Clarence wollte gern eine Jazz-Session und wir könnten das Hufeisen dafür haben. So nahm ich mein Saxophon und ging hinüber. Alles übrige ist Ihnen
ja bekannt, Lieutenant. Wir spielten noch immer, als Sie und die anderen
hereinkamen.«
    »Ja, so war es wohl«, sagte ich.
    »Fahren wir jetzt zur Polizei?«
fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich
möchte, daß Sie mir einen

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