Der Schuß im Nachtklub
entlang, wobei ich Talbots Leiche halb
trug und halb hinter mir her schleifte.
Ich hoffte inständig, niemandem
zu begegnen. Sollte das trotzdem der Fall sein, blieb nichts anderes übrig, als
zu erzählen, wie entsetzlich betrunken mein Freund sei. Aber würde man mir das
abkaufen? Die meisten Menschen haben die unangenehme Gewohnheit, eine Leiche
auf den ersten Blick zu erkennen.
Ich hatte Glück und begegnete
auf dem Weg nach unten keiner Menschenseele. Ich bugsierte Talbot auf den
Vordersitz des Healey, und da saß er nun, tief in das Polster gesunken. Ich
fuhr vom Straßenrand weg, und jedesmal , wenn es um
eine Kurve ging, schwankte sein Kopf grotesk von einer Seite zur anderen.
Als ich zum Goldenen
Hufeisen gelangte, war die Straße menschenleer. Mit Hilfe von Midnights Schlüssel öffnete ich die Vordertür erneut, trug
Talbot aus dem Wagen in den Lokaleingang und stieß die Tür mit dem Fuß zu. Der
Keller war muffig, dunkel und verlassen. Ein idealer Ort, um eine unerwünschte
Leiche loszuwerden. Vorsichtig tastete ich mich die Treppe hinunter und
schleifte den Leichnam hinter mir her, wobei er auf jeder Stufe aufschlug. Kein
übermäßig sympathisches Geräusch in einer Dunkelheit, die recht kompakt zu
werden begann.
Ich gelangte an den Fuß der
Treppe, und die Leiche machte einen abschließenden Bums. Ich wartete einen
Augenblick, um wieder zu Atem zu kommen, als die Leiche noch einen Bums machte.
Ich brauchte drei Sekunden, bis
mir klar wurde, daß die Leiche unmöglich noch einen Bums hatte machen können,
da wir ja schon ganz unten angelangt waren. Und eine weitere Sekunde, während
der mir ein Schauer über den Nacken rieselte, um zu realisieren, daß irgend jemand oder irgend etwas diesen Laut erzeugt haben mußte.
Das bedeutete, daß ich nicht
allein in der Dunkelheit war. Wer behauptete, daß ich über Gespenster lachte?
Vielleicht war Talbot...?
Das Geräusch kam näher. Nun
wünschte ich mir, ich hätte eine Pistole bei mir. Ich wünschte mir, weit weg in Atlantic City zu sein. Und wieder das Geräusch — noch
näher. Ein schlürfendes Geräusch — jemand, der auf mich zuschlürfte .
»Stehenbleiben!« knurrte ich.
Wenn ich ihn nicht sehen
konnte, so konnte er ja auch nicht sehen, daß ich keine Pistole hatte — hoffte
ich wenigstens.
Das Schlürfen hörte auf.
»Sind Sie es, Lieutenant?«
zitterte eine Stimme.
»Wer denn sonst«, sagte ich.
»Machen Sie Lieht an. Und vergessen Sie nicht, daß ich meine Pistole auf Sie
gerichtet habe.«
Wenn er dumm genug war, mit mir
zu reden, war er vielleicht auch dumm genug, das zu tun, was ich von ihm
verlangte.
Fünf lange Sekunden später
gingen einige Lichter an der Decke an.
»Ich glaube, Sie waren zu
schlau für mich, Lieutenant«, sagte Wes Stewart und sah mich aus drei Meter
Entfernung an.
»Ich habe über die Sache
nachgedacht, und ich werde weiter keine Schwierigkeiten machen!«
Dann erblickte er Talbots
Leichnam, und die Augen fielen ihm beinahe aus dem Kopf.
»Wer ist denn das?«
»Wenn’s Ihnen Spaß macht,
können Sie ihn Jeeves nennen«, sagte ich.
»Aber, Lieutenant«, seine
Stimme zitterte, »er ist ja tot!«
Ich schleifte den Leichnam über
den Boden und hob ihn auf das Podium. »Aber morgen abend wird er hier einiges Aufsehen erregen«, sagte ich.
»Werde ich langsam verrückt, Lieutenant?«
fragte er. »Was soll denn das, wozu schleppen Sie einen Toten hier herein? Ich
begreife überhaupt nichts mehr.«
»Begreifen?« fragte ich.
»Ich hielt das hier für den
letzten Platz, an dem Sie mich suchen würden«, sagte er. »Scheint mir aber, es
war der erste.«
»Sie sind also hierher
zurückgekommen?« sagte ich. Eine intelligentere Bemerkung fiel mir im
Augenblick nicht ein.
»Auf der Straße am
Hinterausgang bin ich über einen Zaun gesprungen«, sagte er. »Ich hörte Sie und
die anderen Beamten vorbeilaufen. Als ich sicher war, daß sie weggefahren
waren, schlich ich in die Küche zurück. Dort blieb ich, bis ich hörte, daß
Clarence und Cuba weggingen, dann kam ich hier herein. Licht wollte ich lieber
nicht machen, möglicherweise wäre es draußen jemanden aufgefallen.«
»Mir wäre es lieber gewesen,
Sie hätten es angemacht«, sagte ich, »dann würde ich jetzt nicht so viele
schneeweiße Haare haben.«
»Ich war gerade dabei, mir
alles in Ruhe zu überlegen, Lieutenant«, sagte er. »Ich habe nichts von all dem
getan, was Ihr Kollege mir vorgeworfen hat. Und als ich mir darüber klar wurde,
kam ich zu
Weitere Kostenlose Bücher