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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aber ich hatte nicht.
    Ich war wie ein plattfüßiger
Idiot stehengeblieben und hatte durch meine Stimme meine Position genau
ausmachen lassen. Und sie hatte ihre Sache gut gemacht. Ich bekam den Beweis
dafür, als sich zwei Hände um meine Kehle schlossen und mit brutaler Kraft
zudrückten.
    Ich holte verzweifelt mit einem
Fuß aus und traf ein Scheinbein. Dann vernahm ich ein leises Stöhnen, und
danach begann alles vor meinen Augen zu tanzen, und der Schmerz in meiner Brust
war wie rotglühendes Eisen, das meine Lungen zu Asche verbrannte.
    Es folgte ein letztes
funkelndes Feuerwerk vor meinen Augen und danach vollkommene und endgültige
Finsternis.
    Wie lange sie währte, wußte ich
nicht. Ich öffnete die Augen und hätte geschrien, wenn meine wunde Kehle und
der Knebel in meinem Mund es zugelassen hätten. Ich starrte — nur ein paar
Schritte von mir entfernt — in ein paar grausame gelbe Augen. Dann wurde mir
klar, daß ich in Midnights Büro lag, fast Angesicht
zu Angesicht mit dem Kopf des Tigerfells.
    Irgendwo seitlich von mir hörte
ich etwas im Büro sich bewegen. Meine Hände waren auf dem Rücken und meine Füße
an den Knöcheln zusammengebunden.
    Ich verdrehte den Kopf und sah,
daß Midnight an ihrem Toilettentisch saß und sich sorgfältig zurechtmachte. Ich
sah ihr zu, bis sie fertig war; dann stand sie auf und zog gleichgültig ihren
Pullover und ihren Rock aus. Sie griff in den Schrank und holte eines ihrer mit
Pailletten besetzten Kleider hervor, die sie stets bei ihren Auftritten trug.
Dann mußte sie wohl ein brennendes Gefühl zwischen den Schulterblättern
verspürt haben, an der Stelle, auf die ich starrte. Sie wandte den Kopf und
blickte auf mich hinab.
    »Aber Lieutenant«, sagte sie.
»Das tut man doch nicht!«
    Sie zog sich das Kleid über den
Kopf, streifte es zurecht und machte den Reißverschluß fest.
    »Ich hoffe, daß Sie sich
gemütlich fühlen«, sagte sie, während sie vor dem Spiegel noch einmal letzte
Hand an ihre Frisur legte. »Es tut mir ja leid, daß dies eine so einseitige
Unterhaltung ist, aber ich möchte es nur ungern darauf ankommen lassen, daß Sie
hier brüllen. Es könnte meine Gäste stören. Die treffen schon ein.«
    Sie blickte mit einem Lächeln
auf mich nieder. »Sie haben eine ganze Weile gebraucht, um wieder zu sich zu
kommen - aber Sie hätten sich da gar nicht zu beeilen brauchen, es bleibt noch
massenhaft Zeit. Sie müssen hier warten, bis ich das Lokal schließe. Und dann
will ich Ihnen einen Gefallen tun: Ich werde Ihnen zeigen, was ich mit Talbots
Leiche gemacht habe — ich nehme an, daß sie sich freuen wird, Gesellschaft zu
bekommen.«
    Sie warf einen letzten Blick in
den Spiegel, öffnete dann eine Schublade, entnahm ihr ein schwarzes
Chiffontuch, kam wieder zu mir zurück und kniete neben mir nieder. Sie band mir
das Tuch um die Augen, zog es fest und verknotete es in meinem Nacken.
    »Wer nichts Böses sieht, redet
nichts Böses«, sagte sie leichthin. »Aber ein wenig hören können Sie ja noch immer. Sie sind
ein Idiot, Lieutenant! Ich habe Ihnen Wesley Stewart sozusagen auf dem Tablett
serviert, und Sie wollten ihn nicht haben. Nun werden Sie im Jenseits enden,
und außer Ihnen wird das allen gleichgültig sein!«
    Ich hörte ihre Absätze über den
Boden klicken, die Tür sich öffnen und dann das Umdrehen des Schlüssels im
Schloß.
    Niemals war mir eine Nacht so
lang vorgekommen. Von draußen hörte ich das Summen der Unterhaltung und das
Trio seine Stücke spielen — wer auch immer für Wesley eingesprungen war, er
konnte nicht entfernt so gut Saxophon spielen wie er. Ich hörte Midnight ihre
drei Chansons singen, und dann war das Trio wieder an der Reihe. Ich hätte ein
Jahresgehalt und den Healey obendrein für etwas zu trinken gegeben — sogar für
Wasser!
    Nach einer Spanne, die mir wie
zehn Jahre vorgekommen war, hörte ich die Tür sich wieder öffnen, und Absätze
klickten auf mich zu.
    »Na, Lieutenant, Langeweile?«
fragte Midnight sanft. »Es dauert jetzt nicht mehr lange, wir schließen in
einer halben Stunde. Ich ziehe mich jetzt nur noch um, dann geht’s los.«
    Ich lauschte einigen
raschelnden Geräuschen, und dann klapperten ihre Absätze wieder in Richtung auf
die Tür. Die Zeit verstrich wie beziehungslos. Das Trio hörte auf zu spielen,
das Summen der Unterhaltungen erstarb und wurde von den Geräuschen abgelöst,
die durch das Hinaustragen des Geschirrs und der Gläser in die Küche
entstanden. Und schließlich

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