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Der Schuß im Nachtklub

Der Schuß im Nachtklub

Titel: Der Schuß im Nachtklub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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verebbten sogar die Küchengeräusche in tiefer
Stille.
    Erneut öffnete sich die Tür,
und ich hörte ihre Absätze, diesmal gefolgt von einem langsameren, sehr viel
schwereren Schritt.
    »Wir fahren los, Al«, sagte
Midnight leichthin.
    Starke Hände ergriffen mich und
hoben mich offenbar ohne jede Mühe auf. Ich hörte Midnight vorangehen; Türen
öffneten sich und wurden wieder geschlossen; dann hörte ich, wie eine Wagentür
geöffnet wurde, und der Kerl, der mich trug, ließ mich auf den Boden des Wagens
fallen. Ich schlug mit meinem Kopf gegen die Kante des Sitzes, und damit wurden
noch ein paar Feuerwerkskörper ausgelöst, die vom letztenmal übriggeblieben waren.
    Der Motor sprang an, und der
Wagen fuhr los. Ich vermochte nicht zu sagen, wie lange die Fahrt dauerte,
außer, daß sie zu lange dauerte. Schließlich hielt der Wagen, und ich wurde
hinausgehoben und weggetragen.
    Es schien mir lange Zeit zu
vergehen, bevor man mich wieder ablud — dieses Mal auf Stein, den mein Gesicht
als rauh und kalt empfand.
    »Sie bleiben etwa eine Stunde
hier«, sagte Midnight. »Machen Sie sich keine Sorgen — Sie können hier keinen
Schaden anrichten, Sie können singen und tanzen, soviel Sie Lust haben.« Sie
gluckste vor Vergnügen bei der Vorstellung. »Nachher kommen wir zum großen
Finale zurück, Sie und Talbot Hand in Hand, Al!«
    Der Laut ihrer Schritte
schwand, und ich hörte eine Tür schließen. Damit blieb die Welt mir und der Dunkelheit
überlassen, wie jemand mal gesagt hat — aber der hat es nur gesagt, während ich
es erleben mußte.
    Ich bewegte meine Beine,
berührte aber nichts. Ich begann, mich mit dem ganzen Körper über den
Steinboden zu wälzen, indem ich mit den Beinen schwang. Ich tat es, ohne
irgendwo anzustoßen, bis der Rücken der einen Hand auf dem rauhen Steinboden beinahe aufgescheuert war.
    Ich fragte mich, ob sie mich
auf dem Boden eines leeren Schwimmbeckens deponiert hatten und später
zurückkämen, um das Wasser anzudrehen. Kein sehr beglückender Gedanke, auf
jeden Fall ein Anreiz, um mich weiterzuwälzen . So
blieb ich also dabei, bis meine Füße gegen etwas stießen, das mir wahnsinnig
weh tat.
    Ich rutschte ein wenig näher
heran und streckte meine Füße etwas vorsichtiger aus und berührte den
Gegenstand oder was es sein mochte. Er war fest und nach dem Abrutschen meiner
Füße zu urteilen gerundet. Ich zog die Beine an, so nah es ging, und stieß
nochmals vor, so daß die Sohlen meiner Schuhe gegen diesen Gegenstand stießen. Er
gab einen lauten klingenden Ton von sich.
    Er war also aus Eisen oder
Stahl und rundlich geformt. Vielleicht war es irgendeine Art Rohr oder
dergleichen.
    Mein Genius sagte mir, daß
dieses Ding, falls es ein Rohr war, wahrscheinlich von irgendwoher kam und irgendwohin
führte. Derselbe Genius sagte mir, ganz entgegen jeder Vernunft, daß irgendwo
dort, wo dieses Rohr herkam oder wo es hinführte, jemand es hören würde, wenn
ich weiterhin gegen dieses Rohr trat. Allerdings war es wahrscheinlich, daß,
falls mich überhaupt jemand hörte, es Midnight oder der Kerl sein würden, der
mich hier heruntergetragen hatte. Aber was hatte ich noch zu verlieren — außer
vielleicht meine Füße? So trampelte ich also unverdrossen auf das Ding ein und
hörte dabei sein Dröhnen. Ich trampelte, bis mir meine Beine so weh taten, daß
ich glaubte, sie nie wieder hochkriegen zu können. Dann blieb ich fünf Minuten
lang liegen, bis ich genügend Kraft gesammelt hatte, um von vorn anzufangen.
    Nach der dritten Runde wußte
ich, daß ich nie wieder würde gehen können — meine Beine waren total abgenutzt.
Ich war gerade dabei, mir eine Vorrichtung auszudenken, eine Sache mit Drähten,
mit deren Hilfe man beim Gehen jeweils ein Bein vor das andere setzen konnte,
als ich die Tür sich öffnen und jemand vorsichtig hereinkommen hörte.
    Die Hoffnung, es wäre nicht
Midnight oder ihr Komplice, hatte eine Wirkung auf mich, als hätte ich ein paar
Stunden bei einem Masseur zugebracht. Ohne jede Anstrengung konnte ich nochmals
meine Beine heben und trampelte erneut auf das Ding ein.
    Die Schritte begannen sich nun
zu nähern, immer näher und näher. Ich fühlte jemand so nah, daß ich den raschen
Atem hören konnte. Dann begannen zarte, kühle Hände den Knoten in meinem Nacken
zu lösen, und der Knebel wurde mir aus dem Mund gezogen.
    Einige Augenblicke später
verschwand das Tuch vor meinen Augen, und ich blickte in ein Paar riesige
violette Augen, nur um eine

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