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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sei.«
    »Was wollten sie denn da? Sich
besaufen?«
    »Nein, sie wollten eine
Jazz-Session halten. Sie wissen doch, wie diese Musiker sind. Alle verrückt! Es
macht ihnen Spaß, ganz einfach zu spielen. Umsonst. Ich sagte ihm, >von mir
aus<, und gab ihm die Schlüssel!«
    »Haben Sie noch ein paar?«
    »In der Schublade.«
    »Wo ist Ihr Telefon?«
    »Dort drüben, hinter der
Tischlampe.«
    Ich rief Lavers zu Hause an, und schließlich meldete er sich mit einem müden Knurren. Ich erzählte
ihm die ganze Geschichte.
    »Am besten Sie fahren zum Hufeisen und kassieren ihn«, sagte er. »Nein, einen Augenblick mal. Es ist besser, wir
machen das offiziell. Wenn es nicht nötig ist, möchte ich niemandem auf die
Füße treten. Warten Sie vor dem Lokal, und ich werde Hammond hinschicken. Dann
können Sie ihn gemeinsam verhaften.«
    »Danke, Sheriff«, antwortete
ich. »Donnerwetter! Ich fühle mich ungeheuer geehrt!«
    Ich legte rasch auf und sah
dann Midnight an. Sie gab mir die Schlüssel, und ich ließ sie in meine Tasche
gleiten.
    »Wir fahren jetzt rüber und
kassieren ihn«, sagte ich. »Ich rufe Sie an, sobald wir ihn eingelocht haben,
dann brauchen Sie auch keinen Schutz mehr.«
    »Vielen Dank, Lieutenant«,
sagte sie.
    »Nennen Sie mich doch Al«,
erwiderte ich.
    »Vielen Dank, Al.« Sie holte
tief Luft, und das Négligé spannte sich
atemberaubend. »Wenn Sie nach der Verhaftung nicht zu müde sind, kommen Sie
vielleicht noch mal her, und wir trinken einen Schluck zur Feier.« Ein
schwaches Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Vielleicht geben Sie mir dann den
Unterricht, von dem Sie vorhin gesprochen haben?«
    »Es wird mir ein Vergnügen
sein«, erwiderte ich. »So schnell ist noch nie jemand verhaftet worden!«
    Sie ging mit mir bis zur Tür
und öffnete sie mir. Plötzlich schlang sie ihre Arme um meinen Nacken und küßte
mich hingebungsvoll. »Nur damit Sie sich beeilen, Al«, sagte sie und schloß
leise die Tür.
     
    Ich ging zu meinem Wagen
hinunter und fuhr das Stück bis zum Goldenen Hufeisen. Ich parkte den
Healey etwa fünfzig Meter vom Eingang entfernt, und fünf Minuten später blieb
ein Streifenwagen hinter ihm am Straßenrand stehen. Zwei Männer stiegen aus,
und ich ging ihnen entgegen.
    »Manchen Leuten fliegen die
gebratenen Tauben ins Maul«, sagte Hammond. »In Anbetracht dessen, daß Sie auch
da sind, habe ich nur noch Polnik mitgebracht. Ich
glaube, wir drei werden es wohl mühelos schaffen.«
    »Ich hoffe«, antwortete ich.
»Es handelt sich ja auch nur um eine Verhaftung.«
    Wir gingen zur Tür des Goldenen
Hufeisens. Ich steckte den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn leise herum.
Die Tür öffnete sich. Wir gingen hinein und die Treppe hinunter.
    Es war ein Jammer, die
Jazz-Session auffliegen zu lassen. Das ganze Lokal bebte. Sie spielten etwas,
das mich vage an The World is Waiting for the Sunrise erinnerte.
    Wes Stewart variierte das
Hauptthema mit zahlreichen Vierteltönen und Überspielungen. Cuba Carter folgte
ihm, während Clarence Nesbitt den Grundrhythmus
hielt.
    »Ein Kerl, der so Saxophon
spielen kann, verdient eigentlich, wegen Mord freigesprochen zu werden!« sagte
ich zu Hammond.
    »Für mich ist das weiter nichts
als Krach!« sagte er verdrießlich.
    Wir quetschten uns zwischen den
leeren Tischen hindurch, bis wir vor das Podium kamen.
    Clarence erblickte uns als
erster und hörte abrupt zu spielen auf. Cuba war der nächste und setzte
ebenfalls sein Instrument ab. Aber Wesley war völlig entrückt, hatte beide
Augen geschlossen und spielte zweiunddreißig Takte mit seinem Saxophon weiter,
bevor er bemerkte, daß seine Partner aufgehört hatten. Dann öffnete er die
Augen, um die Ursache festzustellen, und hörte abrupt zu spielen auf.
    Die drei sahen uns mit
ausdruckslosen Gesichtern an. Clarences Finger zupften wieder an unsichtbaren
Saiten, und Cuba scharrte nervös mit den Füßen. Nur Wesley Stewart war ruhig.
    »Können wir etwas für Sie tun,
Gentlemen?« fragte er leise.
    »Klar«, sagte Hammond kühl. » Für’s erste könnten Sie mir mal ein Päckchen Marihuana- Stengel verkaufen.«
    »Ich verstehe Sie nicht.« Wes
furchte die Stirn.
    »Oder vielleicht ’n bißchen
Koks? Oder wie wär’s mit ’ner Portion Heroin«, fuhr Hammond fort. »Ich bin gar
nicht so wählerisch. Hauptsache, es ist Rauschgift.«
    Wes saß regungslos da und sah
ihn mit offenem Mund an.
    »Sie sind geliefert, Stewart«,
sagte Hammond. »Wir wissen, was hier gespielt wird. Sie haben

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