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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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versehentlich umbringen würdest? Wäre deine Existenz damit beendet – peng! –, so als wärst du nie geboren worden? Aber wie hättest du dann überhaupt in die Vergangenheit zurückgehen können? Paradox! Paradox!«
    Laura, die Chris in dem durch den wolkenverhangenen Mond nur unzulänglich erhellten Inneren des Jeeps anstarrte, hatte das Gefühl, einen ganz anderen Jungen vor sich zu sehen. Natürlich hatte sie schon immer von seiner Vorliebe für Sience-fiction-Geschichten gewußt, die er mit den meisten Jungen seines Alters bis hinauf zu Teenagern gemeinsam zu haben schien. Aber sie hatte bisher noch keinen tieferen Einblick in einen von solchen Einflüssen geformten Verstand tun können.
    Im ausgehenden 20. Jahrhundert führten amerikanische Kinder offenbar nicht nur ein reicheres Phantasieleben als die meisten Kinder vor ihnen, sondern schienen daraus auch einen Vorteil zu ziehen, den die Elfen, Feen, Kobolde und Gespenster, mit denen frühere Kindergenerationen sich amüsiert hatten, nicht hatten bieten können: die Fähigkeit, über abstrakte Begriffe wie Raum und Zeit weit ernsthafter nachzudenken, als es ihrem emotionalen und intellektuellen Alter entsprochen hätte. Laura hatte das eigenartige Gefühl, zu gleicher Zeit mit einem kleinen Jungen und mit einem Weltraumforscher zu sprechen, die gemeinsam in diesem einen Körper existierten.
    »Weshalb haben diese Männer keine weitere Zeitreise machen können, nach dem es ihnen bei der ersten nicht gelungen ist, uns zu erledigen?« fragte sie verständnislos. »Weshalb sind sie nicht früher zurückgekommen, bevor mein Beschützer uns gewarnt hat?«
    »Paß auf: Dein Beschützer war bereits im Zeitstrom aufgetaucht, um uns zu warnen. Wären sie also zurückgekommen, bevor er uns warnte – wie hätte er uns dann überhaupt warnen können, wie wären wir dann lebend hier? Paradox!«
    Er klatschte lachend in die Hände wie ein Gnom, der über eine besonders amüsante Nebenwirkung eines Zauberbanns kichert.
    Im Gegensatz zu seiner guten Laune bekam Laura allmählich Kopfschmerzen, während sie sich bemühte, die komplizierten Aspekte dieses Themas auseinanderzuhalten.
    »Manche Leute halten Zeitreisen wegen dieser vielen Paradoxe sogar für unmöglich«, sagte Chris. »Andere sind der Meinung, sie seien möglich, solange eine Reise in die Vergangenheit kein Paradox erzeugt. Falls das zutrifft, können die Killer nicht zu einem früheren Zeitpunkt wiederkommen, weil zwei von ihnen bereits auf der ersten Reise umgekommen sind. Aber die Männer, die du nicht erschossen hast, und möglicherweise ein paar neue Zeitreisende könnten zurückkommen und uns am Ende der Straße auflauern.« Er beugte sich nach vorn, um erneut durch die teilweise vereiste Windschutzscheibe zu blicken. »Deshalb sind vorhin, als die anderen uns beschossen haben, im Süden so viele Blitze zu sehen gewesen – weil weitere Männer aus der Zukunft gekommen sind. Ja, ich wette, daß sie uns irgendwo dort unten auflauern.«
    Laura massierte sich die Schläfen mit den Fingerspitzen. »Kehren wir jetzt um, anstatt in die vor uns aufgebaute Falle zu tappen, dann merken sie, daß wir diesmal zu clever gewesen sind. Folglich unternehmen sie eine dritte Reise in die Vergangenheit, kehren zu dem Mercedes zurück und erschießen uns, wenn wir daran vorbei zurückzufahren versuchen. Sie erledigen uns, wohin wir auch fahren.«
    Chris schüttelte energisch den Kopf. »Nein, denn bis sie merken, daß wir ihre Absichten durchschaut haben – ungefähr in einer halben Stunde –, sind wir bereits wieder an dem Mercedes vorbei.« Der Junge hopste jetzt vor Aufregung auf seinem Sitz auf und nieder. »Versuchen sie dann, eine dritte Zeitreise zu machen, um uns am Anfang dieser Straße abzufangen, ist das unmöglich, weil wir bereits an dieser Stelle vorbei und in Sicherheit sind. Paradox! Siehst du, sie müssen sich an die Spielregeln halten, Mom. Auch sie besitzen keine Zauberkräfte. Sie müssen die Regeln beachten und können deshalb geschlagen werden!«
    In ihren 33 Jahren hatte Laura noch nie Kopfschmerzen wie diese gehabt, die sich so rasch von einem leichten Pochen zu einem dröhnenden Schädelspalter entwickelt hatten. Je länger sie versuchte, die Probleme zu lösen, die sich daraus ergaben, daß sie vor einer Horde zeitreisender Killer flüchten mußten, desto stärker wurden diese Schmerzen.
    »Ich gebe auf«, sagte sie schließlich. »Um damit zurechtzukommen, hätte ich all diese Jahre

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