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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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mehrere komplizierte Romane angestellt, Thelma. Dabei habe ich gelernt, jeden und alles ausfindig zu machen.«
    Als sie in die Küche zurückkamen, war Thelma schweigsam geworden. Aus dem Wohnzimmer drang die bombastische Musik herüber, die Indiana Jones bei allen seinen Abenteuern begleitete. Während Laura saß und weiter ihren Revolver reinigte, schenkte Thelma ihnen Kaffee nach.
    »Reden wir doch einmal vernünftig miteinander, Kleine. Falls da draußen wirklich eine Gefahr lauert, die dieses Waffenarsenal rechtfertigt, bist du allein ihr nicht gewachsen. Weshalb hast du keine Leibwächter?«
    »Weil ich niemandem traue. Niemandem außer Chris und dir, meine ich. Und Dannys Vater, der aber in Florida lebt.«
    »Aber du kannst nicht so weitermachen: allein, in ständiger Angst …«
    »Ja, ich habe Angst, aber das Bewußtsein, vorbereitet zu sein, beruhigt«, sagte Laura, während sie eine Spiralbürste durch den Revolverlauf schob. »Ich habe mein Leben lang untätig zugesehen, wie mir geliebte Menschen weggenommen worden sind. Ich habe nichts dagegen getan, als es zu erdulden. Aber damit ist jetzt Schluß! In Zukunft kämpfe ich, verstehst du? Wer mir Chris wegnehmen will, muß über meine Leiche gehen, muß einen Krieg führen!«
    »Laura, ich weiß, was du mitmachst. Aber hör zu, laß mich hier die Psychoanalytikerin spielen und dir sagen, daß das weniger eine Reaktion auf eine wirkliche Bedrohung, sondern eine Überreaktion auf das Gefühl ist, dem Schicksal hilflos ausgeliefert zu sein. Gegen die Vorsehung bist du machtlos, Kleines. Du kannst nicht mit Gott pokern und gewinnen wollen, nur weil du einen Revolver in der Handtasche hast. Ich meine, du hast Danny durch einen gewaltsamen Tod verloren, das stimmt, und Nina Dockweiler könnte vielleicht noch leben, wenn jemand den Aal erledigt hätte, als er’s verdiente, aber das sind die einzigen Fälle, in denen Menschen, die du geliebt hast, durch Schußwaffengebrauch hätten gerettet werden können. Deine Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Dein Vater ist einem Herzanfall erlegen. Ruthie haben wir durch einen Brand verloren. Selbstverteidigung mit Waffen ist in Ordnung, aber du mußt die Dinge in der richtigen Perspektive sehen, du mußt dir einen Sinn für Humor in bezug auf unsere Verwundbarkeit als Spezies Mensch bewahren – sonst landest du eines Tages in einer geschlossenen Anstalt. Was wäre, was Gott verhüten möge, wenn Chris Krebs bekäme? Du bist bereit, jeden abzuknallen, der ihn auch nur anfaßt, aber Krebs läßt sich mit keinem Revolver bekämpfen, und ich fürchte, du bist so darauf fixiert, Chris zu beschützen, daß du daran zerbrechen wirst, wenn ihm etwas in der Art zustößt, etwas, mit dem du nicht fertig wirst, mit dem niemand fertig wird. Ich mache mir Sorgen um dich, Kleines.«
    Laura nickte und empfand plötzlich warme Zuneigung für ihre Freundin. »Ich weiß, Thelma. Und ich kann dich beruhigen. Ich habe vierunddreißig Jahre lang alles erduldet; jetzt wehre ich mich, so gut ich kann. Würden Chris oder ich Krebs kriegen, würde ich die besten Fachärzte aufsuchen und ihm oder mir die beste Behandlung sichern. Sollte jedoch alles fehlschlagen – sollte beispielsweise Chris an Krebs sterben –, würde ich diese Niederlage akzeptieren. Kämpfen schließt erdulden nicht aus. Ich kann kämpfen, und wenn aller Kampf nichts hilft, kann ich noch immer leiden.«
    Thelma starrte sie lange über den Tisch hinweg an.
    Schließlich nickte sie. »Das habe ich zu hören gehofft. Okay. Ende der Diskussion. Weiter im Text. Wann kaufst du dir einen Panzer, Shane?«
    »Der wird am Montag geliefert.«
    »Haubitzen, Granaten, Bazookas?«
    »Dienstag. Was ist aus deinem Filmprojekt mit Eddie Murphy geworden?«
    »Ich habe den Vertrag vorgestern unterschrieben.«
    »Wirklich? Meine Thelma tritt als Star in einem EddieMurphy-Film auf?«
    »Deine Thelma kriegt eine Rolle in einem Film mit Eddie Murphy. Ein Star bin ich deshalb noch lange nicht.«
    »In dem Film mit Steve Martin hat du die vierte Hauptrolle gespielt, in dem mit Chevy Chase die dritte. Und diesmal spielst du die zweite, stimmt’s? Und wie oft bist du schon Moderatorin der ›Tonight Show‹ gewesen? Achtmal, nicht wahr? Gib’s zu, Thelma, du bist ein Star.«
    »Vielleicht, aber von sehr geringer Helligkeit. Ist das nicht verrückt, Shane? Wir beide kommen aus dem Nichts, aus dem McIllroy Home, und schaffen den Sprung zur Spitze. Merkwürdig, was?«
    »Durchaus nicht«,

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