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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eingriff, um Ruthie zu retten, glaubte ich wohl nicht mehr recht an ihn. Ich habe Danny nie von ihm erzählt, denn damals ist mein Beschützer mir ungefähr so real vorgekommen wie der Weihnachtsmann. Und dann … hat er plötzlich auf der Straße vor mir gestanden.«
    »In dieser Nacht in den Bergen hat er doch gesagt, er werde in einigen Tagen zurückkommen und dir alles erklären …?«
    »Aber ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen. Ich warte seit sieben Monaten darauf, daß jemand, der plötzlich vor mir auftaucht, mein Beschützer ist – oder, ebenso wahrscheinlich, ein zweiter Kokoschka mit einer Maschinenpistole.«
    Thelma war von der Story wie elektrisiert und rutschte in ihrem Sessel hin und her, als stehe sie unter Strom. Zuletzt stand sie auf und ging im Zimmer auf und ab. »Was ist mit Kokoschka? Haben die Cops was über ihn rausgekriegt?«
    »Nichts. Er hat keinerlei Papiere bei sich gehabt. Sein Pontiac ist wie der rote Jeep gestohlen gewesen. Die Polizei hat seine Fingerabdrücke mit sämtlichen Karteien verglichen – ohne Ergebnis. Und einen Toten kann man nicht vernehmen. Niemand weiß, wer er war, woher er kam und weshalb er uns erschießen wollte.«
    »Du hast viel Zeit gehabt, über die Sache nachzudenken. Wie steht’s mit ein paar Vermutungen? Wer ist dieser Beschützer? Woher kam er?«
    »Keine Ahnung.« In Wirklichkeit hatte Laura eine ganz bestimmte Ahnung, die ihr jedoch verrückt erschien und für die sie keinerlei Beweise hätte vorbringen können. Sie verschwieg Thelma diese Vermutung jedoch nicht deshalb, weil sie sie für verrückt hielt, sondern weil sie so egozentrisch geklungen hätte. »Ich weiß es einfach nicht.«
    »Wo ist dieser Gürtel, den er bei dir zurückgelassen hat?«
    »Der liegt im Safe«, antwortete Laura und deutete mit dem Kopf zu der Ecke hinüber, in der ein in den Boden eingelassener Safe unter dem Teppich verborgen war.
    Die beiden schlugen den mit Klebeband befestigten Teppichboden zurück und legten einen Safe frei, der aus einem 40 Zentimeter langen Zylinder mit 30 Zentimeter Durchmesser bestand. Laura öffnete ihn und holte den einzigen Gegenstand heraus, den er enthielt.
    Sie gingen an den Schreibtisch zurück, um den geheimnisvollen Gürtel in besserem Licht betrachten zu können. Laura verstellte dazu ihre Arbeitslampe.
    Der zehn Zentimeter breite Gürtel bestand aus schwarzem Stretchmaterial, vielleicht Nylon, mit eingewebten Kupferdrähten, die eigentümlich komplizierte Muster bildeten. Wegen seiner Breite benötigte er statt einer Gürtelschnalle zwei kleine Schnallen, die ebenfalls aus Kupfer hergestellt waren. Unmittelbar links neben diesen Schnallen war ein Kästchen von der Größe eines altmodischen Zigarettenetuis – etwa acht mal zehn Zentimeter bei nur knapp zwei Zentimeter Tiefe – aus Kupfer aufgenäht. Selbst eine genaue Untersuchung ließ keine Möglichkeit erkennen, das Kästchen zu öffnen, aus dem in der linken unteren Ecke ein gelber Knopf mit etwa zwei Zentimeter Durchmesser herausragte.
    Thelma befühlte das seltsame Material des Gürtels zwischen Daumen und Zeigefinger. »Wiederhole mir noch einmal, was er sagte, daß passieren würde, wenn du auf den gelben Knopf drücken würdest.«
    »Er hat mich ermahnt, um Himmels willen nicht draufzudrücken, und als ich ihn nach dem Grund fragte, hat er geantwortet: ›Weil du nicht hinwillst, wohin er dich bringen würde.‹«
    Sie standen im Lichtkegel der Schreibtischlampe nebeneinander und starrten den Gürtel an, den Thelma in ihren Händen hielt. Inzwischen war es nach vier Uhr morgens, und das Haus war so still wie irgendein unbelebter Mondkrater.
    »Bist du jemals versucht gewesen, auf den Knopf zu drükken?« fragte Thelma schließlich.
    »Nein, niemals«, antwortete Laura, ohne zu zögern. »Als er von dem Ort sprach, an den der Gürtel mich bringen würde … da war in seinen Augen ein schrecklicher Ausdruck. Ich weiß, daß er nur widerstrebend dorthin zurückgekehrt ist. Ich weiß nicht, woher er stammt, Thelma, aber wenn ich seinen Ausdruck richtig gedeutet habe, dann muß dieser Ort praktisch die Hölle auf Erden sein.«
    Am Sonntagnachmittag gingen sie in Shorts und T-Shirts hinters Haus, breiteten einige Decken auf dem Rasen aus und veranstalteten ein langes, gemütliches Picknick mit Kartoffelsalat, Weißbrot, Aufschnitt, Käse, Obst, Kartoffelchips und dicken Zimtschnitten mit viel Schlagsahne. Sie spielten mit Chris, der diesen Nachmittag vor allem auch deshalb

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