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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Gefallen tun, Wes. Ich möchte, daß Sie eine Weile
hierbleiben.«
    Er sah mich an, als wäre ich
verrückt geworden, und vielleicht war ich es auch. »Das soll wohl ein Witz
sein?«
    »Es ist mir durchaus ernst«,
erwiderte ich. »Ich möchte, daß Sie hier in meiner Wohnung bleiben. Ich glaube
nicht, daß jemand Sie hier suchen wird, und so haben Sie also nichts zu
befürchten, solange Sie nicht ausgehen. Essen, Whisky und Zigaretten sind
reichlich vorhanden. Sie haben also keine Entbehrungen zu befürchten.«
    »Natürlich ziehe ich es einer
Zelle vor!« Er lächelte ein wenig unsicher. »Machen Sie auch ganz sicher keine
Witze, Lieutenant?«
    »Aber nein!«
    »Warum tun Sie das alles für
mich? Sie kennen mich ja nicht einmal!«
    »Wenn ich ganz aufrichtig sein
soll, Wes«, erwiderte ich, »ich tue es für mich.«
    »Na schön!« sagte er.
»Begreifen tue ich es noch nicht, aber ich bin Ihnen in jedem Fall dankbar.«
    »Gern geschehen«, sagte ich. »Trinken
wir noch einen.« Wir tranken noch ein Glas, dann noch eins. Dann gingen wir zu
Bett. Oder richtiger: ich ging zu Bett, und Wes schlief auf der Couch. Sogar
Wheelers Gastfreundschaft hat ihre Grenzen.
    Es war ein langer, schwerer Tag
gewesen.
    Ich träumte, ich trüge einen
Turban und einen langen zerzausten Bart und säße auf einem Berg von Kissen und
betrachtete meinen Harem. Mein Harem bestand aus Annabelle Jackson, Rena Landis
und Midnight O’Hara, die alle nicht sehr viel anhatten. Sie saßen nur da und
sahen mich mit einem sehnsüchtigen Ausdruck in den Augen an, während ich zu
nichts weiter Lust hatte, als zum Fischen zu gehen.
    Wie gesagt, es war ein langer,
schwerer Tag gewesen.
    Ich erwachte, als mich jemand
sachte am Arm schüttelte. Ich hörte die Melodie von Go’ Long Blues aus
dem Wohnzimmer.
    »Es ist elf Uhr, Lieutenant«,
sagte Wes. »Ich habe etwas Kaffee gemacht und das Steak gebraten, das im
Kühlschrank lag — es ist gleich soweit.«
    »Man müßte in jedem Haus einen
Wesley Stewart haben«, sagte ich.
    Ich las die Morgenausgabe der Tribune beim Frühstück. Diese Lektüre war meiner
Verdauung nicht förderlich. Landis hatte sein Versprechen wahr gemacht, und
mein Name nahm fast die ganze erste Seite ein. Satan war nach Ansicht der Tribune lediglich eine viel zu schwächliche
Bezeichnung für Wheeler. Nicht daß ich ganz allein gewesen wäre, der Sheriff
und die ganze Polizei spielten die Rollen kleinerer Bösewichter. Eines mußte
man Landis lassen: Wenn er sich eine Geschichte in den Kopf gesetzt hatte, dann
brachte er sie ganz groß heraus — aber ganz ohne Zweifel spielte ich die
Hauptrolle.
    Nachdem wir gefrühstückt
hatten, wandte ich mich der zweiten Seite zu und sah Wesley mich anstarren.
Über Seite zwei prangte eine riesige Überschrift: Mordverdächtiger flüchtig! Und dann kamen die Details der mißglückten Festnahme
mit einem entsprechenden Kommentar über die Unfähigkeit der Polizei, die einen
Mann entwischen ließ, obwohl er vor den gezückten Pistolen der Polizei
gestanden hatte.
    »Jetzt sind wir beide berühmt«,
sagte ich und sah an seinem Gesichtsausdruck, daß er die Zeitung schon gelesen
hatte.
    »Ich glaube, Sie sollten mich
lieber einliefern, Lieutenant«, sagte er. »Sie haben schon Ärger genug!«
    »Ich würde noch mehr bekommen, wenn
ich es täte«, erwiderte ich. »Lassen Sie Ihre Freiheit meine Sorge sein.«
    »Ganz wie Sie wollen.« Er
zuckte die Schultern.
    Er vertrieb sich die Zeit,
indem er den Rest des Vormittags hindurch meine Platten spielte. Ich saß herum,
versuchte nachzudenken, und dachte noch immer nach, als es draußen klingelte.
    »Gehen Sie ins Bad und bleiben
Sie dort«, befahl ich Wesley.
    Im nächsten Augenblick war er
verschwunden. Ich wartete, bis ich hörte, daß sich die Badezimmertür hinter ihm
geschlossen hatte. Dann ging ich zur Wohnungstür und öffnete. — Rena Landis
schritt an mir vorbei in die Wohnung. Es blieb mir nicht viel anderes übrig,
als hinter ihr die Tür zu schließen. Ich holte sie ein, als sie das Wohnzimmer
erreichte. Dieses Mal war das chinesische Kleid dunkelblau, und Einhörner
stolzierten über den Rock.
    Ich betrachtete sie
interessiert. »Ich hätte nicht gedacht, daß du in der Lage wärst, mit solchen
Sachen fertig zu werden«, sagte ich.
    »Der Ruf, der einem vorausgeht,
entspricht nicht immer der Wahrheit«, erwiderte sie. »Mit Männern werde ich
immer fertig.«
    »Das bestreite ich keinen
Augenblick.«
    Sie ging zum Fenster hinüber
und ließ

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