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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Detailkenntnisse fehlten. Vielleicht wußte er gar nicht, wie die Gürtel tatsächlich funktionierten.
    Merkte Hitler jedoch, daß Stefan aus dem Institut gekommen war, dann würde ihm auch klarwerden, daß Kokoschka und die fünf anderen keine Deserteure waren. Damit brach das ganze Verschwörermärchen zusammen – und Stefan war ein toter Mann.
    »Sie haben den Gürtel ohne die Maschine benützt?« fragte der Diktator stirnrunzelnd. »Ist das möglich?«
    Stefans Kehle war vor Angst wie ausgedörrt, aber er sprach trotzdem überzeugend. »Ja, mein Führer, es ist ganz leicht, den Gürtel … so einzustellen, daß er einen nicht ins Tor, sondern an einen beliebigen anderen Ort zurückbringt. Und wir können von Glück sagen, daß das der Fall ist, denn bei einer Rückkehr ins Institut wäre ich von den Juden, die bedauerlicherweise das Tor kontrollieren, am Herkommen gehindert worden.«
    »Juden?« fragte Hitler verblüfft.
    »Ja, mein Führer. Die Verschwörung innerhalb des Instituts ist meines Wissens nach das Werk jüdisch versippter Mitarbeiter, die es verstanden haben, ihre Abstammung zu verheimlichen.«
    Die Miene des Geistesgestörten verhärtete sich in plötzlichem Zorn. »Juden! Immer das gleiche Problem! Jetzt auch im Institut.«
    Als Stefan das hörte, wußte er, daß er gewonnen hatte und es ihm gelungen war, den Gang der Geschichte wieder in die rechte Bahn zu lenken.
    Das Schicksal bemüht sich, ursprünglich vorgesehene Entwicklungslinien durchzusetzen.
    »Chris, kriech lieber unter den Wagen«, forderte Laura ihn auf.
    Noch während sie sprach, kam der Bewaffnete südwestlich von ihr mit einem Sprung aus seinem Versteck, sprintete auf sie und den Rand des Arrayos zu und suchte offenbar den spärlichen Schutz einer weiteren niedrigen Sanddüne.
    Sie richtete sich blitzschnell auf, vertraute darauf, daß der Buick ihr Deckung vor dem Mann hinter dem Toyota bieten würde, und eröffnete das Feuer. Das erste Dutzend Geschosse ließ Sand und Gesteinssplitter hinter den Füßen des Rennenden aufspritzen, aber der nächste Feuerstoß erwischte ihn an den Beinen. Der Mann brach schreiend zusammen und wurde auch am Boden noch mehrmals getroffen. Er wälzte sich zur Seite, verlor den Halt und fiel über die Felskante des an dieser Stelle mindestens zehn Meter tiefen Arroyos.
    Noch während der Bewaffnete in die Tiefe stürzte, hörte Laura MP-Feuer – nicht aus der Richtung des Toyotas, sondern irgendwo hinter sich. Bevor sie sich herumwerfen und dieser neuen Gefahr begegnen konnte, wurde sie von einem Feuerstoß im Rücken getroffen, fiel nach vorn und blieb mit dem Gesicht nach unten auf dem harten Schiefergrund liegen.
    »Juden!« wiederholte Hitler aufgebracht. Dann erkundigte er sich: »Was ist mit dieser Atomwaffe, die uns angeblich helfen soll, den Krieg zu gewinnen?«
    »Eine weitere Lüge, mein Führer. Obwohl in der Zukunft immer wieder versucht werden wird, eine Waffe dieser Art zu entwickeln, wird es stets nur Mißerfolge geben. Die Sache ist ein Schwindel, den die Verschwörer ausgeheckt haben, um Forschungsmittel und -kapazitäten des Reichs durch ein sinnloses Projekt zu binden.«
    Durch die Bunkerwände kam ein Rumpeln, als befänden sie sich nicht unter der Erde, sondern hoch in der Luft inmitten eines Gewitters.
    Die schweren Bilderrahmen polterten gegen den Beton.
    Die Bleistifte klapperten in ihrem Kupferkessel.
    Hitler erwiderte Stefans Blick und starrte ihn lange prüfend an. »Wären Sie mir nicht treu ergeben«, meinte er dann, »hätten Sie einfach bewaffnet herkommen und mich im Augenblick Ihrer Ankunft erschießen können.«
    Tatsächlich hatte Stefan mit diesem Gedanken gespielt, denn nur die Ermordung Adolf Hitlers hätte einige der Flecken von seiner eigenen Seele tilgen können. Aber es wäre eine egoistische Tat gewesen, denn mit dem Mord an Hitler hätte er den Gang der Geschichte radikal verändert und die ihm bekannte Zukunft extrem gefährdet. Er durfte nicht vergessen, daß seine Zukunft zugleich auch Lauras Vergangenheit war; falls er die vom Schicksal vorausbestimmten Entwicklungslinien durch seine Einmischung stark veränderte, konnte es geschehen, daß es der Welt im allgemeinen und Laura im besonderen viel schlechter ging. Wenn er Hitler hier ermordete, konnte es sein, daß er bei seiner Rückkehr ins Jahr 1989 eine drastisch veränderte Welt vorfand, in der es Laura nicht gab, nie gegeben hatte.
    Er hätte diese Schlange in Menschengestalt am liebsten beseitigt,

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