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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Kasernen, Unterständen und Bunkern erledigen und war für die Anwendung im Freien weniger geeignet. Im Freien verflüchtigte sich das Gas zu sehr und zerfiel unter der Einwirkung von Sonnenlicht zu schnell, um außerhalb eines Radius von 200 Metern vom Abblaspunkt wirksam zu sein. Der Inhalt eines voll geöffneten Zylinders genügte jedoch, um ein Gebäude von 500 Quadratmeter Grundflächefläche in wenigen Minuten zu kontaminieren, was für Stefans Zwecke völlig ausreichte.
    Um 10.35 Uhr verließen sie die Villa des Ehepaar Gaines, stiegen in den Buick und fuhren los. Ihr Ziel war das Wüstengebiet an der Staatsstraße 111 nördlich von Palm Springs. Als Laura sich vergewisserte, daß Chris angeschnallt war, sagte der Junge: »Siehst du, wenn du jetzt ein Zeitreise-Auto hättest, könnten wir bequem ins Jahr 1944 zurückfahren.«
    Schon vor einigen Tagen waren sie nachts in der Wüste unterwegs gewesen, um einen geeigneten Ort für Stefans Abreise zu suchen. Sie mußten die geographischen Koordinaten dieses Punktes genau ermitteln, um die Berechnungen durchführen zu können, die Stefan nach Beendigung seiner Arbeit im Jahre 1944 eine unauffällige Rückkehr ermöglichen würden.
    Stefan wollte das Ventil des Vexxon-Zylinders öffnen, bevor er auf den Knopf des Rückkehrgürtels drückte, damit das Nervengas bereits austrat, wenn er durch das Tor ins Institut zurückkehrte und alle tötete, die sich an diesem Tag des Jahres 1944 im Hauptlabor des Instituts aufhielten. Das bedeutete jedoch, daß er schon am Ausgangspunkt seiner Reise eine bestimmte Menge des tödlichen Kampfstoffs freisetzen würde, was nur in einem unbesiedelten Gebiet gefahrlos möglich war. Die Straße vor dem zur Villa gehörenden Grundstück und die Nachbarhäuser hätten im Wirkungsbereich des Nervengases gelegen, und Stefan wollte nicht am Tod Unbeteiligter schuld sein.
    Darüber hinaus hatte Laura weitere Bedenken geäußert: Obwohl das Gas angeblich nur 40 bis 60 Minuten giftig war, befürchtete sie, von seinen Rückständen könnten langfristig unbekannte toxische Wirkungen ausgehen. Sie hatte nicht die Absicht, auf Jasons und Thelmas Grundstück irgendwelche gefährlichen Stoffe zurückzulassen.
    Der Tag war sonnig und klar.
    Sie waren erst einige Straßenblocks weit gefahren und befanden sich am Beginn einer Senke zwischen riesigen Dattelpalmen, als Laura glaubte, in dem Himmelssegment, das ihr der Rückspiegel zeigte, einen seltsamen Lichtreflex beobachtet zu haben. Wie würden Blitze bei wolkenlos blauem Himmel aussehen? Nicht so gleißend hell wie bei wolkenverhangenem Gewitterhimmel, denn sie würden mit der Helligkeit der Sonne konkurrieren müssen. Vermutlich würden sie der Erscheinung gleichen, die Laura gesehen zu haben glaubte: einem seltsamen Lichtreflex.
    Sie bremste, aber der Buick hatte bereits den tiefsten Punkt der Senke erreicht, so daß im Rückspiegel nur noch die Straße zu sehen war. Sie glaubte, auch ein Grollen wie entfernten Donner gehört zu haben, aber sie war sich ihrer Sache wegen des lauten Brummens der Klimaanlage ihres Wagens nicht ganz sicher. Sie hielt rasch am Straßenrand und beugte sich vor, um die Belüftung abzustellen.
    »Was ist los?« fragte Chris, als sie das Automatikgetriebe in Parkstellung brachte, ihre Tür auf stieß und aus dem Wagen sprang.
    Auch Stefan öffnete seine hintere Tür und stieg aus. »Laura?«
    Sie legte eine Hand über die Augen und suchte den beschränkt sichtbaren Himmel ab. »Hast du das gehört, Stefan?«
    In der warmen, trockenen Wüstenluft verhallte langsam ein fernes Rumpeln.
    »Könnte Düsenlärm gewesen sein«, meinte Stefan.
    »Nein! Als ich zuletzt auf Düsenlärm getippt habe, sind sie gekommen!«
    Das Licht des Himmels pulsierte ein letztes Mal. Sie sahen keinen richtigen Blitz, keine über den Himmel zuckende Lichtspur, sondern nur deren Reflex in den oberen Schichten der Atmosphäre: ein pulsierendes weißes Aufleuchten im Himmelsblau über ihnen.
    »Sie sind da«, stellte Laura fest.
    »Ja«, stimmte Stefan zu.
    »Irgendwo auf der Fahrt zur Hundertelfer werden wir angehalten, vielleicht von einer Verkehrsstreife, oder wir haben einen Unfall, der von der Polizei aufgenommen wird … und dann tauchen sie auf. Stefan, wir müssen umkehren, ins Haus zurückfahren!«
    »Das wäre zwecklos«, behauptete er.
    Auch Chris war ausgestiegen. »Er hat recht, Mom. Was wir jetzt tun, hat keinen Einfluß mehr. Diese Zeitreisenden sind hergekommen, weil sie schon einen

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