Der Schuß im Nachtklub
Armlänge von mir entfernt. Zweifellos eine
erhebliche Verbesserung gegenüber den gelben Tigeraugen, die ich das letztemal gesehen hatte.
»Al Wheeler!« sagte Rena Landis
langsam. »Warum in aller Welt gibst du dich so kindischen Spielen in unserem
Keller hin?«
VIERZEHNTES KAPITEL
S üße«, krächzte ich, »du bist das
richtige Mädchen am richtigen Ort und zur richtigen Zeit.«
»Möchtest du, daß ich dich
umarme, solange du gefesselt bist?« Sie legte den Kopf ein wenig auf die Seite
und dachte einige Sekunden darüber nach. »Das wäre vielleicht ganz hübsch«, gab
sie zu.
»Im Augenblick, Liebling, wäre
mir am liebsten, du würdest mir die Hände losbinden«, sagte ich. »Bitte.«
»Ich habe diesem Bummern
zugehört, bis ich dachte, ich würde verrückt«, sagte sie. »Und so kam ich
herunter, um festzustellen, was eigentlich los ist.«
»Die Hände — wie wäre es
damit?«
»Ich weiß eigentlich nicht, ob
ich es soll«, erwiderte sie. »Ich hätte es beinahe vergessen — ich hasse dich
ja. Du hast mir gegenüber heute nachmittag dein
Versprechen gebrochen.«
»Aber, was das anlangt, bist du
schon wieder quitt mit mir, Süße«, antwortete ich mit der schrecklichen
Hartnäckigkeit der schon fast Toten. »Du hast die Polizei angerufen und ihr den
Wink gegeben, daß Wesley Stewart sich in meiner Wohnung versteckt hielte.«
Sie kicherte voller Entzücken.
»Ich habe dir doch gesagt, es würde dir noch leid tun .
Stimmt’s nicht?«
»Stimmt«, räumte ich ihr ein.
»Also steht’s zwischen uns wieder unentschieden, Liebling. Und wie wäre es,
wenn du mir jetzt die Hände losbindest?«
»Ich weiß nicht«, antwortete
sie. »Vielleicht sollte ich dich dafür, daß du mich sitzengelassen hast, erst
mal ein bißchen herumschubsen. Das muß ich mir erst noch überlegen.«
Sie richtete sich wieder auf,
und ich sah ihr Bein in seiner ganzen Länge durch den Schlitz in ihrem
unvermeidlichen chinesischen Kleid. Zum erstenmal hatte ich bei dem Anblick eines weiblichen Beines keine andere Reaktion als das
unbeherrschbare Verlangen, es zu packen und — zu zerbrechen.
»Ich möchte dich ja nicht
hetzen, Liebling«, begann ich erneut, »aber die anderen können jeden Augenblick
wiederkommen. Und wenn sie da sind, bringen sie mich um.«
»Und wer sind die anderen?«
»Midnight O’Hara und jemand,
den ich bisher noch nicht gesehen habe«, erwiderte ich. »Sie sagte, sie würde
in einer Stunde wiederkommen, und vielleicht ist die Stunde bereits um; ich
habe keine Möglichkeit, das festzustellen.«
»Midnight O’Hara?« fragte sie.
»So heißt doch die Frau, die das Hufeisen betreibt, wo Johnny ermordet
wurde.«
»Stimmt«, antwortete ich. »Ich
nehme an, daß sie und ihr Freund auch Talbot ermordet haben. Und mich bringen
sie ebenfalls um — und wenn sie dich hier unten erwischen, mußt du als nächste
dranglauben!«
Sie nahm ihre glitzernde Brille
ab und klopfte sich nachdenklich mit dem einen Ende des Gestells auf die Zähne.
»Ich weiß nicht«, erklärte sie,
»ich muß noch darüber nachdenken.«
Ich blickte mich hoffnungslos
um. Der Raum war ein Weinkeller. Rings an den Wänden entlang standen
Weinschränke, zwei Meter hoch, und noch zwei Reihen in der Mitte. Sie hatten
mich zwischen die beiden Reihen in der Mitte gelegt, als ob ich noch Interesse
für Wein hätte!
Rena ließ sich plötzlich neben
mir auf ihre Knie nieder und blickte mir aufmerksam in die Augen.
»Sag, daß es dir leid tut, dein
Versprechen heute nachmittag gebrochen und mich
sitzengelassen zu haben!«
»Es tut mir leid, Liebling«,
erklärte ich.
Sie stand wieder auf. »Ich
glaube, das hier ist irgendein idiotischer Einfall von dir!« sagte sie mit
plötzlicher Verdrossenheit. »Ich trau’ dir nicht mehr, Al Wheeler, du hast ein Versprechen
gebrochen!«
Wenn das noch lange so
weiterging, würden die anderen zwei Zwangsjacken brauchen, wenn sie uns hier
herausholen wollten — das heißt, vorausgesetzt, wir kamen überhaupt lebend hier
heraus.
»Sie haben auch Talbots
Leichnam hier heruntergeschafft«, sagte ich. »Sie wollen ihn irgendwohin
wegbringen und loswerden — und mich dazu. Wenn du mir nicht glaubst, sieh dich
doch einmal um — wahrscheinlich wirst du Talbot irgendwo in der Nähe finden.«
Sie sah mich zweifelnd an,
begann aber umherzugehen und sich umzusehen. Ich hörte ihre Schritte hinter der
nächsten Reihe von Weinschränken. Plötzlich blieb sie stehen. Sie kehrte sehr
viel schneller
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