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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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beharren, als habe das Institut nie existiert. Hitler mußte, wie vom Schicksal vorgesehen, den Krieg verlieren, und Stefan hatte jetzt die Aufgabe, die Glaubwürdigkeit des Instituts zu untergraben und dadurch den Erfolg der alliierten Invasion in der Normandie sicherzustellen.
    Klietmann hatte es geschafft, an dem Buick vorbei noch einige Meter nach Osten voranzukommen, wodurch er in den Rücken der Frau gelangt war. Er lag reglos hinter niedrigen Quarzzakken, die von hellblauen Adern durchzogen waren, und wartete darauf, daß Hubatsch sich im Süden von ihr zeigte. Sobald die Frau auf diese Weise abgelenkt war, würde Klietmann aufspringen und mit hämmernder Uzi auf sie losstürmen. Er würde sie durchsieben, bevor sie auch nur Zeit hatte, sich umzudrehen und einen Blick ins Gesicht ihres Mörders zu werfen.
    Los, Scharführer, bleib nicht in Deckung wie ein feiger Judenlümmel! dachte Klietmann aufgebracht. Zeig dich, zieh ihr Feuer auf dich!
    Sekunden später kam Hubatsch aus seiner Deckung, und die Frau sah ihn losrennen. Während sie sich auf ihn konzentrierte, sprang Klietmann hinter seinem blaugeäderten Quarzfelsen auf.
    Im Führerbunker beugte Stefan sich im Ledersessel vor und wiederholte: »Lügen, nichts als Lügen, mein Führer. Dieser Versuch, Ihre strategischen Reserven in Richtung Normandie zu locken, ist der Kernpunkt des von den Verschwörern im Institut geschmiedeten Plans. So sollen Sie dazu veranlaßt werden, einen schweren Fehler zu machen, den Sie an sich nicht machen würden. Sie sollen sich auf die Normandie konzentrieren; in Wirklichkeit liegt das Invasionsgebiet jedoch bei …«
    »Calais!« warf Hitler ein.
    »Ganz recht.«
    »Ich habe schon immer vermutet, daß die Landung im Gebiet um Calais stattfinden wird. Sie werden den Ärmelkanal an der engsten Stelle überqueren wollen.«
    »Sie haben recht, mein Führer«, bestätigte Stefan.
    »Allerdings kommt es am 7. Juni zu Landungen in der Normandie …«
    In Wirklichkeit würde die Invasion am 6. Juni beginnen, aber am 6. würde das Wetter so schlecht sein, daß das deutsche Oberkommando ein alliiertes Landungsunternehmen für ausgeschlossen hielt »… aber das ist lediglich ein mit schwachen Kräften unternommenes Ablenkungsmanöver, um unsere besten Panzerdivisionen an die normannische Küste zu locken, während die eigentliche Invasionsfront fast gleichzeitig bei Calais eröffnet wird.«
    Diese Informationen bestärkten den Diktator in seinen Vorurteilen und seinem Glauben an die eigene Unfehlbarkeit. Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. »Ich hab’s gewußt! Was Sie sagen, klingt richtig, Stefan. Aber … mir sind Dokumente – aus der Zukunft zurückgebrachte Fotokopien der entsprechenden Seiten aus Geschichtswerken – vorgelegt worden, die …«
    »Fälschungen«, behauptete Stefan, wobei er sich darauf verließ, daß die Paranoia des anderen diese Lüge plausibel erscheinen lassen würde. »Anstatt Ihnen echte Dokumente vorzulegen, hat man eigens Fälschungen hergestellt, um Sie irrezuführen.«
    Mit etwas Glück würde die von Churchill zugesagte Bombardierung des Instituts morgen stattfinden und zur Vernichtung der Zeitmaschine, aller zu einem Neubau befähigten Wissenschaftler und sämtlichen aus der Zukunft mitgebrachten Materials führen. Danach würde Hitler keine Möglichkeit mehr haben, den Wahrheitsgehalt von Stefans Behauptungen überprüfen zu lassen.
    Hitler saß etwa eine Minute lang schweigend da, starrte die Luger auf seinem Schreibtisch an und dachte angestrengt nach.
    Über ihnen nahm der Luftangriff wieder an Intensität zu und ließ die Bilder an den Wänden und die Bleistifte in dem Kupferkessel klappern.
    Stefan wartete ängstlich gespannt darauf, ob er Glauben finden würde.
    »Wie sind Sie hierhergekommen?« wollte Hitler dann wissen. »Wie haben Sie das Tor jetzt noch benützen können? Soviel ich weiß, wird es streng bewacht, seitdem Kokoschka und die anderen fünf desertiert sind.«
    »Ich bin nicht durchs Tor zu Ihnen gekommen«, antwortete Stefan. »Ich habe nur meinen Zeitreisegürtel benützt und bin geradewegs aus der Zukunft gekommen.«
    Dies war die frechste seiner bisherigen Lügen, denn der Gürtel war keine Zeitmaschine, sondern lediglich ein Rückkehrgerät, das seinen Träger ins Institut zurückbrachte. Stefan vertraute darauf, daß Hitler zwar von der Zeitmaschine und ihrer Funktionsweise wußte, ihm aber vermutlich

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